Pflegemutter aus Viersen Meine Tochter auf Zeit

Viersen · Sie hatte einen Bürojob – den gab die 38-jährige Monika auf, um Kindern ein Zuhause auf Zeit zu geben. Acht Pflegekinder hat sie aufgenommen, jetzt kümmert sie sich um ein 16 Monate altes Mädchen.

 Ruth Friesen (links) und Ingrid Bockmanns (rechts) vom Sozialdienst katholischer Frauen unterstützen die 38-jährige Pflegemutter aus Viersen mit ihrer 16 Monate alten Pflegetochter.

Ruth Friesen (links) und Ingrid Bockmanns (rechts) vom Sozialdienst katholischer Frauen unterstützen die 38-jährige Pflegemutter aus Viersen mit ihrer 16 Monate alten Pflegetochter.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Vor vier Jahren hat Monika eine Aufgabe übernommen, die sie Tag für Tag strahlen lässt. Die 38-Jährige, die selbst zwei Kinder hat, ist in der familiären Bereitschaftsbetreuung vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) tätig. Das heißt, sie nimmt Kinder auf, die – aus welchen Gründen auch immer – derzeit nicht in ihrer gewohnten Umgebung leben bleiben können.

Acht Kinder waren es insgesamt in den vier Jahren, denen Monika und ihre Familie ein Daheim auf Zeit gegeben haben. Aktuell lebt so ein 16 Monate altes kleines Mädchen bei ihnen. „Für Kinder da sein und ihnen helfen zu können, ist mir einfach wichtig. Ich habe mich damals entschlossen, meinen normalen Büroberuf aufzugeben und mich stattdessen dieser Aufgabe zugewandt“, sagt Monika.

Wobei die familiäre Bereitschaftsbetreuung eine besondere Pflegeform ist und sich von der normalen Pflegefamilie unterscheidet. Monika und ihre Familie stehen auf Abruf bereit, wenn ein Notfall eintritt und können von jetzt auf gleich ein Kind übernehmen. Doch ob Einsatz in der Bereitschaftsbetreuung oder als sogenannte Vollzeitpflege, der SkF ist auf der Suche nach Pflegefamilien. „Wir suchen Menschen mit einem großen Herzen, die bereit sind, sich auf die Bedürfnisse der Kinder einzustellen“, sagt Ingrid Brockmanns vom SkF. Es sei von Vorteil, wenn der Sozialdienst auf eine Auswahl von Pflegefamilien zurückgreifen könne. Brockmanns: „Nicht jedes Kind passt in jede Familie. Daher ist es gut, wenn wir die Möglichkeit haben, aus einer Vielzahl die passende Familie herauszusuchen.“

Auch wenn es Pflegefamilie heißt, so sind nicht nur Ehepaare mit oder ohne Kinder angesprochen. Es spricht auch nichts gegen alleinstehende Personen oder homosexuelle Lebensgemeinschaften. Es kommt dem Sozialdienst auf den Menschen an, der dahinter steht und der bereit ist, Erziehungsarbeit zu leisten, sich mit einem fremden Kind auseinander zu setzen und ihm eine Familie zu geben. Auch das Alter ist zweitrangig.

Wichtig ist immer: Das Kind und seine neue Familie sollen zusammenpassen. Daher ist auch viel Vorarbeit nötig, bevor es überhaupt zu einer Zusammenführung kommt. Wer sich als Pflegefamilie anbietet, muss das erweiterte Führungszeugnis und ein Gesundheitszeugnis vorlegen. Etwas, das für jedes Familienmitglied gilt. Neben dem Ausfüllen von Formblättern gibt es mehrere Gespräche mit dem SkF, die dem Kennenlernen aber auch dem Vorbereiten auf ein Pflegekind dienen.

„Im Laufe der Gespräche habe ich dann ein Kind im Kopf, das in diese Familie passt. Erste Gespräche über das Kind schließen sich an. Jedes Kind bringt seinen Koffer mit, in dem seine Geschichte drin ist. Das müssen die Pflegeeltern akzeptieren“, sagt Ruth Friesen vom Sozialdienst.

Mit ihrer Herkunftsfamilie haben die Kinder in der Regel auch weiterhin Kontakt, wobei regelmäßige Besuche in den Räumen vom SkF stattfinden und von den dortigen Mitarbeitern begleitet werden. Ist ein Kind bei seiner neuen Pflegefamilie angekommen, reißt der Kontakt zum SkF nicht ab. Er steht immer beratend zur Seite und bietet unter anderem auch Seminare mit unterschiedlichen Inhalten für Pflegefamilien an. Jedes halbe Jahr gibt es zudem Hilfsplan-Gespräche mit dem Vormund, den Eltern und Pflegeeltern.

Pflegefamilien erhalten so genanntes Pflegegeld, mit dem die, durch das Kind entstehenden Unkosten abgedeckt werden. „Ich kenne aber niemanden, der es des Geldes wegen macht“, betont Brockmanns. „Als Pflegefamilie zu agieren, ist eine wichtige Aufgabe, daher sollte ein solcher Schritt immer gut mit allen beteiligten Familienmitgliedern bedacht werden.“

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