Viersen 3000 Ecstasy-Pillen ins Klo geworfen ?

Viersen · Der gestrige Zeugenauftritt eines Dachdeckers aus Duisburg im Drogenprozess vor dem Mönchengladbacher Landgericht sorgte bei den Zuhörern für ungläubiges Staunen. Wie gebannt schauten die drei Angeklagten auf den früheren Mitangeklagten, der nach einem Betriebsunfall im Rollstuhl sitzt.

Deshalb war dessen Verfahren abgetrennt worden. Der 41-Jährige soll Abnehmer von 3000 Ecstasy-Pillen und einem Kilogramm Amphetaminen gewesen sein. Für die Organisation der bandenmäßigen Drogengeschäfte macht der Staatanwalt das Trio aus Mönchengladbach und Viersen verantwortlich.

Von dem 44-jährigen Mönchengladbacher habe er 3000 Ecstasy-Pillen erhalten — für 2400 Euro, so der Zeuge. "Ich hab sie alle ins Klo geworfen", behauptete er vehement. Er habe sich doch nur verleiten lassen. Dabei deutete der Dachdecker auf den 53 Jahre alten Angeklagten. Den habe er im vergangenen Jahr durch einen Bekannten als Freigänger in der Willicher Justizvollzugsanstalt kennengelernt. Der Häftling im offenen Vollzug habe ihm erklärt, dass es sich um Drogengeschäfte handele. "Das ist die reine Wahrheit", beteuerte der Zeuge. Ungläubig reagierten sowohl der Staatsanwalt als auch das Gericht. Schließlich hatte der Duisburger beim Haftrichter zugegeben, die Ecstasy-Pillen zum Selbstkostenpreis weiter verkauft zu haben. Da war vom Versenken im WC keine Rede. "Und warum haben Sie dann eine Woche später von den Angeklagten noch ein Kilogramm Amphetamine übernommen?", fragte der Staatsanwalt empört. Es sei einfach eine Dummheit gewesen, so der Zeuge. Vielleicht habe er nur als "großer Mann" dastehen wollen. Am Ende verweigerte der Mann im Rollstuhl eine weitere Aussage. Ohne seinen Anwalt sage er gar nichts mehr. Tatsächlich war der Duisburger am 28. Dezember 2006 vor dem Wohnhaus des angeklagten Mönchengladbachers mit einer Tüte unterm Arm festgenommen worden. Die Tüte enthielt die 1000 Gramm Amphetamine.

Der 53-jährige Angeklagte hatte zu Prozessbeginn zugegeben, die Drogengeschäfte als Freigänger aus der JVA organisiert zu haben. Der Viersener und der Mann aus Gladbach sollen bei der Einfuhr der Drogen geholfen haben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort