48 Fälle gab es in der Stadt insgesamt in diesem Jahr Wie Opfer auf Exhibitionisten reagieren

Krefeld/Kreis Viersen · Im Sommer steigt die Zahl der Vorfälle, in denen sich Exhibitionisten zeigen. Opfer sollten sofort die Polizei alarmieren. „Oft leiden die Täter unter einer psychischen Störung“, sagt Polizeisprecher Daniel Uebber

Sie machen weder vor Kindern Halt, noch schreckt sie die Angst vor Entdeckung: Zahlreiche Exhibitionisten machen derzeit Krefeld unsicher, auch in Brüggen gab es einige Vorfälle. 48 Vorfälle gab es bereits in diesem Jahr, 18 Mal waren die Opfer Kinder. 18 mögliche Täter konnte die Kripo ermitteln.

Die zwei jüngsten Fälle ereigneten sich am Wochenende: Ein 36-Jähriger zeigte sich am Samstag gegen 18.45 Uhr in Uerdingen an der Kreuzung Parkstraße/Rather Straße mindestens einer Frau in schamverletzender Weise. Der Täter wurde gefasst. Ebenfalls in Uerdingen konnte die Polizei am selben Tag einen weiteren Exhibitionisten dingfest machen. Hierbei handelte es sich um einen 28-Jährigen, der zunächst eine Frau in einer Regionalbahn von Oppum in Richtung Uerdingen geschlagen und sich anschließend vor weiteren mitreisenden Frauen schamverletzend gezeigt hatte. Selbst als die Frauen den Zug in Uerdingen verließen, folgte der Täter und blieb aufdringlich. Erst die Polizei konnte den Vorfall beenden. Der Mann war stark alkoholisiert.

Warum entblößen sich vor allem Männer vor wildfremden Menschen, um dabei sexuelle Erregung zu spüren? „Oft leiden die Täter unter einer psychischen Störung“, sagt Polizeisprecher Daniel Uebber. Werden sie von den Einsatzkräften gefasst, ist in den meisten Fällen der Weg in eine entsprechende Fachklinik programmiert. Psychiatrisch ist das zur Schau stellen der Geschlechtsorgane vor Unbeteiligten ein zwanghaftes Verhalten. Der Täter befreit sich dadurch von einer psychischen Spannungssituation.

„Der Konsum von Alkohol spielt in zahlreichen Fällen ebenfalls eine Rolle“, so Uebber. Die Behandlung eines exhibitionistisch veranlagten Menschen ist schwierig. Therapeutischen Maßnahmen - häufig in einer Selbsthilfegruppe - sollen helfen, das sexuell abnorme Verhalten besser zu kontrollieren, sich dem eigenen Drang bewusst zu werden und Praktiken einzuüben, um diesem Drang nicht mehr nachzugeben.

Wie können sich die Opfer bei einem solchen Vorfall richtig verhalten? „Die Betroffenen sollen von dem Exhibitionisten keine Notiz nehmen“, lautet der Rät von Daniel Uebber. „Im Idealfall soll das Opfer nicht mit Panik reagieren, nicht schreien oder rufen.“ Es gelte, Ruhe zu bewahren, sich möglichst normal zu verhalten und dann schnellstmöglich die Polizei unter 110 zu alarmieren. „Von Vorteil ist, sich äußerliche Tätermerkmale wie Statur, Körpergröße, Haarfarbe, Farbe und Art der Kleidung oder andere Auffälligkeiten zu merken, um der Polizei eine möglichst genaue Personenbeschreibung zu liefern“, sagt der Polizeisprecher. Von Schutzmaßnahmen wie Pfefferspray oder anderen Reizgasen raten Experten im Bereich Kriminalprävention dagegen ab.

Direktes Eingreifen - auch von Menschen aus dem Umfeld - lehnt die Polizei ebenfalls ab. So hatte sich am Nachmittag des 27. Mai ein Unbekannter einer Schülerin in Verberg gegen 13.20 Uhr auf dem Hermann-Kresse-Weg in schamverletzender Weise gezeigt. Die 17-Jährige, die mit ihrem Hund spazieren ging, informierte ihre Mutter, die zum Tatort fuhr und Fotos des Mannes machte. Der flüchtete. „Die Fotos helfen uns jetzt bei der Fahndung. Hätte die Mutter allerdings sofort die Polizei informiert, hätten die Kollegen den Unbekannten vielleicht noch vor Ort fassen können“, so Uebber. Er ergänzt, dass sich ein Zusammenhang zwischen exhibitionistischen Handlungen und möglichen nachfolgenden sexuellen Gewalttaten aus den bislang vorliegenden Ergebnissen nicht ableiten lasse.

Als wichtige Maßnahme zur Aufarbeitung einer bereits erlebten exhibitionistischen Handlung raten Experten zum offenen Gespräch: „Kinder sollten mit ihren Eltern und junge Frauen mit dem Partner, Freunden, der Familie oder speziellen Beratungsstellen reden und über das Geschehene berichten. Es ist wichtig, aktiv nach Hilfe zu suchen und sich zu öffnen. Die Opfer sind niemals Schuld an einer solchen Situation. Es sind immer die Täter.“

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