Brüggen 11,3 Tonnen in gute Hände abzugeben

Brüggen · Die Laumans-Brücke soll weg. An dem Koloss aus Holz und Stahl hängt ein Schild: "Zu verkaufen" - angebracht von Mitarbeitern des Abbruchunternehmens Lankes aus dem Brüggener Weihersfeld, das mit dem Abriss der alten Ziegeleigebäude beauftragt worden ist.

 An der Borner Straße steht die Brücke jetzt auf einer Fläche, die auch bald geräumt werden soll. Auf dem weißen Schild in der Mitte - dort, wo früher der Schriftzug "Laumans" hing - steht: "Zu verkaufen - VB".

An der Borner Straße steht die Brücke jetzt auf einer Fläche, die auch bald geräumt werden soll. Auf dem weißen Schild in der Mitte - dort, wo früher der Schriftzug "Laumans" hing - steht: "Zu verkaufen - VB".

Foto: Heike Ahlen

Auf dem ehemaligen Ziegelei-Gelände an der Borner Straße in Brüggen sollen Wohnhäuser errichtet werden. Die Pläne für die Fläche wurden in den vergangenen zwei Jahren im Gemeinderat abgestimmt und beschlossen. Als zu Jahresbeginn die Bagger anrückten, um die Ziegelei-Gebäude abzubrechen, begann in Brüggen der Streit um die Frage, ob die Brücke erhaltenswert ist oder nicht. Privat sammelte Bernhard Mertens, der im Weihersfeld eine Autowerkstatt betreibt, Spenden für den Erhalt. Die örtliche SPD rief ebenfalls zu Spenden auf. Doch was konkret mit der Brücke geschehen soll, blieb unklar.

In der Nacht zu Freitag hatten nun Mitarbeiter der Firma Lankes die Brücke abgenommen und per Kran auf die Seite gestellt. Bis Ende der Woche, hatte Zohlen erklärt, müsse er wissen, was mit der Brücke passieren soll - denn dann soll auch die Fläche, auf der die Brücke abgestellt wurde, geräumt werden. Meldet sich keiner, der die Brücke haben will, wird sie zerlegt. "Die muss weg", macht Zohlen klar. "Die Gebäude liegen, wir fangen bald an, den Boden rauszuholen."

Soll die Brücke erhalten werden, müssten sich die Brüggener schnell entscheiden, fordert Zohlen. Doch sie sollten sich die Brücke vorher angucken. SPD-Fraktionschef Gottfried Optenplatz beispielsweise war schon da. Optenplatz hatte den Wunsch geäußert, die Brücke zu einem Start- und Zielpunkt eines Wanderweges zu machen, dort für Ausflügler 130 Jahre Tongeschichte in Brüggen darzustellen. "Ihm habe ich auch gezeigt, dass die Brücke innen gar nicht begehbar ist", erklärt Zohlen. "Da wurde Ton auf einem Fließband durchgeführt. Um die Holzkonstruktion zu halten, sind innen Querriegel eingezogen. Wenn die Brücke begehbar sein soll, müsste man die Querriegel entfernen und die Konstruktion anders stützen, sonst hält das nicht richtig."

Mit 1000 Euro sei der Brücken-Erhalt nicht zu machen, glaubt Zohlen. Allein der Transport sei nicht leicht zu stemmen: "11,3 Tonnen schwer, gut 3,50 Meter hoch, 14 Meter lang - da braucht man für den Transport einen Tieflader." Wer die Brücke haben will, kann sich an Zohlen wenden.

Den Schriftzug "Laumans" an der Seite haben die Mitarbeiter von Lankes schon abgenommen und der Firma Laumans zurückgegeben: "Der Schriftzug soll künftig unsere Werkshallen in Bracht schmücken", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Gerald Laumans. Laumans zufolge wurden die Buchstaben Anfang der 1990er-Jahre angebracht.

Die "Brückenretter" wissen, dass ihnen nicht viel Zeit bleibt, um einen Platz zu finden, an den die Brücke bis zum Ende der Woche gebracht werden kann. Bis Redaktionsschluss gestern Abend waren zwar einige Anfragen gestartet, "eine konkrete Lösung gibt es aber noch nicht", sagt Bernhard Mertens, der Organisator der Brücken-Rettung. Mitstreiter René Bongartz ist optimistisch: "Wir werden rechtzeitig handlungsfähig sein", sagt er. Und Gottfried Optenplatz versichert: "Wir versuchen auf jeden Fall, das hinzukriegen." Doch der Transport müsse bezahlbar sein.

Unabhängig davon, ob es am Ende gelingt, die Brücke zu retten und an einem anderen Ort aufzubauen oder nicht, sichert Bongartz zu: "Es wird in jedem Fall eine Initiative zur Dokumentation und zum Sichtbarmachen der Geschichte der Tonindustrie in Brüggen geben."

(RP)
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