Veranstaltung in Schwalmtal Am Ende des Lebens helfen und da sein

Grenzland · Der Verein Zapuh Grenzland organisierte den ersten Hospiz- und Palliativtag in Waldniel. Neben vielen Fachleuten aus dem Kreis Viersen kamen auch Angehörige, um sich über Palliativversorgung und Hospizarbeit zu informieren.

 Christoph Gerhard, Leiter des Kompetenzzentrums Palliativmedizin der Universität Duisburg-Essen, referierte im Pfarrheim in Waldniel anschaulich und einfühlsam über das Thema Palliativversorgung.

Christoph Gerhard, Leiter des Kompetenzzentrums Palliativmedizin der Universität Duisburg-Essen, referierte im Pfarrheim in Waldniel anschaulich und einfühlsam über das Thema Palliativversorgung.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

„Wann beginnt für dich der Rest des Lebens?“ „Wer wird gut sterben?“ Diese und andere nachdenklich machenden Fragen stehen auf den „Denkdeckeln“, die auf den Stehtischen im Pfarrheim St. Michael Waldniel ausliegen. Hier fand am Mittwochnachmittag der erste Niederrheinische Hospiz- und Palliativtag statt. Veranstaltet und organisiert wurde er vom Verein Zapuh Grenzland.

Der Verein ist Hospizdienst im Westkreis Viersen, Zentrum für ambulante Palliativversorgung und Hospizarbeit. Zapuh, so erklärt der Verein in seiner Broschüre, ist überdies ein kroatisches Wort, das auf Deutsch Windböe bedeutet. „Wir können helfen, dass Schmerzen, Unruhe und Angst, die wie eine Windböe durchs Leben von Erkrankten und Angehörigen fegen, nicht zum Dauersturm werden.“

Der Verein begleitet hochbetagte Menschen, denen ihr Alter zur Last geworden ist, die sich gebrechlich und hilfebedürftig fühlen. Er bietet regelmäßige Besuche zu Hause an, die Bereitschaft zu Gesprächen, die Entlastung der Angehörigen, die Hilfe bei der Verwirklichung von Wünschen und Bedürfnissen in Achtung der Würde des Menschen. Außerdem bildet der Verein zur ehrenamtlichen Hospizbegleitung aus.

An diesem Mittwoch treffen sich in der Palliativ- und Hospizarbeit Tätige sowie Angehörige zu einem intensiven Austausch und der Möglichkeit, an Fachvorträgen teilnehmen zu können. Ida Lamp, Psycho-Onkologin und Theologin, ist hauptamtliche Kraft des Vereins. Sie berichtet von über 110 Anmeldungen, die der Verein zum ersten Hospiz- und Palliativtag erhalten hat. „Fachpublikum aus Viersen, Erkelenz, Kempen, Grefrath und Angehörige“ haben den Weg ins Pfarrheim gefunden. Es geht bei dieser Veranstaltung zum einen darum, so erklärt Ida Lamp, Beiträge zur Professionalisierung von allen an der Palliativ- und Hospizversorgung beteiligten Kräfte zu liefern, zum anderen darum, die Vernetzung und Kommunikation der Beteiligten zu fördern und schließlich darum, die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements zu unterstreichen, ohne das die Palliativ- und Hospizversorgung nicht möglich ist.

Christoph Gerhard, Leiter des Kompetenzzentrums Palliativmedizin der Universität Duisburg-Essen, referiert anschaulich und einfühlsam über die Palliativversorgung trotz Demenz und Multimorbidität, Meike Schwermann von der Fachhochschule Münster, Fachbereich Gesundheitswesen, über die „Palliative Versorgung hochbetagter Menschen“. Auch Erich Schützendorf aus Viersen, der sich seit Jahrzehnten mit Leben im Alter befasst, tritt als Referent auf und spricht über „Alter als Nachspeise – Lebensqualität in der palliativen Situation“. Weitere Referenten sind Birgit Weihrauch, Claus Ryken und Johann Heinrich Arens, Kämpfer für eine adäquate ärztliche Versorgung im ländlichen Raum.

Ida Lamp hat viele Träume für den Verein Zapuh. Einer davon ist der von einem geräumigen englischen Taxi, mit dem die Mitarbeiter des Zapuh durch die kleinen Ortschaften zwischen Brüggen, Schwalmtal und Niederkrüchten fahren und den Kontakt zu den Betroffenen genauso wie zu den potenziellen ehrenamtlichen Helfern herstellen. Es ist eine intensive Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen allen Stellen von Kirchengemeinden über Pflegedienste, Freiwilligenorganisationen, Therapeuten, Krankenhäusern und Ärzten notwendig, um die Versorgung der Menschen zu gewährleisten. „Palliativversorgung ist Kommunikation“, erklärt Lamp.

Die etwa 35 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen von Zapuh „müssen Brückenköpfe“ werden, sagt sie und fügt hinzu: „Wir brauchen eine Sorge-Kultur.“ Im Englischen, so Lamp, nenne man die Palliativversorgung hochbetagter Menschen „tender loving care“. Genauso stellt sie sich ihre Arbeit vor.

Der Brüggener Mediziner Johann Heinrich Arens ist wie Ida Lamp leidenschaftlicher Kämpfer für die Palliativversorgung und Begründer des Vereins. Er beschreibt die problematische ärztliche Versorgungslage vor allem im ländlichen Gebiet und stellt klare Forderungen an die Kommunen. Sie müssen die Bedingungen schaffen, dass Ärzte „gern hier arbeiten“. „Wir bereiten uns darauf vor, dass die alternde Gesellschaft vielfältige Hilfe benötigt“, erklärt Arens und fragt: „Wie kann ich eine medizinische Versorgung erhalten, wenn es keiner tun will?“ Nötig sei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit nicht-ärztlichen Heilberufen. Der Verein Zapuh, so Arens, sei auf einem guten Weg.

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