Tönisvorst "Zivilgesellschaften können Welt verändern"

Tönisvorst · Auf Einladung von CDU-Bundestagsmitglied Uwe Schummer besuchte die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth den Kreis. Eine Station war das Medikamentenhilfswerk action medeor in Vorst.

 Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (vierte von links) besuchte auf Einladung von Uwe Schummer MdB (2.v.l.) das Medikamentenhilfswerk action medeor in Vorst.

Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (vierte von links) besuchte auf Einladung von Uwe Schummer MdB (2.v.l.) das Medikamentenhilfswerk action medeor in Vorst.

Foto: WOLFGANG KAISER

Schmal wirkt sie, die ehemalige Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit. Aber dennoch ist es unverkennbar Rita Süssmuth, die da im Gesprächsraum des Vorster Medikamentenhilfswerk action medeor an der St. Töniser Straße sitzt. 77 Jahre ist sie mittlerweile alt und auch wenn sie ihre politischen Ämter aufgegeben hat, so ist sie dennoch engagiert, etwa in der Flüchtlingspolitik, und interessiert, etwa am Thema Bildung.

Und da ist sie in Vorst genau richtig, denn action medeor ist schon lange mehr als eine Organisation, die Medikament in arme Länder liefert. "Wir haben 1998 unsere Satzung ergänzt", erzählt Bernd Pastors vom Vorstand. Seitdem hat das Vorster Unternehmen 53 Projekte in zwölf Ländern aufgebaut. "Projektarbeit bedeutet, Bildung und Ausbildung", erklärt Alexandra Geiser, Leiterin der Projektabteilung, "dazu gehören zum Beispiel pharmazeutische Beratung, Informationen zur Mutter-Kind-Gesundheit, AIDS-Aufklärung und AIDS-Vorsorge sowie die Ausbildung zur Geburtshelferin."

Rita Süssmuth zeigt sich beeindruckt von diesem jahrzehntelangen Engagement. "Mir war action medeor natürlich ein Begriff", sagt die ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundestages, "aber der Ausbildungssektor war mir neu." Es sei ein sehr innovativer und nachhaltiger Weg, den das Vorster Hilfswerk da beschreite. "Was Sie leisten, ist eine tolle Alternative zu dem, was andere Länder fabrizieren." Sie selber habe in Afrika Unmengen von Medikamenten gesehen, die niemand abholte, erinnert sich Süssmuth. Da seien Aufklärung und Gesundheitsschulungen doch wesentlich sinnvoller. "Auf diesem Gebiet gehören Sie zu den Pionieren", sagt die 77-Jährige in Richtung Bernd Pastors und Heinz Gommans, Präsident des Hilfswerks. "Tönisvorst kann stolz auf action medeor sein."

Eine Stunde lang hatten Pastors, Gommans und weitere Mitarbeiter des Hilfswerks die Politikerin und einige Mitglieder der CDU-Kreistagsfraktion zuvor durch die großen Lagerhallen an der St. Töniser Straße geführt und von der Arbeit des Hilfswerks berichtet. Als Präsidentin der Volkshochschule International liegt Süssmuth das Thema Entwicklung durch Bildung besonders am Herzen. "Dabei halte ich es für wichtig, dass nicht nur wir unser Wissen in andere Länder transportieren", sagt Süssmuth, vielmehr müssten auch das Wissen und die Erfahrung der Menschen aus anderen Medizinkulturen berücksichtigt werden. "Eine Art Austausch des medizinischen Wissens, ein Lernen voneinander wäre das Ideal", sagt die ehemalige Gesundheitsministerin.

Die Länder müssten aus der Almosenhaltung herauskommen. "Wir müssen uns auf Augenhöhe begegnen." Diese Anregung will action medeor jetzt aufgreifen und in die Arbeit integrieren, sagt Präsident Gommans. Generell glaubt die ehemalige Politikerin daran, dass die Zivilgesellschaft ganz entscheidend dazu beitragen kann, die Verhältnisse zu verändern. So sei der Einfluss ziviler Organisationen wie das Hilfswerk aus Vorst größer als der Einfluss der Politik.

(WS03)
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