Umweltschutz Wasserspender statt Plastikflaschen

Tönisvorst · Die Tönisvorster Rupert-Neudeck-Gesamtschule und das Michael-Ende-Gymnasium haben Wasserspender in den Schulgebäuden aufstellen lassen. Geschätzte 1600 Plastikflaschen soll das pro Woche einsparen.

 Unternehmer Oliver Enderlein (rechts), Lehrer Rene König (4. von rechts) und die Schüler Louise (von links), Benedict, Mayra, Sofia und Jan zeigen den Wasserautomaten.

Unternehmer Oliver Enderlein (rechts), Lehrer Rene König (4. von rechts) und die Schüler Louise (von links), Benedict, Mayra, Sofia und Jan zeigen den Wasserautomaten.

Foto: Wolfgang Kaiser

Etwa 1800 Kinder und Jugendliche besuchen eine der beiden weiterführenden Tönisvorster Schulen. Etliche von ihnen nehmen jeden Tag eine Plastikflasche mit, um ihren Durst zu löschen, an heißen Tagen sind es vielleicht auch mal zwei. Ist die Flasche leer, landet sie im Mülleimer, auf der Wiese oder im Gebüsch. Rene König, Biologie-Lehrer am Michael-Ende-Gymnasium, hat vor gut einem Jahr mit einer achten Klasse einen Tag lang Plastikflaschen im Schulzentrum eingesammelt und ist auf 410 Einweg-Flaschen gekommen, die Schüler entsorgt hatten. „Uns war klar, dass sich das ändern muss“, sagt König.

Das dachte auch Oliver Enderlein, als er den Zeitungsartikel über die Sammelaktion las. Enderlein, ein Unternehmer aus Tönisvorst, hatte kurz vorher die Firma „Pure Water Consulting“ gegründet, die Wasserautomaten kauft, in Schulen und Kindergärten installiert, befüllt, reinigt und wartet. „Ich habe mich an die Schulen und an die Stadt als Schulträger gewandt und vorgeschlagen, Trinkwasserautomaten aufzustellen, damit die Jugendlichen wiederverwertbare Flaschen auffüllen können“, sagt Enderlein.

Die Idee kam bei allen gut an, zumal der Stadt Tönisvorst keine Kosten entstehen. Die Eltern zahlen fünf Euro für eine Wasserkarte, über die die Schüler insgesamt 25 Liter frisches Wasser zapfen können. Anschließend wird die Karte wieder aufgeladen. „Bisher haben 70 Prozent der Schüler eine Karte bestellt“, sagt Oliver Enderlein. Die Lehrer haben außerdem darauf hingewiesen, dass die Schüler keine Plastikflaschen mehr benutzen sollen, auch nicht zum Wiederbefüllen. „Die Plastikflaschen lassen sich nicht reinigen und können verkeimen. Und sie geben Mikroplastik ab“, sagt Lehrer König. Auch „Pure Water“ bietet Flaschen aus Edelstahl, Glas oder Silikon an. „Die können ausgekocht werden, und es gibt Ersatzteile. Wenn etwa der Deckel defekt ist, kann er nachbestellt werden“, erklärt Enderlein.

Ursprünglich hatte der Tönisvorster einen Verein gegründet, der Getränkeflaschen kostenlos an Kinder ausgab. „One bottle for life“ hieß der Verein. „Dahinter steckte die Idee, dass eine Flasche immer wieder aufgefüllt wird und so Müll vermieden wird“, erklärt der Unternehmer. Tatsächlich aber seien die Wasserleitungen in vielen Schulgebäuden so veraltet, dass es sich nicht empfehle, das Leitungswasser zu trinken, weil Schwermetalle wie Blei und Kupfer oder sogar Bakterien und Keime über die Wasserrohre abgegeben werden können. „Wir kühlen, reinigen und filtern das Leitungswasser und bereiten es so auf“, erklärt Enderlein. Auch die Automaten würden regelmäßig gereinigt. Refinanziert wird das Ganze über den Verkauf des Wassers.

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen trägt Wasser massiv zu einer höheren geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit bei. Wer wenig trinkt, leidet schnell unter Kopfschmerzen und Energiemangel, ist unkonzentriert und vergesslich. In der Information zum Projekt, die „Pure Water“ an die Eltern ausgegeben hat, lässt sich nachlesen, dass Kinder mit 75 Prozent den höchsten Wasseranteil am Körpergewicht haben. Zum Vergleich: Bei Frauen beträgt er 46 Prozent. „Kinder müssen viel trinken und benötigen über den Tag verteilt Getränke und zusätzlich wasserreiche Lebensmittel wie zum Beispiel Obst und Gemüse“, heißt es auch in der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Parallel zur Neuerung der drei Wasserspender – zwei stehen im Schulzentrum, einer im Gebäude Kirchenfeld, wo die Mittelstufe der Gesamtschule unterrichtet wird – hat der „MEGa-Store“ neu im Schulzentrum eröffnet, den die Schülervertretung des Gymnasiums betreibt. „Wir verkaufen die Wasserkarten und laden sie auf“, erklärt der 17-Jährige Jan Fruhen. Auch Stifte und Schulhefte aus recyceltem Papier, sowie süße „Nervennahrung“ verkaufen die Schüler in den Pausen.

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