Tönisvorst Vom Rohrstock des patriotischen Lehrers

Tönisvorst · Der Heimatbund stellte jetzt die 175. Ausgabe des St. Töniser Heimatbriefes vor. Themen sind die Knabenschule im Jahr 1939, der Straßenkarneval, das neue evangelische Gemeindezentrum und ein in Bayern gebrautes Rixen-Bier.

 Vorsitzender Dr. Erich Tizek übergibt der stellvertretenden Bürgermeisterin Christiane Tille-Gander das druckfrische Exemplat der 175. Ausgabe des St. Töniser Heimatbriefes.

Vorsitzender Dr. Erich Tizek übergibt der stellvertretenden Bürgermeisterin Christiane Tille-Gander das druckfrische Exemplat der 175. Ausgabe des St. Töniser Heimatbriefes.

Foto: WOLFGANG KAISER

Heute dürfte Heinrich Kohnen über 82 Jahre alt sein. Seit über fünf Jahrzehnten wohnt der gebürtige St. Töniser in Kanada, hat aber seinen Geburtsort nie aus den Augen verloren. Regelmäßig bekommt er den St. Töniser Heimatbrief. Diesmal, es ist die mittlerweile 175. Ausgabe, gehört er selbst zu den Autoren. Als damaliger Schüler der Knabenschule, Einschulungsjahrgang 1939, schreibt er über seinen patriotischen Lehrer und Rektor Josef Ramisch und über den Versuch der Schüler, seinen Ried- und Prügelstock, "Keule" genannt, zu zerbrechen. Dies gelang, wenn auch nur für kurze Zeit: Korbmacher Mathissen lieferte prompt den Ersatzstock...

Dies ist nur eine interessante Geschichte, als der Heimatbund mit seinen Vorsitzenden Dr. Erich Tizek und Guido Beckers (Vize) jetzt das neueste Werk in der St. Töniser Sparkassenfiliale vorstellte. Viele Autoren waren da. Allen voran der 68-jährige Werner Lessenich, der bereits seit über 25 Jahren zu den Schreibern gehört. Mit einigen Beiträgen ist ferner Guido Beckers vertreten. Dabei lernt man übrigens auch seine Familie etwas kennen: Unter der Rubrik "Wir gratulieren" sind unter anderem seine Eltern, Christian und Gerta Beckers, aufgeführt, die kürzlich ihren 80. Geburtstag feierten und seit 1960 miteinander verheiratet sind. Und Tochter Tabae Beckers (22) schreibt über die lange Tradition der beliebten Tönisvorster Rocknacht.

Vize-Bürgermeisterin Christiane Tille-Gander bekam das erste Exemplar des 175. Heftes, das in den nächsten Tagen allen Mitgliedern nicht nur in St. Tönis zugestellt wird. Derzeit sind dies insgesamt über 1.300 Mitglieder. Davon leben 910 in St. Tönis, über 40 in Vorst, 315 in Deutschland und 53 im Ausland. Sogar bis nach Australien werden die Hefte, die zweimal im Jahr erscheinen, geschickt. Wer in den Verteiler kommen will, zahlt einfach dem Heimatbund einen Mindest-Mitgliedsbeitrag von jährlich zwölf Euro. Der erste Heimatbrief war im März 1953 erschienen.

Im Heimatbrief, auf dem diesmal als Titelbild der Teil einer Ansichtskarte (aufgenommen: etwa um das Jahr 1910) mit dem alten Antoniusstift zu sehen ist, wird an vieles erinnert: so an die Mädchenschule vor 60 Jahren, an die Geschichte der Hoteser St. Sebastianus Bruderschaft Benrad St. Tönis oder an den früheren St. Töniser Straßenkarneval: Dieter Hackstein, seit langem Zugleiter des Tulpensonntagszuges, hatte ihn geschrieben. Und Hackstein, der außerdem Mitglied im Tönisvorster Karnevals Komitee (TKK) ist, brachte zur Präsentation eine neue Nachricht mit: "Wir haben in St. Tönis wieder eine Führungsspitze." Ob es sich dabei um ein Stadtprinzenpaar, um eine Einzelperson oder um ein Dreigestirn handelt, ließ er offen. Das Geheimnis soll bei der Vorstellung am 3. August, 19 Uhr, in der Gaststätte Boves gelüftet werden.

Der evangelische Pfarrer im Ruhestand, Renz Schaeffer, war auch in der Runde. Deshalb, weil Erich Tizek und Guido Beckers über sein Wirken und über den Neubau des evangelischen Gemeindezentrums im Heimatbrief geschrieben hatten. "Da ist was Tolles entstanden, das die Gemeinde weiter zusammenhalten wird", fasste Beckers den Neubau zusammen. Und Renz Schaeffer konnte sich immer noch nicht mit seinem Ruhestand so recht anfreunden: "So richtig begreifen kann ich das immer noch nicht. Vielleicht gewöhne ich mich daran, wenn in den nächsten Monaten oder vielleicht erst Anfang des nächsten Jahres mein Nachfolger da ist."

Neben den vielen Anekdötchen, Namen und Nachrichten wird ferner die Arbeit des Tönisvorster Landschaftswächters Reimer Martens vorgestellt. Martens selbst dankte dafür, dass ihm diese Plattform gegeben werde, appellierte ferner an die Mitbürger, ihm Beobachtungen mitzuteilen, wenn es in der Natur zu Übergriffen und "Schandtaten" komme. Seine Rufnummer: 0152 34239763.

Seulenmedaillenträger werden ebenso vorgestellt wie Vereine. Und Werner Lessenich spricht bei seiner Geschichte und Recherche von einer "kleinen Sensation": denn das früher in St. Tönis gebraute Rixen-Bier mit dem Logo der Streuff-Mühle gibt es jetzt auch in Kaufbeuren. Ein Rixen-Bier mit fast identischem Logo. Wer dazu Näheres erfahren will, sollte mal in den Heimatbrief schauen.

(wsc)
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