Volkstrauertag Totengedenken ist auch Mahnmal für die Zukunft

Tönisvorst · In Kempen, Grefrath, Willich und Tönisvorst wurde am Sonntag der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht.

 In St. Tönis hielt Bürgermeister Thomas Goßen in diesem Jahr die Rede zum Volkstrauertag.

In St. Tönis hielt Bürgermeister Thomas Goßen in diesem Jahr die Rede zum Volkstrauertag.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wilhelm Hinzen war erst 21 Jahre alt, als er 1916 starb. Hans Hoff war 15, sein Bruder Herbert 16 Jahre, als sie 1941 dem Krieg zum Opfer fielen. Josef Kniepen, Heinrich Heinen und der Kriegsgefangene Radytza Armatzky – auch ihre Namen stehen auf den steinernen Kreuzen des St. Töniser Friedhofs, die an die Toten der beiden Weltkriege erinnern. Am Sonntag, am Volkstrauertag, besuchten Vertreter der Stadt, der Vereine und Bürger den Friedhof, um der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken.

„Wir müssen uns richtig erinnern, um richtig zu handeln“, sagte Bürgermeister Thomas Goßen, der in diesem Jahr die Ansprache hielt. Vor 30 Jahren, als die Mauer fiel und der kalte Krieg endete, habe man gedacht, Demokratie und Friede würden jetzt überall Einzug halten, sagte Goßen. Ein Blick nach Syrien und in viele afrikanische Länder zeige, dass die Welt davon weit entfernt sei. „Aber wird sind alle mit der Fähigkeit gesegnet zu lernen“, sagte der Bürgermeister. Es gelte, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und sich für Frieden und Demokratie einzusetzen, wo immer sie gefährdet seien.

Gemeinsam mit seinen Stellvertretern Uwe Leuchtenberg und Christiane Tille-Gander hielt der Bürgermeister vor den beiden Kränzen inne, die an den Gräbern der Kriegsopfer niedergelegt wurden. Neben dem Kranz der Stadt Tönisvorst hing ein Kranz des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Während die Gräber der Soldaten in Deutschland meistens von den Städten gepflegt werden, kümmert sich der Volksbund im Auftrag der Bundesregierung um die letzte Ruhestätte der deutschen Kriegstoten im Ausland.

Vor 100 Jahren wurde der Verein gegründet, um die Gräber zu erfassen, zu pflegen und die Angehörige in Fragen der Kriegsgräberfürsorge zu beraten. Heute betreut der Verein 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit etwa drei Millionen Kriegstoten. Außerdem gehört es zu den Aufgaben des Volksbunds, der sich zum größten Teil aus Spenden finanziert, die Bildung und Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten zu fördern und sie mit den Folgen von Krieg und Gewalt zu konfrontieren, um ein Mahnmal für die Zukunft zu setzen.

Aus diesem Grund wurde auch der Volkstrauertag 1922 eingeführt. Im Laufe der Jahre wurde das Erinnern und Gedenken, das immer auch ein Mahnen ist, erweitert: Nicht nur der Kriegstoten, auch der Opfer von Gewaltherrschaft und Rassismus wird gedacht. Dazu finden am Volkstrauertag überall in Deutschland Gottesdienste und Gedenkveranstaltungen statt. Nach mehreren Änderungen hinsichtlich des Datums und des Namens – bei den Nationalsozialisten hieß der Tag „Heldengedenktag“, heute weiß man, dass es im Krieg keine Helden gibt, sondern nur Opfer – wurde der Volkstrauertag in der Bundesrepublik 1952 wieder eingeführt.

Auch in anderen Ländern gibt es ein Gedenken an die Kriegsopfer. In den Niederlanden schweigen die Menschen am 4. Mai zwei Minuten lang, in Belgien und Frankreich ist der 11. November jeweils ein arbeitsfreier Gedenktag. Die USA begehen den letzten Montag im Mai als Memorial Day.

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