Sommerkabarett beim Stadtkulturbund Tönisvorst Viel zu lachen für Kabarett-Publikum in Vorst

Vorst · Beim Sommerkabarett des Stadtkulturbunds begeisterten Helmut Sanftenschneider, Heike Becker, René Steinberg und Achim Knorr. Leider blieben viele Plätze frei.

 Neben Helmut Sanftenschneider und Heike Becker waren René Steinberg und Achim Knorr zu Gast beim Sommerkabarett in Haus Vorst.

Neben Helmut Sanftenschneider und Heike Becker waren René Steinberg und Achim Knorr zu Gast beim Sommerkabarett in Haus Vorst.

Foto: Norbert Prümen

   Eigentlich hätten neben Helmut Sanftenschneider und Heike Becker beim Sommerkabarett in Haus Vorst auch Oli Materlik und Kevin O‘Neil auftreten sollen. Sie waren aber durch René Steinberg und Achim Knorr ersetzt worden. Das Publikum nahm diese Veränderungen gelassen hin und tat damit genau das Richtige: Die „Ersatzspieler“ wirkten alles andere als zweite Wahl. Es wurde viel gelacht. Was allerdings nicht zum Lachen war: In den Saal von Haus Vorst waren gerade einmal knapp 80 zahlende Zuschauerinnen und Zuschauer gekommen – Platz wäre für über 200 gewesen.

Der Vollblut-Entertainer Helmut Sanftenschneider erwies sich schnell als der ideale „Eisbrecher“. Die Besucher brachte er dazu, ihr weibliches Gegenüber voller Inbrunst mit „Hallo, meine Königin“ anzusprechen. Die Frauen durften sich revanchieren mit einem kollektiven „Hallo, mein Knecht“. Beim Sommerkabarett ging es auch um Sommerhits. Sanftenschneider hatte sie zum Teil dem aktuellen Zeitgeist angepasst. So wurde aus dem Hit „Sommersprossen“ von UKW, einem Produkt der Neuen Deutschen Welle, ein neuer Song mit dem Titel „Affenpocken“ – böse, böse, aber irgendwie auch lustig.

René Steinberg dachte zurück an die Pandemie-Zeiten, als Kleinkunst in Autokinos dargeboten wurde: Das fand er „total abgefahren“. Damals entstand eine neue Form der Kommunikation: „Scheibenwischer an“ bedeutete, dass die Zuschauer gerade Tränen lachten.

Gelacht wurde am Freitagabend fast nonstop. Steinberg sammelte beim Publikum, das überwiegend aus Best-Agern bestand, Punkte mit seinem nostalgischen Rückblick: Statt Fernsehen „on demand“ lief man früher zur Videothek. „Wie erklärt man jungen Leuten heute, was Laufen ist“, ätzte der Kleinkünstler. Sein pubertierender Sohn habe so viel geschlafen, dass er sich beim Pflegedienst erkundigt hatte, ob er ihn mal wenden müsse.  

Sonnenblumenöl ist für ihn das neue Klopapier. Dem „Tönisvorster Bildungsbürgertum“ kamen auch Sketche über das Privatfernsehen entgegen mit Gewinnspielen, bei denen Fragen wie diese gestellt werden: „Ist der Ball a) rund oder b) eckig?“. Sein forscher Vorschlag: Werbung mitten in der Sendung. Das könnte sich dann so anhören: „1 : 0 für Deutschland – das gibt“s doch nicht – doch, bei Roller.“ Sein angespanntes Verhältnis zu seinem Vater während der Pubertät bezeichnete Steinberg als „Vaterlismus“.

Als Ruhrpottpflanze anmoderiert, eilte Heike Becker hurtig auf die Bühne. Eines ihrer Themen was das Älterwerden. Ihr Resümee: „Älterwerden hat nicht nur Vorteile – eigentlich gar keine.“ Woran man merkt, dass man älter wird? „Wenn man Dinge wie ein Blutdruckmessgerät zum Geburtstag geschenkt bekommt.“ Der Ehemann bekam ganz schön sein Fett weg. Das hörte sich dann so an: „Er ist nicht hässlich, ihm steht nur kein Licht.“ Betrunken zu flirten sei wie hungrig einkaufen zu gehen. Hier wie da gilt laut Heikes Mutter Folgendes: „Was man angefasst hat, muss man auch nehmen.“

Nach über zwei Stunden kam ein großer, schlanker Mann  mit längeren grauen Haaren auf die Bühne. Würde er das Publikum mitnehmen können in seine schon recht skurrile Welt des Humors? Ja, Achim Knorr sollte sogar sehr gut ankommen bei den Zuschauerinnen und Zuschauern. Er hatte kurze Gedichte wie dieses parat: „Hier herrscht 30, ich fahr‘ 60 – tatü tata, das rächt sich.“ Der Kölner mit seinem ganz eigenen Humor erzählte, wie er im Supermarkt Prinzenrollen einen Teil des Inhalts zum sofortigen Verzehr entnahm, weil auf der Packung „50 Gramm gratis“ stand und berichtete von der „Prayback-Karte“ mit „Reue-Punkten“ und davon, wie er seine Ernährung „um 360 Grad umgestellt“ hatte.

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