Willich Vauth-Prozess zieht sich in die Länge

Willich · Auch am dritten Tag des Prozesses gegen das Tönisvorster Ehepaar Lothar und Jessica Vauth ist die angekündigte Besetzungsrüge noch nicht erfolgt. Nach drei Stunden wurde die Verhandlung wegen Vauths Erschöpfung beendet.

Zwei Justizbedienstete schieben den Angeklagten Lothar Vauth auf einem Rollstuhl in den Gerichtssaal. Der gestrige Verhandlungstermin begann um 10 Uhr und wurde um 12.57 Uhr geschlossen, weil der Angeklagte erschöpft sei.

Zwei Justizbedienstete schieben den Angeklagten Lothar Vauth auf einem Rollstuhl in den Gerichtssaal. Der gestrige Verhandlungstermin begann um 10 Uhr und wurde um 12.57 Uhr geschlossen, weil der Angeklagte erschöpft sei.

Foto: STRÜCKEN

Verteidiger Daniel Wölky strapaziert die Nerven aller Prozessbeteiligten - auch wenn alle nach außen Gleichmut zur Schau tragen. Das Publikum stimmt mit den Füßen ab und verlässt vorzeitig den Gerichtssaal, nach der Mittagspause ist der Zuschauerraum leer.

Auch der dritte Verhandlungstermin hat keinen Fortschritt gebracht. Am ersten Tag am 17. März stellte Verteidiger Prof. Dr. Björn Gercke einen Antrag für ein Rechtsgespräch, den zweiten Termin am 29. März und den dritten gestern am 5. April überließ er ganz seinem Kanzleikollegen Daniel Wölky. Der junge Strafverteidiger hatte am zweiten Tag den Antrag angekündigt, die Zuständigkeit oder Besetzung der Strafkammer anzuzweifeln.

Nachdem die Staatsanwaltschaft die Anklage verlesen hatte, erhielt der Verteidiger das Wort, um seinen Antrag zu begründen. Seitdem redet er ununterbrochen - wie die Dauerreden im US-Senat, die ein ganzes Verfahren lähmen sollen. Auch Wölky hat es mit dem Verlesen der Akten bis in alle Einzelheiten von Kreditkartenbelegen und Kontoüberweisungen aus den Akten der Staatsanwaltschaft bisher erfolgreich geschafft, den Fortgang des Verfahrens mit Befragung der Angeklagten und von Zeugen zu verhindern. Seinen eigentlichen Antrag zur Besetzung der Kammer ist er immer noch nicht losgeworden. Auf die Eingangsfrage der vorsitzenden Richterin Ellen Roidl-Hock, ob er den Antrag nicht schriftlich einreichen wolle, meinte der Anwalt, es unbedingt mündlich machen zu müssen.

Gestern begann die Verhandlung um 10 Uhr. Um 10.52 Uhr gab es eine erste kurze Pause, weil die Angeklagte Jessica Vauth gebeten hatte, auf Toilette gehen zu können. Um 12.01 Uhr zog Lothar Vauth nach einem Blick auf die Saaluhr am Talar des Verteidigers. Das Gericht beschloss eine halbstündige Mittagspause. Um 12.40 Uhr fragte die Staatsanwältin den Anwalt, ob sein Mandant schlafe. Nein, er hatte nur die Augen zu. Doch um 12.57 Uhr erklärte der Verteidiger, sein Mandant sei zu erschöpft. Die vorsitzende Richterin schloss die Verhandlung und vertagte sie nach den Osterferien auf den 20. April.

Minuziös verlas der Anwalt weiter die Summen von Kreditkarten und Überweisungen, die Lothar Vauth über die Sozietät abgewickelt haben soll. Seine Ex-Kollegen haben ihn 2009 angezeigt. Inzwischen musste die Kanzlei Insolvenz anmelden. Im September 2016 wurde Vauth zivilrechtlich verurteilt, 348.000 an den Insolvenzverwalter der Kanzlei Dr. Stöber und Partner zu zahlen. Ihr gehörte von 2000 bis 2007 auch Lukas Siebenkotten an, der 1999 als SPD-Bürgermeister von Willich abgewählt wurde. Siebenkotten ist seit 2008 Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes in Berlin. Der Name "Siebenkotten und Partner" tauchte gestern im Laufe der Ausführungen des Anwaltes gleich mehrfach auf als Verwendungszweck für Überweisungen vom Konto der Kanzlei an Lothar oder Jessica Vauth, oft in glatten Beträgen von 2000 Euro. Auf Nachfrage erklärte gestern Lukas Siebenkotten, eine Kanzlei Siebenkotten und Partner mit ihm habe es nie gegeben. Auch habe er kein Geld von Vauth erhalten.

Bei den Buchungen von Kreditkarten, die Lothar Vauth von Konten der Sozietät bediente, ging es um Bezahlungen für LTU, Air Berlin, TUI, Thomas Cook, für Nordwijk in Südholland, das Dorint Parkhotel in Krefeld, griechische Restaurants wie das Odysseus in Mönchengladbach oder das Lukullus in Krefeld, aber auch für das Damenmodegeschäft Ulla Popken in Viersen. Auch eine Rechnung für das Luxushotel Schloss Bensberg in Bergisch-Gladbach mit Sterne-Küche ("Deutschlands bestes Restaurant") wurde gestern genannt. Die Ex-Kollegen sehen das als nicht autorisierte private Ausgaben für Reisen, Essen und Kleidung an. Auch Kosten für den Wagen des Schwiegervaters soll Vauth über die Kanzlei abgerechnet haben, ebenso Rechnungen für eine Immobilien-Verwaltungsgesellschaft in Krefeld, die Vauths privaten Immobilienbesitz betreute.

(RP)
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