Tönisvorst/Krefeld Vauth-Prozess: Was nicht in die Akte sollte

Tönisvorst/Krefeld · Am Krefelder Landgericht, vor der 2. Großen Strafkammer, wurde gestern der Prozess gegen das Tönisvorster Ehepaar Lothar und Jessica Vauth fortgesetzt. Beiden wird Untreue in 923 Fällen vorgeworfen. Die Taten ereigneten sich vor etwa acht bis zehn Jahren. Mandanten und Kollegen der Krefelder Sozietät, in der der ehemalige Rechtsanwalt Lothar Vauth Partner war und seine Frau als Büroleiterin arbeitete, entstand laut Anklageschrift ein Schaden in Höhe von 1,9 Millionen Euro.

Während des gestrigen Verhandlungstages trat unter anderem einer der geschädigten Mandanten in den Zeugenstand. Der 76-jährige Rentner aus Kempen erklärte, dass er sich im Sommer 2008 an jene Sozietät und dort gezielt an Lothar Vauth wandte, um sich von ihm in einer Erbschaftssache beraten zu lassen. Konkret war eine Verwandte kurz zuvor verstorben und hatte in ihrem Testament neben dem Zeugen und seiner Ehefrau auch eine Betreuerin mit einer großzügigen Geldsumme in Höhe von 100.000 Euro bedacht. "Das fanden wir merkwürdig und wollten deshalb die Meinung eines Juristen hören", ergänzte der Kempener.

Vauth habe ihm geraten, das Testament anzufechten und mit der Gegenpartei einen Vergleich auszuhandeln. Damit sei die betreffende Dame auch generell einverstanden gewesen, nur über die Höhe des Vergleichs konnte wohl zunächst keine Einigung erzielt werden, ließ Vauth seinen Mandanten wissen. "Ich wurde dann aufgefordert, erst 50.000 Euro und später noch einmal 20.000 Euro auf das Konto der Sozietät zu überweisen", meinte der Zeuge. Dem sei er auch nachgekommen. Das alles habe sich über ein gutes halbes Jahr hingezogen. Dann erfuhr er durch die Presse, dass es Vorwürfe gegen Vauth wegen Untreue gebe. Das habe den mittlerweile 76-Jährigen natürlich irritiert. Schließlich sei er zu der Erkenntnis gelangt, dass "die 70.000 Euro wohl weg" seien. Er erstattete anschließend, nachdem er noch mit einem von Vauths Kollegen gesprochen hatte, Anzeige bei der Polizei.

Letztendlich sei die Sozietät wieder an ihn herangetreten und habe ihm mitgeteilt, dass sie das Geld, und zwar die Gesamtsumme, nun tatsächlich an die Gegenseite überweisen werde. Das sei auch geschehen: "Allerdings musste ich noch 10.000 Euro drauflegen, weil die gegnerische Anwältin auf einer Vergleichssumme von insgesamt 80.000 Euro bestand."

Zum Schluss des Verhandlungstages verlas die Richterin noch eine interessante Notiz, die mutmaßlich von Jessica Vauth verfasst wurde. Darin ging es darum, wie man möglichst viel Zeit bei Überweisungen schinden kann - mit dem Vermerk: "Das soll auf keinen Fall in die Akte." Und darunter ist zu lesen: "Du bist spitze!"

Der Prozess wird am Montag, 21. August, 10 Uhr, fortgesetzt.

(sste)
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