Tönisvorst Umweltpolitiker besucht die Apfelstadt

Tönisvorst · NRW-Staatssekretär Peter Knitsch vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz war zu Besuch auf dem Hof der Familie Schumacher an der Huverheide. Knitsch nannte die Betriebsführung vorbildlich.

 Rudolf (links) und Bernd Schumacher nehmen Staatssekretär Peter Knitsch in die Mitte.

Rudolf (links) und Bernd Schumacher nehmen Staatssekretär Peter Knitsch in die Mitte.

Foto: W. KAISER

Wer flexibel auf die Nachfrage reagiere und bereit sei, auf die Verbraucher zuzugehen, der könne seine Produkte erfolgreich vermarkten, ist Peter Knitsch, seit 2013 Staatssekretär im NRW-Umweltministerium von Minister Johannes Remmel (Bündnis 90/ Die Grünen), sicher. Der Obsthof "Apfelparadies" von Bernd und Rudolf Schumacher sei dafür ein gutes Beispiel, findet der Staatssekretär, der auf seiner Sommertour unter dem Motto "NRW is(s)t regional" gestern in Tönisvorst Station machte.

Bei Obstkuchen, Apfel-, Aprikosen- und Erdbeersaft aus eigener Pressung plaudern die beiden Obstbauern und der Staatssekretär eine Stunde lang über den Betrieb der Familie Schumacher und über ein - aus Sicht der Obstbauern - Ärgernis: die Rabenvögel. "Die Krähen sind zurzeit unser größtes Problem", sagt Rudolf Schumacher, "sie picken alle Früchte an und holten die Vogeljungen aus den Nestern, weshalb die Zahl der insektenfressenden Vögel zurückgeht." Davor dürfe man die Augen nicht verschließen, betont der Senior in Richtung Staatssekretär, dessen Minister den Abschuss von Krähen verboten hat.

Peter Knitsch sagt, die moderne Landwirtschaft sei die Ursache für den Rückgang der Artenvielfalt, nicht die Rabenvögel, die die Jungen aus den Nestern holen. "Es gibt deshalb weniger insektenfressende Vögel, weil es weniger Insekten gibt", sagt der Politiker. Und das wiederum liege an den Monokulturen auf den Feldern und den Einsatz von Pestiziden. Aber er wolle das Thema mitnehmen und hinterfragen, ob das generelle Abschussverbot in allen Regionen von NRW sinnvoll sei.

Begeistert zeigt sich der 56-Jährige von der Direktvermarktung, über die die Schumachers ihre Waren vertreiben. An Standorten in Wittlaer, Moers-Kapellen und Meerbusch werden die 36 Apfelsorten, Birnen, Aprikosen, Pflaumen, Zwetschgen und Kirschen des Tönisvorster Hofs verkauft. Auch die Obstsäfte begeistern den Politiker. "Das ist unser Versuch, Nischenprodukte zu platzieren", erklärt Bernd Schumacher, der gerade viel Geld in eine neue Presse investiert hat. Zu den frischen Säften - darunter auch ein roter Apfelsaft - soll sich in Kürze noch ein rotes Apfelmus gesellen.

Die Schumachers müssen neue Wege gehen, weil die Marktlage allgemein schlecht sei, wie Bernd Schumacher ausführt. "Besonders Polen produziert seit ein paar Jahren sehr viele Äpfel, die die heimischen Sorten verdrängen." Das Russland-Embargo wirkt sich so aus. Aufgrund des Mindestlohns in Deutschland seien die Kosten für die Ernte außerdem in die Höhe geschnellt.

Der Staatssekretär geht auf das Thema Mindestlohn nicht ein. Vielmehr zeigt er sich optimistisch, dass die Menschen in der Region bereit seien, die heimischen Obstbauern zu unterstützen und gerne Produkte aus der Region kauften, auch wenn sie teurer seien. "Wenn klar ist, dass die Bedingungen der Produktion stimmen und das Produkt gar nicht oder weniger gespritzt ist, als Produkte aus dem Ausland, kaufen die Leute das auch." Bernd Schumacher berichtet, dass er und sein Vater so wenig spritzen wie möglich. "Und wir haben aktuell 6300 Bäume einer Bio-Apfelsorte angepflanzt, die weniger chemischen Pflanzenschutz als andere Sorten braucht, um gut zu gedeihen und sich zusätzlich sehr gut lagern lässt. Damit wollen wir im Mai oder Juni auf den Markt, weil diese Sorte dann noch frischer ist als die anderen." Knitsch nennt es vorbildlich, dass die Schumachers "immer wieder neue Wege gehen und flexibel blieben".

(WS03)
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