Tönisvorst Turnhallen bleiben dem Sport erhalten

Tönisvorst · Auf der Suche nach weiteren Unterkünften für Flüchtlinge ist die Stadt mit den Kirchen im Gespräch. So sollen leerstehende Häuser mit 1000 qm Wohnfläche renoviert werden. Wohnen in Tönisvorst wird aber für alle teurer.

 Die zu hohen Heizkosten und das sanierungsbedürftige Flachdach des Gemeindezentrums gaben für die Evangelische Kirchengemeinde St. Tönis den Ausschlag, einen Neubau in Angriff zu nehmen.

Die zu hohen Heizkosten und das sanierungsbedürftige Flachdach des Gemeindezentrums gaben für die Evangelische Kirchengemeinde St. Tönis den Ausschlag, einen Neubau in Angriff zu nehmen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Nicht nur der Haushalt 2016 beschäftigten Stadtrat und Verwaltungsspitze bei ihrer Klausurtagung am Samstag, sondern auch die Unterbringung von Flüchtlingen. Zurzeit sind in Tönisvorst 524 Flüchtlinge untergebracht, davon 374 in Regelunterkünften und 150 in der Notunterkunft Rosentalhalle. Bürgermeister Thomas Goßen war es wichtig, in der Frage, wie es weitergeht, die enge Abstimmung zwischen Politik und Verwaltung zu suchen. So informierte er die Mitglieder des Stadtrates auch über die Verhandlungen der Verwaltung mit den Kirchengemeinden.

So sei man bei den Gesprächen mit der GWG Kreis Viersen, zuständig für den Verkauf von Kirchenimmobilien, weitergekommen. Die Geldener Gemeinde St. Maria Magdalena hatte im Sommer vier Häuser mit 30 Wohnungen mit insgesamt 2000 qm Wohnfläche geerbt. Die Immobilien gehörten einer Landwirtin aus Geldern, die im Frühjahr verstarb. Die Häuser standen seit gut 15 Jahren leer. Die Häuser (zwei an der Rue de Sees, eines an der Ludwig-Jahn-Straße und eines an der Leipziger Straße 70) müssten aber erst saniert werden.

 Der direkt benachbarte Neubau des Gemeindezentrums an der Hülser Straße befindet sich bisher im Zeitplan. Für den März ist die feierliche Einweihung geplant.

Der direkt benachbarte Neubau des Gemeindezentrums an der Hülser Straße befindet sich bisher im Zeitplan. Für den März ist die feierliche Einweihung geplant.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Auch mit der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis ist die Stadt im Gespräch. Die Gemeinde baut gerade ein neues Gemeindezentrum. Ein Teil des alten Gebäudes sollte abgerissen werden. Angesichts der Flüchtlingszahlen habe sich die Kirchengemeinde grundsätzlich bereiterklärt, die Altimmobilie zur Verfügung zu stellen. Eigene Neubaupläne wie in der Stadt Willich sind in Tönisvorst allerdings kein Thema.

Wie in unserer gestrigen Ausgabe schon berichtet, plant die Stadt eine erhebliche Steuererhöhung bei Gewerbe- und Grundsteuern. So soll die Gewerbesteuer nach dem Vorschlag der Kämmerin Nicole Waßen von 435 auf 475 v.H. steigen. Damit wäre Tönisvorst die Kommune mit der höchsten Gewerbesteuer im Kreis Viersen, gleichhoch wie Mönchengladbach und knapp unter Krefeld (480). Im Kreis Viersen waren bisher Grefrath mit 455, Viersen mit 450 und Willich mit 439 teurer.

Die meisten Leser werden sich aber für die Erhöhung der Grundsteuer B interessieren. Falls die Vorschläge der Verwaltung durch den Stadtrat beschlossen werden, könnte die Grundsteuer B von 435 auf 500 v. H. steigen. Mit einer Musterrechnung hat Kämmerin Nicole Waßen eine Übersicht vorgelegt, was diese Steuererhöhung für die Hausbesitzer oder Mieter bedeutet: Bei einer Eigentumswohnung von 80 qm in einem Mehrfamilienhaus müssten 262,15 statt 228,07 Euro gezahlt werden, 34,08 Euro mehr im Jahr. Bei einer Eigentumswohnung von 130 qm in einem Zweifamilienhaus steigt die Grundsteuer B von 368,97 auf 424,10 Euro, also 55,13 Euro mehr im Jahr. Bei einem Reihenhaus mit einem 200 qm-Grundstück ginge es um 208,05 statt 181 Euro, 27,05 Euro mehr im Jahr. Bei einem Einfamilienhaus auf einem 580 qm-Grundstück wären statt bisher 653,20 dann 750,80 Euro zu zahlen, das entspricht jährlich 97,60 Euro mehr. Bei einem Mehrfamilienhaus mit neun Wohneinheiten erhöht sich die Steuer von 1944,54 auf 2235,10 Euro. Das entspreche einer jährlichen Mehrbelastung von 32,28 Euro je Wohnung. Diese Zahlen stammen von realen Immobilien.

Damit rücken die Grundsteuerhebesätze in die Nähe von Großstädten. In Krefeld werden schon in diesem Jahr Hebesätze von 533 und in Mönchengladbach 520 angesetzt. Auch Willich war bereits mit 495 nahe dran, gefolgt von Schwalmtal mit 480 und Grefrath mit 455. Auch die Stadt Neuss liegt bereits bei einem Grundsteuerhebesatz von 495, gefolgt von Korschenbroich mit 480. Dagegen liegt die Stadt Meerbusch mit ihrem Millionärsviertel Büderich-Meererbusch - eines der teuersten Wohnlagen Deutschlands - bei 440 (wie auch Kempen).

Noch liegen die Zahlen der Haushaltsentwurfes 2016 nicht vor, auch noch keine Jahresrechnung für 2015. Die Mehrausgaben für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge wurden bisher über Dringlichkeitsbeschlüsse und Kassenkredite bewältigt.

(RP)
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