St. Tönis Exzesse um eine weiße Leinwand

St. Tönis · Die großartigen Schauspieler Heinrich Schafmeister, Leonard Lansink und Luc Feit kamen auf Einladung des Stadtkulturbundes ins Corneliusforum Tönisvorst und zeigten ihr Können in der Komödie „Kunst“.

 Luc Feit, Heinirch Schafmeister und Leonard Lausink waren in „Kunst“ von Yasmina Reza auf der Bühne im Forum Corneliusfeld zu sehen.

Luc Feit, Heinirch Schafmeister und Leonard Lausink waren in „Kunst“ von Yasmina Reza auf der Bühne im Forum Corneliusfeld zu sehen.

Foto: Jürgen Frahm / Landgraf

Nach den anspruchsvollen und polarisierenden Theaterstücken „Geächtet“ und „Wunschkinder“ und einem gefeierten Neujahrskonzert stand mit „Kunst“ diesmal eine Komödie auf dem Spielplan des Stadtkulturbundes Tönisvorst. Und Kunst ist es wirklich, was die gut 500 Zuschauer im ausverkauften Corneliusforum zu sehen bekommen: ganz große Schauspielkunst.

Mit Heinrich Schafmeister, Leonard Lansink und Luc Feit konnte das Euro-Studio Landgraf drei bekannte und erfahrene Darsteller für die Komödie gewinnen, die 1994 in Paris uraufgeführt, seitdem in 40 Sprachen übersetzt und mit etlichen Auszeichnungen dekoriert worden ist. Geschrieben hat das Stück, das sich durch eine auffallend ausgewählte Sprache auszeichnet, Yasmina Reza, nachdem ein Freund von ihr für viel Geld ein weißes Bild erworben hat. Für die Autorin war das der Anlass, ein Stück über Toleranz und Freundschaft zu schreiben. Dabei geht aber auch um das Bild, das sich jeder der drei Freunde von den jeweils anderen gemacht hat.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Der Dermatologe Serge (Luc Feit) hat sich ein Bild des gefeierten Künstlers Antrios gekauft. 200.000 Franc hat das Meisterwerk gekostet. Serge liebt das Bild, ist stolz auf sein Kunstverständnis und zeigt es seinem Freund Marc (Leonard Lansinik). Marc ist entsetzt. Das Ölgemälde von ein Meter sechzig mal ein Meter zwanzig ist komplett weiß. Serge behauptet, wenn man genau hinsieht, könne man diagonale Linien in weiß auf der weißen Leinwand erkennen, aber auch andere Farben sieht der stolze Besitzer in dem gerade erworbenen Meisterwerk.

Marc ist verunsichert. Er zweifelt am Verstand seines Freundes. Die Zuschauer übrigens auch, denn auch sie sehen die - nun ja - leere Leinwand. Yvan (grandios gespielt von Heinrich Schafmeister), der dritte im Männerbunde, will vermitteln. Er ist tolerant (O-Ton Marc: „Das heißt, ihm ist alles egal.“) und findet, dass Serge mit seinem Geld machen kann, was er will, wenn’s ihm Spaß macht und keinem schadet. Marc echauffiert sich weniger über die Geldverschwendung, als vielmehr über seinen alten Freund Serge, der plötzlich meint, ein Kunstkenner zu sein - zumal es bisher Marc war, der den Ton angegeben hat.

Und noch etwas stört ihn: „Serge war immer ein Freak, aber einer, mit dem man lachen konnte.“ Das sei jetzt nicht mehr so. Seinem Freund Serge wirft er vor: „Früher hast Du die Dinge noch nach meiner Elle bemessen, mit vorgerücktem Alter wirst Du autonom.“ Serge kontert: „Ich wusste gar nicht, und das ist wirklich eine Entdeckung, dass ich so unter deiner Fuchtel stand.“ Yvan versucht dazwischen zu gehen, die Freunde zu versöhnen, den „ganzen verbalen Wahnsinn“ zu beenden. Er kann es nicht fassen, dass Marc und Serge sich „solche Exzesse wegen eines Stücks weißer Leinwand“ liefern. Letztlich ist es aber weniger der tiefere Sinn des Stücks, der die Zuschauer im Corneliusforum begeistert. Sie amüsieren sich vielmehr über die witzigen Dialoge und die Situationskomik, die die Komödie zu einer hervorragenden Abendunterhaltung machen. Immer wieder gibt es Szenenapplaus. Schafmeister etwa hat seinen großen Auftritt, als er ein Telefonat mit seiner Mutter nachspielt. Das ist komödiantisches Talent auf höchstem Niveau. Und so verwundert es nicht, dass die drei Darsteller für ihre schauspielerische Leistung am Ende des etwa 80-minütigen Stücks stehenden Beifall bekommen.

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