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Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus Tönisvorster erinnern an Holocaust

Vorst · Zum Gedenken auf dem jüdischen Friedhof in Vorst kamen etwa 50 Bürger.

 Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen hielt die Ansprache auf dem jüdischen Friedhof in Vorst.  Foto: Prümen

Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen hielt die Ansprache auf dem jüdischen Friedhof in Vorst. Foto: Prümen

Foto: Norbert Prümen (nop)

Vor 75 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Mehr als eine Million Menschen waren dort gestorben. Jedes Jahr zum Jahrestag treffen sich Tönisvorster Bürger, Vertreter der Politik, der Kirchen und einiger Vereine auf dem jüdischen Friedhof in Vorst, um der Opfer zu gedenken.

Dabei ist der Friedhof selbst ein Symbol der Vernichtung und der Auslöschung des jüdischen Lebens. In den 1860er-Jahren wurde ein Friedhof angelegt. In den folgenden Jahren wurden die Grabstätten immer wieder Opfer von Verwüstungen: Grabsteine wurden umgekippt, auf Gräbern herumgetrampelt. Die letzte Bestattung fand im Februar 1939 statt. Es war die Beerdigung von Jakob Katz, den Nazis in der Pogromnacht die Treppe heruntergeschubst hatten und dessen Haus sie verwüsteten. Monate später starb Katz an seinen Verletzungen.

Anfang 1940 wurden alle Grabsteine abgeräumt. Sie sind nicht mehr erhalten, denn aus ihnen wurden Steine für den Neubau der Leichenhalle des Gotthardus-Krankenhauses gehauen. Heute stehen wieder zwei Gedenksteine auf dem Gelände. Beide wurden lange nach dem Zweiten Weltkrieg gesetzt. Der eine erinnert an die Vorster Familie Willner und wurde von den Nachkommen, die sich in Argentinien in Sicherheit gebracht hatten, aufgestellt. Der andere ist von der Gemeinde Vorst. Dort lagen am Gedenktag ein Kranz und Blumen, vor denen Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) und seine Stellvertreter Uwe Leuchtenberg (SPD) und Christiane Tille-Gander (CDU) kurz verweilten.

Zuvor hatte der Bürgermeister die Lebensgeschichte von Naftali Fürst vorgelesen, einem Juden aus Bratislava, der im November 1944 mit seiner Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurde und überlebt hat. 50 Jahre hat er seine Geschichte niemanden erzählt, erst als Senior hat er sich als Zeitzeuge zur Verfügung gestellt. „Er wollte erzählen, wozu Menschen fähig sind, um zu verhindern, dass die Untaten sich wiederholen“, sagte Goßen. „Es ist auch unsere Aufgabe, die Geschichten weiterzuerzählen, denn es sind nicht mehr viele da, die als Zeitzeugen berichten können.“ Außerdem gelte es, braunen Brandstiftern, die „durch unsere Straßen und unsere Netzwerke ziehen“, Grenzen aufzuzeigen.

In Fürbitten gedachten die katholische Gemeindereferentin Regina Gorgs und der evangelische Pastor Martin Gohlke der Toten und der Überlebenden des Holocaust sowie der Menschen, die heute wegen ihrer Hautfarbe oder Religion ausgegrenzt werden. „Wir wollen nicht die Augen verschließen vor den Untaten, die in unserer Zeit geschehen“, sagte Gorgs.

(wic)
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