Tönisvorst/Willich Tönisvorst soll Rettungswache bekommen

Tönisvorst/Willich · Weil im Ernstfall in Teilen von St. Tönis der Rettungswagen nicht innerhalb der geforderten acht Minuten am Einsatzort ist, soll die Stadt eine eigene Rettungswache bekommen – und zwar schnellstmöglich.

 In der Feuer- und Rettungswache an der Heinrich-Horten-Straße sind derzeit drei Rettungswagen für Kempen, Grefrath und Tönisvorst stationiert.

In der Feuer- und Rettungswache an der Heinrich-Horten-Straße sind derzeit drei Rettungswagen für Kempen, Grefrath und Tönisvorst stationiert.

Foto: Wolfgang Kaiser

Bis der neue Rettungsdienst-Bedarfsplan für den Kreis Viersen beschlossen ist, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen. Zu unterschiedlich sind die Interessen der neun Kommunen im Kreis Viersen. Damit die Bürger in St. Tönis allerdings möglichst bald im Notfall schneller als bisher vom Rettungsdienst erreicht werden, soll es rasch eine Zwischenlösung geben. Deswegen tritt am 20. September der zuständige Kreisausschuss für Verbraucherschutz, Ordnung und Rettungswesen zu einer Sondersitzung zusammen. Denn die Kreisverwaltung möchte, dass die Politik den Weg frei macht für eine Interims-Rettungswache in Tönisvorst.

Gespräche über geeignete Standorte zwischen Kreis und Stadt Tönisvorst hat es bereits gegeben. Konkretes wollte Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen auf Nachfrage unserer Redaktion aber noch nicht mitteilen. „Der Kreis stimmt sich mit uns eng ab.“ Wichtig sei ein geeigneter Standort für die Stadt Tönisvorst, Konflikte mit den Nachbarkommunen wolle man auf jeden Fall vermeiden.

Auslöser der Debatte um die künftigen Standorte der Rettungswagen im Kreis Viersen ist ein Konzept, das von der Firma „Forplan Dr. Schmiedel“ im April dieses Jahres vorgestellt wurde. Und das hat es in sich: Ein Ergebnis des Gutachtens ist, dass das als „städtisch“ eingestufte St. Tönis planerisch nicht vollständig innerhalb der für diesen Bereich geltenden Hilfsfrist von acht Minuten aus einem der vorhandenen Rettungswachenstandorte erreicht werden kann. Dies führe zwangsweise zu einer vermehrten Überschreitung der Hilfsfristen in diesem Bereich.

Der Gutachter schlägt nun vor, den Rettungswagen aus der Anrather Rettungswache (die erst vor rund anderthalb Jahren eröffnet wurde) abzuziehen und nach Vorst zu verlegen. Außerdem soll einer der drei bisherigen Rettungswagen aus Kempen in Vorst stationiert werden. Doch das passt den Grefrathern nicht, die mit einem Kempener Rettungswagen im Notfall angefahren werden. Die Grefrather Befürchtung: Wenn es in Kempen einen größeren Einsatz gibt, für den zwei Rettungswagen benötigt werden, ist für Grefrath keiner mehr übrig.

Seit einigen Wochen nun diskutieren die Kommunen mit dem Kreis und dem Gutachter, inzwischen ist sogar davon die Rede, dass ein zweites Gutachten erstellt wird. Denn Anrath gilt im Gutachten als ländliches Gebiet, und dort reicht es, wenn der Rettungswagen binnen zwölf Minuten am Einsatzort ist – was man in Willich nicht versteht. Hintergrund ist aber wohl, dass man es in Willich in der Vergangenheit versäumt hat, darauf hinzuwirken, dass Anrath ebenfalls als städtisches Gebiet gilt. Man sah wohl die Notwendigkeit nicht, da die Hilfsfristen durch den in Anrath stationierten Rettungswagen ja ohnehin in aller Regel eingehalten wurden. Das Gutachten brachte dieses Versäumnis nun zutage.

Nun darf man spekulieren, ob der neue Vorschlag aus der Kreisverwaltung, eine Interims-Rettungswache zu bauen, auf eine Dauerlösung hinauslaufen könnte, um die Gemüter zu beruhigen, indem man erst mal Fakten schafft. Denn die Politik soll beschließen, dass zur Beschaffung von Fahrzeugen und notwendiger Ausstattung noch in diesem Jahr 900.000 Euro bereitgestellt werden und Personal eingestellt wird. Miet- sowie weitere Kosten des laufenden Betriebs hingegen fallen voraussichtlich erst im kommenden Jahr an und sollen in die Haushaltsplanung einbezogen werden. Dort gibt es durch die in vielen Kommunen gestiegenen Gewerbesteuereinnahmen, die zu höheren Umlagen an den Kreis führen, noch Luft nach oben.

Bürgermeister Thomas Goßen betont, dass es schnellstmöglich eine Lösung für Tönisvorst brauche – und zwar dauerhaft. „Daher ist es ein wichtiges Zeichen, dass der Kreis bereit ist, entsprechende Mittel aufzuwenden und sich um die Refinanzierung durch die Krankenkassen zu kümmern.“ Denn nur wenn Vertreter der Krankenkassen der Kostenübernahme für die neue Rettungswache in Tönisvorst zustimmen, sollen die Maßnahmen auch umgesetzt werden, heißt es in der Vorlage der Kreisverwaltung. Ein entsprechendes Gespräch ist für Ende September geplant.

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