Hilfswerk aus Tönisvorst So hilft Action Medeor im Erdbebengebiet

Tönisvorst · In der Zentrale des international tätigen Hilfswerks Action Medeor in Tönisvorst sind die Hilfen für die Menschen in der Türkei und Syrien angelaufen. Bald soll der erste Transport Vorst verlassen.

In der türkischen Stadt Kilis werden die Menschen in Notunterkünften untergebracht.

In der türkischen Stadt Kilis werden die Menschen in Notunterkünften untergebracht.

Foto: action medeor / IBC

Wie so oft, wenn irgendwo auf der Welt Katastrophen über die Menschen hereinbrechen, laufen an der St. Töniser Straße in Vorst prompt Hilfsmaßnahmen an, greifen die Zahnräder professionell ineinander. Seit Montagfrüh sind die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter im Hauptsitz des Medikamentenhilfswerks Action Medeor dabei, Hilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien zu organisieren. In einem ersten Schritt wurden wenige Stunden nach dem Beben 100.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt, weitere Hilfen werden nun auf den Weg gebracht. Und ein Erkundungsteam von Action Medeor ist bereits auf dem Weg in die Krisenregion, um die konkreten Bedarfe und Möglichkeiten vor Ort in Erfahrung zu bringen.

In der Nacht zu Montag erschütterte das Beben der Stärke 7,8 die türkisch-syrische Grenzregion, es folgten mehr als ein Dutzend starker Nachbeben. Laut türkischen Behörden wurden im Land mindestens 3419 Menschen getötet und mehr als 20.000 verletzt. In von der Regierung gehaltenen Gebieten Syriens beträgt die Zahl der Todesopfer nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Dienstagmorgen mindestens 1604. Mehr als 3600 wurden verletzt.

 Action-Medeor-Mitarbeiter Marc Hitz bereitet im Medikamentenlager in Vorst eine Hilfslieferung für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien vor.

Action-Medeor-Mitarbeiter Marc Hitz bereitet im Medikamentenlager in Vorst eine Hilfslieferung für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien vor.

Foto: Action Medeor

Bei Action Medeor laufen die Hilfen – wie in der jüngeren Vergangenheit bereits nach der Flut im Ahrtal und dem Kriegsbeginn in der Ukraine – schnell an. Die Mitarbeiter versuchen, den Menschen in der Türkei und Syrien auf drei Wegen Hilfe zukommen zu lassen, wie Pressesprecher Markus Bremers im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. Alle drei Wege würden parallel angeschoben, griffen aber unterschiedlich schnell. So unterstützt das Vorster Hilfswerk seine lokalen Partnerorganisationen in der vom Erdbeben betroffenen Region: Die Menschen werden mit Nahrung, Decken, Zelten, Notunterkünften und medizinischen Hilfsgütern versorgt. Dabei liege der Fokus in der Türkei auf Lebensmitteln und Unterkünften, in Syrien auf der medizinischen Versorgung, sagt Bremers.

Türkei/Syrien: Schweres Erdbeben - Tausende Tote
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Schweres Erdbeben erschüttert Türkei und Syrien

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Foto: dpa/Anas Alkharboutli

Zudem besorge man bei lokalen Großhändlern medizinische Hilfsgüter. „Das ist derzeit der verlässlichste und schnellste Weg, die Hilfe zu den Menschen zu bringen“, sagt Bremers. Doch auch im Medikamentenlager von Action Medeor in Vorst hat die Arbeit längst begonnen. Dort werden derzeit erste Hilfsgüter kommissioniert, um zeitnah in die Erdbebenregion gebracht werden zu können.

So werden in Vorst vor allem Verbandsmaterialien zusammengestellt sowie Patientenmonitore und Sauerstoffkonzentratoren. „Die Patientenmonitore sind portabel und vergleichbar mit den Monitoren, die man von Intensivstationen kennt. Sie messen die Vitaldaten der Patienten“, sagt Bremers. Die Sauerstoffkonzentratoren werden für Menschen benötigt, die Atemwegserkrankungen haben – seien es Lungenentzündungen wegen der im Katastrophengebiet herrschenden Kälte oder Quetschungen der Lunge. Die Geräte entnehmen den Sauerstoff aus der Umgebungsluft, reichern sie auf 93 Prozent Sauerstoffgehalt an und geben sie konzentriert an den Patienten ab. „Der Vorteil ist, dass man zum Betrieb der Geräte lediglich Strom benötigt“, sagt Action-Medeor-Sprecher Markus Bremers.

„Das Gesundheitssystem in der Erdbebenregion ist überlastet, viele Krankenhäuser sind völlig zerstört oder so stark beschädigt, dass sie nicht betreten werden können. Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die medizinisch versorgt werden müssen“, sagt Bremers. Derzeit sei noch nicht klar, inwieweit Krankenhäuser in der Umgebung Patienten aufnehmen können. Deutlich sei aber, dass die medizinische Versorgung in Syrien noch schlechter sei als in der Türkei, da wegen des Bürgerkriegs eine medizinische Infrastruktur ohnehin nicht vorhanden sei. Zwar sei eine Partnerorganisation von Action Medeor auch im von Rebellen besetzen Erdbebengebiet Syriens unterwegs, dennoch gebe es nur wenige Informationen, so Bremers weiter.

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