Tönisvorst Syrer bietet Arabisch-Kursus an

Tönisvorst · In Tönisberg möchten sich Flüchtlinge mit ihren Fähigkeiten einbringen. Das aus Syrien geflohene Ehepaar Svetlana und Mohammad Nasser macht den Anfang. Nach den Ferien starten ein Näh- und ein Arabisch-Kursus.

 Freuen sich über die Zusammenarbeit (von links): Alfons und Anne Rasche, Annegret und Manfred Krause (alle vier sind in der Flüchtlingsarbeit tätig), Mohammad Nasser und Pastoralreferentin Dr. Britta Ortmans. Neben der Deutschland-Karte hat Nasser in arabischen Schriftzeichen "Willkommen in Tönisberg" aufgeschrieben.

Freuen sich über die Zusammenarbeit (von links): Alfons und Anne Rasche, Annegret und Manfred Krause (alle vier sind in der Flüchtlingsarbeit tätig), Mohammad Nasser und Pastoralreferentin Dr. Britta Ortmans. Neben der Deutschland-Karte hat Nasser in arabischen Schriftzeichen "Willkommen in Tönisberg" aufgeschrieben.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wie Integration laufen kann, zeigt sich im Kempener Stadtteil Tönisberg. Dort bewegen sich Tönisberger und Flüchtlinge bei vielen verschiedenen Projekten aufeinander zu. Man trifft sich unter anderem beim Frauenfrühstück, hilft bei den Seniorenveranstaltungen, gestaltet das regelmäßige Suppenessen im katholischen Pfarrheim mit und geht bei der Tafelausgabe in den Einsatz. Aus dieser guten Zusammenarbeit ist jetzt ein ungewöhnliches Projekt entstanden. Nach den Sommerferien bietet Mohammad Nasser einen Arabisch-Kursus an.

"Ich wollte schon immer gerne Arabisch lernen. In meinem Theologiestudium habe ich Hebräisch gelernt, wobei da schon der Wunsch nach Arabisch vorhanden war", sagt Pastoralreferentin Dr. Britta Ortmans. Von diesem Wunsch erzählte sie Svetlana Nasser, als die beiden Frauen beim Frauenfrühstück zufällig nebeneinander saßen und auf englisch plauderten. Britta Ortmans hatte damit, ohne es zu ahnen, einen Stein ins Rollen gebracht. Svetlana Nasser, die aus der Ukraine stammt, berichtete ihrem Mann Mohammad Nasser von dem Gespräch und dieser bat sich sofort an, einen Arabisch-Kursus zu leiten.

Das Ehepaar lebt seit Januar in Tönisberg, nachdem sie im Dezember vergangenen Jahres nach ihrer Flucht aus Syrien aufgrund des dortigen Bürgerkrieges zunächst in Bremen gestrandet waren. Mohammed Nasser, der selber aus dem Libanon stammt, absolvierte eine Kochlehre und bildete sich danach im Hotelmanagement weiter. "Wir sind so froh, dass wir hier die Möglichkeit erhalten, am Leben teilzunehmen. Es ist schrecklich, Tag und Nacht im Flüchtlingsheim zu sitzen und nichts tun zu können. Es ist fantastisch, dass sich Menschen um uns kümmern und uns Teilhabe ermöglichen. Für mich war sofort klar, dass ich mich auch mit einem Arabisch-Kursus einbringen möchte", sagt der 31-Jährige.

Nicht nur Britta Ortmans strahlt bei dem Angebot. Alfons Rasche, der zusammen mit seiner Frau Anne ebenfalls in der Flüchtlingsarbeit aktiv ist, möchte sich die Chance, von einem Muttersprachler Arabisch zu lernen, genauso wenig entgehen lassen. Die Familie Rasche hat das Ehepaar Nasser beim Suppenessen kennen gelernt, wo der Syrer schon einige Male Suppen aus seiner Heimat gekocht hat. "Wir haben uns so gut auf englisch unterhalten, es hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt", sagt Anne Rasche.

Sie war es auch, die Svetlana Nasser einen Herzenswunsch erfüllte. "Meine Frau, die Modedesignerin ist, war so traurig, weil sie keine Nähmaschine hatte, um ein wenig nähen zu können", sagt Mohammad Nasser. Anne Rasche sorgte für Abhilfe und stieß auf eine große Spendenbereitschaft, die sich neben der geschenkten Nähmaschine in Form von Knöpfen, Stoffen und weiterem Nähmaterial ausdrückte. Svetlana Nasser revanchiert sich nun, indem sie einen Nähkursus im Pfarrheim anbieten wird. Überhaupt sind es die Kleinigkeiten, die das Miteinander in Tönisberg ausmachen. Die mit Einkaufstüten bepackte Flüchtlingsfrau, die man beim Einkauf trifft, spontan zum Flüchtlingsheim fahren oder Fahrten und Begleitung zum Arzt, wie es Annegret und Manfred Krause praktizieren, sind Beispiele dafür, dass man sich akzeptiert und schätzt. Man kenne sich und sei sich nicht mehr fremd, das sei entscheidend, sagt Alfons Rasche.

Annegret Krause spricht von Nächstenliebe und ihr Mann betont, dass man andere Menschen in der Fremde so behandeln solle, wie man selber in einem anderen Land als Fremder behandelt werden möchte. "Gastfreundschaft ist wichtig. Wir sind alle Botschafter unseres Landes", betont er.

Das Ehepaar Nasser ist aufgrund seiner guten englischen Sprachkenntnisse neben weiteren Sprachen wie Arabisch und Russisch oft als Dolmetscher im Einsatz. Ganz wichtig ist den Beiden das Erlernen der deutschen Sprache. Sie nutzen den drei Mal in der Woche angebotenen ehrenamtlichen Deutschunterricht und nehmen jede Gelegenheit wahr, ihre neuen Deutschkenntnisse anzubringen. Denn Sprache ist der Schlüssel zu allem.

(RP)
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