Tönisvorst Stadt mietet Bürogebäude für zehn Jahre an

Tönisvorst · Das Thema Flüchtlinge dominierte die Ratssitzung am Donnerstagabend. Zahlreiche Anwohner der Industriestraße verfolgten die Diskussion. In nichtöffentlicher Sitzung wurde dann die Anmietung der Daihatsu-Immobilie beschlossen.

 In diese Büro-Immobilie in Leichtbauweise sollen bereits im Juli erste Flüchtlinge aus der Turnhalle verlegt werden. Das Haus stand über zwei Jahre leer, nachdem sich Daihatsu Anfang 2013 aus Europa zurückzog.

In diese Büro-Immobilie in Leichtbauweise sollen bereits im Juli erste Flüchtlinge aus der Turnhalle verlegt werden. Das Haus stand über zwei Jahre leer, nachdem sich Daihatsu Anfang 2013 aus Europa zurückzog.

Foto: WOLFGANG KAISER

In der kommenden Woche wird der TV Vorst eine Halle räumen müssen. Die Stadt will vorbereitet sein, wenn die nächsten Flüchtlinge kommen. Stand Donnerstag waren in der Halle Jahn-Sportanlage nur noch drei Plätze frei. Die Situation ist dramatisch, machte die Diskussion über die Unterbringung von Flüchtlingen klar. Schon in der öffentlichen Diskussion, der viele Anwohner der Industriestraße mit Plakaten auf der Empore folgten, zeigte sich, dass die Mehrheit der Stadträte der Empfehlung der Stadtverwaltung folgen wird: Als schnellste Lösung wurde die Anmietung der leerstehenden Büros der ehemaligen Daihatsu-Zentrale an der Industriestraße favorisiert. Wie Bürgermeister Thomas Goßen auf Nachfrage gestern mitteilte, hat eine breite Mehrheit des Rates die Anmietung über zehn Jahre beschlossen.

Der Eigentümer wird mit dem Umbau beginnen, die Verwaltung hofft, noch im Juli erste Teile für die Unterbringung nutzen zu können. In einer ausführlichen Sitzungsvorlage listete die Verwaltung verschiedene Varianten für die Schaffung von Wohnraum für Asylsuchende auf und rechnete die Kosten hoch. Die bisherige Praxis, Wohnungen anzumieten und die Flüchtlinge dezentral unterzubringen, führt aufgrund geringer Leerstände nicht weiter. Durch ein neues Gesetz ist es seit November 2014 möglich, auch gewerbliche Immobilien anzumieten. Die Anmietung von Containern schreckt durch die hohen Mietkosten (je nach Dauer zwischen 30 000 und 47 000 Euro im Monat) eher ab. Auch der Kauf schlägt mit 2,5 Millionen zu Buche. Ein Gebäude in Massivbauweise für 175 Menschen zu bauen, kostet zwischen 3,04 und 3,54 Millionen Euro. Bis zur Fertigstellung vergingen 18 bis 24 Monate. Unter dem Strich stelle damit die Gewerbe-Immobilie "die beste Möglichkeit" dar. Bürgermeister Thomas Goßen kündigte auch eine hauptamtliche Begleitung an. Mit fünf Gegenstimmen (3 UWT, 1 GUT, 1 SPD) folgte die überwiegende Mehrheit der Linie der Verwaltung. Dr. Michael Horst zeigte großes Verständnis für die Sorgen der Nachbarn, die SPD sei nicht glücklich mit der Daihatsu-Lösung, werde ihr aber zustimmen. Er mahnte aber auch mehr Hilfe vom Bund an. Helmut Drüggen (CDU) sprach von der Christenpflicht, in Not geratenen Menschen zu helfen, weiß aber auch nicht, wie man diese von eingeschleusten IS-Kämpfern unterscheide. Jürgen Cox (Grüne) regte an, den geplanten Inklusionsbeauftragten auch mit der Integration von Flüchtlingen zu beauftragen. Torsten Frick (FDP) sprach von einem Dilemma, vor dem der Stadtrat stünde. Michael Lambertz erklärte für die UWT, die Gewerbeimmobilie ermögliche keine menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlinge, insofern werde die UWT dem Beschussvorschlag nicht folgen. Herbert Derksen (GUT) fragte nach 30 seit langem leerstehenden Wohnungen als Alternative für die Gewerbeimmobilie.

(RP)
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