Tönisvorst Müll zieht die Ratten an

St. Tönis · Rund um den Wasserturm in St. Tönis fühlen sich anscheinend Ratten wohl. Anwohnerin Sabine Vierboom sieht eine mögliche Ursache für das vermehrte Auftauchen der kleinen Nager in dem Müll, der dort liegengelassen wird.

 Ratten können sich aus den offenen Mülleimern sowie aus weggeworfenen Essenverpackungen bestens versorgen, beklagt Sabine Vierboom.

Ratten können sich aus den offenen Mülleimern sowie aus weggeworfenen Essenverpackungen bestens versorgen, beklagt Sabine Vierboom.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Wenn Sabine Vierboom durch die bodentiefen Fenster des Wohnzimmers in ihren liebevoll angelegten Garten schaut, sieht sie dort nicht nur gern gesehene Gäste wie Vögel, Igel und Insekten. Durch die gepflegte naturnahe Anlage huschen immer wieder auch Ratten, und das nicht etwa nachts, sondern am Tag.

Zum ersten Mal fielen ihr die kleinen Nager im Sommer vergangenen Jahres auf. Die St. Töniserin dachte an einen Einzelfall und rief privat einen Kammerjäger an. Der legte entsprechend präparierte Köder aus, und es kehrte Ruhe ein. Doch Anfang des Jahres tauchten die Tiere wieder auf. Vierboom recherchierte und stellte fest, dass es sich um sogenannte Wanderratten handelt. Vor dem Hintergrund, dass das Auftauchen von Ratten meldepflichtig ist, kam sie dem nach.

Die Stadt Tönisvorst reagierte, indem sie einen Schädlingsbekämpfer auf den Plan rief. Der stellte Boxen auf und empfahl der Familie Vierboom, keine Vögel mehr zu füttern. „Wir sind dem nachgekommen und mussten feststellen, dass es in keiner Weise daran liegt, dass wir die Vögel mit Futter versorgen. Die Ratten liefen am helllichten Tag fröhlich weiter im Garten herum“, erzählt Vierboom. Das ständige Auslegen von Giftködern erschien ihr ebenfalls nicht als die Lösung. Die reine Symp­tombekämpfung kann es in ihren Augen nicht sein. Vielmehr geht es um die Ursachenforschung. Denn wenn dem Problem nicht auf den Grund gegangen wird, kann es auch nicht abgestellt werden.

Vierboom verfasste einen Nachbarschaftsbrief, in dem sie von dem Problem berichtete, und stellte aufgrund der Rückmeldungen fest, dass die Ratten auch in weiteren Gärten der Nachbarschaft an der Vorster Straße und rund um den Bereich Wasserturm gesichtet worden waren.

Bei der Suche nach möglichen Gründen für das offensichtliche Rattenproblem stieß Vierboom gleich auf zwei Problematiken im unmittelbaren Wohnumfeld. Das Wäldchen vor dem Wasserturm scheint von manchen als Müllentsorgeplatz genutzt zu werden. Vom Weg zwischen dem Wäldchen und den Häusern, der nur zu Fuß erreicht werden kann, da er abgepollert ist, geht ein schmaler Trampelpfad in das Grün hinein. Dort kippen Bürger ihre Grünabfälle in Form von Rasenschnitt, ganzen Rasensoden, Baumrückschnitten und dergleichen hin. Dazu kommt jede Menge Hasenstreu mit den entsprechenden Hinterlassenschaften. Der Weiteren wurde dort Bauschutt abgelagert.

Ein stinkender ekelerregender Anblick – für Ratten allerdings ganz im Gegenteil. „Zudem füttert hier jemand sein Kaninchen. Ein helles Stallkaninchen läuft rum. Die Besitzer haben einen Zettel ausgehangen, dass das Tier immer abhaut und von ihnen in dem Wäldchen gefüttert wird“, erzählt Vierboom: Gratisfutter für Ratten. Die Nagetiere finden aber auch in der neuen Grünfläche hinter dem Wasserturm reichlich Nahrung. Die dort weggeworfenen Lebensmittelverpackungen mit Essensresten stellen eine nicht endende Versorgung da. Zudem können sich die Tiere in den offenen Mülleimern bestens bedienen.

Vierboom informierte die Stadtverwaltung über die Zustände und lieferte die entsprechenden Fotos gleich mit. Doch von der Stadt gab es bislang keine Reaktionen, was Vierboom nicht nachvollziehen kann. „Müll in der Natur geht gar nicht, und das nicht nur aufgrund der Ratten“, empört sich die St. Töniserin. Die weggeworfenen Zigarettenstummel, Glasflaschen und Dosen verstärken das Bild einer Müllkippe mitten im Grünen. Sie wünscht sich zumindest Mülltonnen mit Deckeln, um dem Problem der Ratten ein Stück weit entgegenwirken zu können. Wo Ratten kein Futter mehr finden, bleiben sie nämlich nicht.

Bei der Stadt Tönisvorst sind die Ratten- und Müllprobleme bekannt. „Die Rattenbekämpfung erfolgt, und das Ordnungsamt führt bereits Stichproben in der Grünanlage durch“, informiert Pressesprecherin Catharina Perchthaler. Zudem sei die Anregung seitens der Bürger für die Mülleimer aufgenommen worden. Es gibt unter anderem Überlegungen, die Mülleimer unterirdisch wie an der Bahnstraße anzulegen. Damit könnten sie zumindest nicht mehr oberirdisch von Tieren ausgeräumt werden. Ansonsten sei man auf die Mithilfe der Bürger angewiesen, die ihren Müll ordnungsgemäß entsorgen sollten.

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