Tönisvorst SPD zum Nachdenken aufgefordert

Tönisvorst · In einer gemeinsamen Erklärung aller Fraktionen im Tönisvorster Stadtrat wird das Verhalten der SPD im Wahlkampf kritisiert. Sie fordern, die SPD müsse die politische Hygiene beachten. Sie solle in der Sommerpause nachdenken.

 Gewitterstimmung über dem Ratssaal im alten Rathaus in St. Tönis: Erstmals haben sich in Tönisvorst vier Fraktionen zusammengetan, um eine andere Fraktion gemeinsam an den Pranger zu stellen.

Gewitterstimmung über dem Ratssaal im alten Rathaus in St. Tönis: Erstmals haben sich in Tönisvorst vier Fraktionen zusammengetan, um eine andere Fraktion gemeinsam an den Pranger zu stellen.

Foto: ARCHIV

Das ist bisher einmalig. CDU, Grüne, UWT und FDP geben gemeinsam eine Presseerklärung heraus, in der sie die Tönisvorster SPD massiv angehen. Damit ist auch nach außen hin offensichtlich, dass das politische Klima in Tönisvorst zum Ende des Wahlkampfes und danach vergiftet ist. Unter der Überschrift "SPD muss politische Hygiene beachten" stellen die vier Fraktionen einhellig fest: "Der Pulverdampf des Wahlkampfes hat im politischen Betrieb der Apfelstadt größere Spuren hinterlassen, als dies zunächst den Anschein hatte. Die SPD hat sich aus Sicht der Fraktionen von CDU, Grünen, FDP und UWT mit ihrem Verhalten in den letzten fünf Wochen ins politische Abseits gestellt."

In der Pressemitteilung listen die Fraktionen drei Gründe auf, nach denen man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen wolle. Peter Lambertz von der UWT bringt die Stimmung auf den Punkt: "Die Pflaumen sind sauer". Der erste Grund ist der letzte Wahlkampfflyer der SPD, den die anderen Fraktionen als "Wahlkampf unterhalb der Gürtellinie" ansehen. Die Vorwürfe gegen Bürgermeister Thomas Goßen seien unanständig gewesen. CDU-Fraktionsvorsitzender Helmut Drüggen: "Da war in der SPD-Giftküche ein Gebräu entstanden, was sich nicht gehörte und uns allen gewaltig auf den Magen geschlagen ist." Zweiter Punkt aus Sicht der vier Fraktionen ist die SPD-Kritik am Ablauf der Diskussionsrunde der Bürgermeisterkandidaten, die von der evangelischen Jugend organisiert worden war. Einer der Moderatoren ist Azubi bei der Stadt. Ihm wurde unterstellt, die Fragen mit seinem Vorgesetzten, Bürgermeister Goßen, abgeklärt zu haben. Jürgen Cox, Fraktionsvorsitzender der Grünen: "Die ehrenamtlichen Jugendlichen der Kirchengemeinde zu attackieren, war ein Bärendienst an der Kultur in unserer Stadt." Das erklärte Ziel von allen, junge Menschen an politischen Prozessen zu beteiligen, sei von der SPD grob missachtet worden. "Im Fußball spricht man von einer Unsportlichkeit", sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Torsten Frick.

Dritter Punkt in der Negativliste sei die "krude Wahlanfechtung" der SPD gewesen. "Das hätte die SPD anders lösen können. So sind alle ehrenamtlichen Wahlhelfer vor den Kopf gestoßen worden", sagt UWT-Fraktionschef Peter Lambertz. Die vier Fraktionsvorsitzenden wollen dies nicht so stehenlassen und fordern die SPD auf, die Sommerpause zum Nachdenken zu nutzen.

SPD-Fraktionschef Dr. Heinz Michael Horst, der gestern in Berlin weilte, wollte nichts kommentieren, bevor er den Text nicht gelesen habe. Der bisherige stellvertretende Bürgermeister Udo Leuchtenberg meinte, der Wahlkampf sei doch schon zu Ende. Er hoffe jetzt auf eine gute Zusammenarbeit im neuen Stadtrat, um sachlich, fair und vernünftig für Tönisvorst handeln zu können. Kommentar C 3

(RP)
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