Tönisvorst Senioren beklagen Wohnungspolitik

Tönisvorst · Die Stadt soll die Wohnungspolitik wieder in die Hand nehmen. Das fordern die Senioren in Tönisvorst. Besonders in der zentralen Lage von St. Tönis müsse bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.

 Unmittelbar am historischen Kirchplatz, auf dem Gelände der alten Schule (Ahl Scholl), errichtet das Bauunternehmen Tecklenburg aus Straelen zurzeit 36 hochwertige Eigentumswohnungen.

Unmittelbar am historischen Kirchplatz, auf dem Gelände der alten Schule (Ahl Scholl), errichtet das Bauunternehmen Tecklenburg aus Straelen zurzeit 36 hochwertige Eigentumswohnungen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Ausführlich stellte Heidi Sorgalla, erste Vorsitzende des Seniorenbüros "Alter-nativen", die Arbeit des Vereins im Ausschuss für Jugend, Senioren und Soziales vor, bevor sie zum Abschluss einen dringlichen Appell der alten Menschen aus Tönisvorst weitergab: "Unsere Senioren wünschen sich, dass Sie die Altenpolitik nicht aus dem Blick verlieren", sagte Sorgalla in Richtung Politiker und Stadtspitze. Besonders die Wohnsituation sei für alte Menschen mit kleiner Rente derzeit sehr schwierig.

"Die private Immobilienwirtschaft hat der Kommune die Wohnungspolitik aus der Hand genommen und das, was dabei entsteht, ist für viele Senioren nicht mehr bezahlbar", brachte es die Vorsitzende auf den Punkt. Besonders in der St. Töniser Innenstadt entstünden gerade zwar zahlreiche, seniorengerechte Wohnungen, aber lediglich für Menschen mit viel Geld. "Außerdem wünschen die Senioren sich einen demokratischen Dialog mit den Politikern und der Verwaltung und ein Gleichgewicht der Themen." Neben dem großen Thema "Flüchtlinge" dürfe die Senioren- und Familienpolitik nicht aus den Augen verloren werden.

Wie wichtig die Arbeit der "Alter-nativen" ist, die seit 1998 die offene Altenarbeit für die Stadt übernehmen, zeigte der Vortrag von Heidi Sorgalla. Bildungs- und Freizeitangebote, Hilfe zur Selbsthilfe, individuelle Beratung und Treffpunkt - als das bietet das Seniorenbüro, das in der Remise des Mertenshofs untergebracht ist.

Die Stadt unterstützt die Arbeit, indem sie die halbe Stelle der Sozialpädagogin Elke Schwertlik (laut Sorgalla "ein echter Glücksgriff für die Altenarbeit in der Stadt") finanziert und die Hälfte der anfallenden Kosten übernimmt. Der Verein selber hat zwei Mitarbeiter eingestellt. Die meisten Menschen, die die Angebote der Alter-nativen nutzen, treffen sich im Café. An drei Nachmittagen werden dort Skat, Rommee und Doppelkopf gespielt. Ab April soll es auch einen Bingo-Abend geben. Mittwochs trifft sich dort eine Frühstücksgruppe für verwitwete Menschen, donnerstags gibt es das beliebte Marktfrühstück. Einmal im Monat bietet das Café einen "Torten-Sonntag" und einmal ein Drei-Gänge-Menü an. Bis zu 400 Menschen nutzen die Angebote des Seniorenbüros. Rund 500 Arbeitsstunden fielen im Monat an. "40 davon werden bezahlt, der Rest wird von Ehrenamtlern geleistet", nannte Sorgalla eine Zahl, die die Politiker beeindruckte.

Darüber hinaus können im Seniorenbüro Sprach- und Computerkurse besucht werden, es gibt Handarbeitsgruppen und zahlreiche Feiern und Feste. "Unser neuestes Projekt ist ein Gemeinschaftsgarten", erzählte die Vorsitzende. Gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe Tönisvorst wollen einige rüstige Rentner mit Flüchtlingen auf städtischem Grund einen Garten anlegen, in dem jeder aus der Gruppe Obst und Gemüse anbauen und ernten kann. Wo dieser Garten entstehen soll, das müsse noch mit der Stadt abgesprochen werden, die der Idee grundsätzlich offen gegenüber steht.

(WS03)
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