Nabu-Urkunde „Schwalbenfreundliches Haus“ Zwei Familien aus St. Tönis laden Schwalben zum Brüten ein

St. Tönis · Der Nabu-Ortsverband Tönisvorst zeichnete die Familien Holterbosch und Bork aus St. Tönis als „schwalbenfreundlich“ aus. Die Plakette hat der Ortsverband erst zum zweiten Mal vergeben.

 Lukas Holterbosch hält die neue Plakette in den Händen. Der Nabu Tönisvorst hat sie erst zum zweiten Mal überhaupt vergeben.

Lukas Holterbosch hält die neue Plakette in den Händen. Der Nabu Tönisvorst hat sie erst zum zweiten Mal überhaupt vergeben.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

An der Viersener Straße 44 in St. Tönis hängt nun eine ganz besondere Auszeichnung: „Schwalbenfreundliches Haus“ ist dort auf einer Plakette zu lesen. „Es ist das zweite Mal, dass wir als Nabu-Ortsgruppe Tönisvorst diese Auszeichnung verleihen können, und das freut uns sehr“, sagt Leiter Reimer Martens. „Wir bedanken uns, dass hier Lebensraum für eine geschützte Vogelart erhalten wird.“

Schwalben finden immer seltener geeignete Nistmöglichkeiten, auch das Nahrungsangebot wird knapp. Häuser sind dicht isoliert und bieten keine Schlupfmöglichkeiten. Es gibt kaum mehr Lehmpützen, die Schwalben für ihre Nester benötigen, und die Insektenzahl sinkt. Bei den Familien Holterbosch und Bork, die in dem Zweifamilienhaus in St. Tönis leben, sieht es allerdings anders aus.

Die Schwestern Monika Holterbosch und Petra Bork haben mit ihren Familien einen naturnahen Garten mit vielen Pflanzen für Insekten, Wildblumenwiese, Hecke und Bäumen geschaffen sowie ein Haus, an dem Schwalben nisten können. „Als wir das Haus 2001 gekauft haben, waren zwischen Dach und Mauerwerk sowohl im Straßenfront- wie auch Gartenbereich kleine Lücken“, erinnert sich Christian Holterbosch. Schnell stellten die Familien fest, dass sich dort im Sommer Schwalben einfanden, um zu brüten. Als das Dach saniert werden sollte, stand für Holterbosch und Bork fest, dass diese Lücken auf keinen Fall geschlossen werden.

Die Sommerglücksboten, wie Schwalben genannt werden, sollten weiterhin kommen und brüten. Und das tun sie auch. Jedes Jahr fliegen die Pärchen heran und brüten. „Wir liegen immer schon auf der Lauer, ob sie kommen, und freuen uns, wenn sie wieder da sind“, erzählt der achtjährige Lukas.

Mit den Hinterlassenschaften haben die Familien keine Probleme. „Der wird ab und zu weggeschrubbt, und gut ist es“, sagt Petra Bork. „Eigens Kotbrettchen anbringen, fanden wir unnötig.“ Für Futter sorgen die beiden Familien neben ihrem naturnahen Garten zusätzlich mit ihrer Regentonne. Abends nehmen sie den Deckel ab; die dort lebenden Mücken sind eine willkommene Mahlzeit für die Schwalben. „Mückenprobleme haben wir daher nie. Die werden alle aufgefressen“, sagt Christian Holterbosch.

Für das Baumaterial der Schwalben sorgen die St. Töniser, indem sie eine lehmige Sandkuhle im Garten feucht halten. Für die Holterboschs und Borks ist es selbstverständlich, dass sie etwas für die Schwalben tun. „Wir hoffen, wenn wir darauf aufmerksam machen, wie einfach es ist, etwas für Schwalben und andere Vögel zu tun, gibt es vielleicht Nachahmer“, sagt Monika Holterbosch.

Zusammen mit der 14-jährigen Tochter Marie schrieb sie den Naturschutzbund an und bewarb sich für die Auszeichnung als schwalbenfreundliches Haus. Petra Bork machte dazu sogar Beweisfotos, wobei „es gar nicht so einfach ist, die schnellen Flieger fototechnisch festzuhalten“, erzählt sie und lächelt.

Martens und sein Kollege, Nabu-Naturtrainer Udo Beine, überprüften die Angaben vor Ort und bereiteten danach die Urkunde vor. Zusammen mit der Plakette und einer Informationsbroschüre über Schwalben überreichten sie jetzt die Auszeichnung an die beiden Familien. Seitdem ziert die Plexiglastafel unübersehbar das Haus und regt vielleicht den ein oder anderen an, auch etwas für Schwalben beziehungsweise die Natur- und Tierwelt im eigenen Garten, Vorgarten, der Terrasse oder auf dem Balkon zu tun. Platz dafür ist nämlich überall.

Wer ebenfalls ein schwalbenfreundliches Haus hat, kann sich für die Auszeichnung bewerben. Unter www.nabu.de/schwalben finden Interessierte das Bewerbungsformular. Wer ansonsten wissen möchte, was er für Natur und Tiere unter anderem im eigenen Garten umsetzen könnte, kann sich jederzeit an die Nabu-Ortsgruppe Tönisvorst wenden. Die Mitglieder stehen mit Tipps und Ratschlägen zur Seite.

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