Tönisvorst Politiker vermissen eine Vision

Tönisvorst · Rathausneubau, Anbau ans Schulzentrum und Neubau eines Flüchtlingsheims, kurz die Spezialimmobilen sind das Thema, an dem sich die Ausschussmitglieder reiben. Die SPD-Fraktion greift erneut Bürgermeister Goßen an.

 Am 4. Juli wird dann der letzte Jahrgang (10) der Leonardo-da-Vinci-Realschule mit Zeugnisübergabe und Entlassfeier verabschiedet. Dann wird das Gebäude am Kirchenfeld auf seine Wirtschaftlichkeit untersucht.

Am 4. Juli wird dann der letzte Jahrgang (10) der Leonardo-da-Vinci-Realschule mit Zeugnisübergabe und Entlassfeier verabschiedet. Dann wird das Gebäude am Kirchenfeld auf seine Wirtschaftlichkeit untersucht.

Foto: WOLFGANG KAISER

Weiter gekommen sind sie auch diesmal nicht, zumindest nicht im öffentlichen Teil der Sitzung des Ausschusses für Gebäudemanagement und Liegenschaften. Erneut steht das Thema "Spezialimmobilien" auf der Tagesordnung und erneut reden die Verwaltungsvertreter und die Politiker aneinander vorbei. Schließlich wird die Rednerliste auf Antrag der SPD-Fraktion geschlossen und die Diskussion in den nicht-öffentlichen Teil verlegt.

Zuvor hat der kommissarische Amtsleiter Jörg Friedenberg einen Zeitplan vorgelegt. Demnach stellen sich gerade erste Büros vor, die Ideen zum Rathausneubau entwickeln sollen. Denn zumindest in der Frage, ob es einen neuen Verwaltungssitz geben soll, sind sich alle einig. Bei der Frage, ob das Schulzentrum Corneliusfeld einen Anbau braucht, sieht das anders aus. Während SPD und FDP dafür sind, will die Verwaltung erst den genauen Raumbedarf ermitteln, der sich durch die Rückkehr des Michael-Ende-Gymnasiums zum Abitur nach neun Jahren wieder verändert habe, wie Friedenberg sagt.

Das Thema steht deshalb im Schulausschuss nächste Woche zur Diskussion. Das Schulgebäude Kirchenfeld hingegen soll jetzt erstmal einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung unterzogen werden. Seine Zukunft hänge von der Entscheidung für oder gegen einen Anbau ans Corneliusfeld ab, sagt Friedenberg. Außerdem steht der Neubau einer Flüchtlingsunterkunft, der dritten Spezialimmobilie, im Raum. Laut Friedenberg könnten die Neu- und Anbauten bis 2022 bezugsfertig sein.

Während die Mehrheit der Politiker befürchtet, dass das Gesamtkonzept sich in Einzelbetrachtungen verliert und die externen Büros mit den Wirtschaftlichkeitsprüfungen Unsummen verschlingen, ohne Ideen zu präsentieren, ist die Verwaltung optimistisch, dass am Ende ein kreatives Gesamtkonzept steht. "Die Büros sind dazu angehalten, über den Tellerrand hinaus zu schauen", sagt der kommissarische Fachbereichsleiter. Die Politiker bleiben skeptisch.

Alexander Decher (CDU) schlägt einen Ideenwettbewerb vor. Hans-Joachim Kremser (SPD) moniert, es fehle der große Wurf, die Idee, "etwas, das man Vision nennt". Das solle am Anfang stehen, bevor man über Schülerzahlen und Räume diskutiere. Marcus Thienenkamp (FDP) merkt an, die vier Farben, in denen die Präsentation gestaltet sei, zeigten die vier Schubladen, in denen die Verwaltung denke. "Das ist genau das, was wir nicht wollen. Wir wollen ein Gesamtkonzept."

Michael Lambertz (UWT) hingegen unterstützt den Ansatz der Verwaltung. "Die Spezialimmobilien sind das Oberthema, aber vorweg müssen Einzelbetrachtungen gemacht werden, die dann zu einem Gesamtkonzept zusammengefügt werden können." Außerdem habe der Ausschuss selber auch keine Idee davon, wie eine Vision für ein solches Gesamtkonzept aussehen könnte.

Heinz Michael Horst (SPD), der bei den vorhergegangen Diskussionen zum Thema bereits mehrfach scharfe Kritik geäußert hat, greift Bürgermeister Thomas Goßen (CDU), der nicht an der Sitzung teilnimmt, an: "Einmal hat der Bürgermeister uns die Ehre seiner Anwesenheit erweisen. Ich zweifele, ob diese Art der Zusammenarbeit sinnvoll ist. Der Ausschuss hat einstimmig festgehalten, dass das Projekt sehr wichtig ist, dennoch wird das Thema nicht ernstgenommen." Die Verwaltungsspitze habe den Aufruf, kreativ zu werden, nicht angenommen. Stattdessen stehe jetzt eine Wirtschaftlichkeitsprüfung im Mittelpunkt, die 100.000 Euro verschlinge. "Der Fisch stinkt immer vom Kopf", sagt Horst.

(WS03)
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