Tönisvorst Neubau oder Sanierung des Rathauses ?

Tönisvorst · Im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Gebäudemanagement und Liegenschaften steht heute eine wichtige Entscheidung an: Die Verwaltung schlägt ein Gutachten für die Wirtschaftlichkeit der Verwaltungsgebäude vor.

 Die Verwaltungsstelle Bahnstraße – hier von der Rückseite am Wilhelmplatz gesehen – entspricht nicht mehr den räumlichen und energetischen Anforderungen. Die Verwaltung will ein Ingenieurbüro mit einem Gutachten beauftragen.

Die Verwaltungsstelle Bahnstraße – hier von der Rückseite am Wilhelmplatz gesehen – entspricht nicht mehr den räumlichen und energetischen Anforderungen. Die Verwaltung will ein Ingenieurbüro mit einem Gutachten beauftragen.

Foto: W. KAISER

Der Tagesordnungspunkt 7 kommt so leichtfüßig daher: Die Verwaltung wird dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Gebäudemanagement und Liegenschaften heute die Beschlussempfehlung vorlegen, sie mit der Ausschreibung einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zur Auswahl vorhandener und potenziell neuer Standorte für die kommunale Verwaltung zu beauftragen. Für ein solches Gutachten durch ein Ingenieurbüro stehen Kosten von 45 000 Euro im Raum. Dabei werden Heizkosten und Brandschutz die Hebel sein, die Sanierung der vorhandenen dezentralen Dienststellen der Verwaltung oder den ganzen oder teilweisen Neubau eines zentralen Gebäudes kostenmäßig zu vergleichen. Eine unter Umständen kostenträchtige Vorentscheidung: Ein Neubau kann schnell in die Millionen gehen, als PPP-Modell (Public Private Partnership) mit Investition und Betreiben eine Zeitdauer von über 20 Jahren.

Bei der Beigeordneten Nicole Waßen, die gerade erst einen Haushaltsentwurf mit Konsolidierungsvorschlägen vorgelegt hat, zieht das Haushaltsargument nicht: Wenn sich ein Neubau wirtschaftlich rechne, bekomme die Stadt dafür die Genehmigung. Man müsse nämlich dagegenrechnen, was man sowieso sanieren müsse. Und da gehe es nicht um Verschönerung, sondern um Brandschutz und Klimaschutz, an denen man ohnehin nicht vorbeikäme. Für die Beschäftigten in der Verwaltung ist aber die räumliche Enge und die Aufsplitterung auf mehrere Standorte viel entscheidender.

In Vorst gibt es außer dem unter Denkmalschutz stehenden alten Rathaus, in dem die technischen Fachbereiche untergebracht sind, noch das Bürgerbüro am Markt. Der Bauhof Tackheide ist in der Diskussion außen vor. In St. Tönis haben wir das historische Rathaus mit Bücherei, Standesamt und Ratssaal an der Hochstraße 20a, aber auch die Nebenstelle Bahnstraße 15, wo der Bürgermeister sitzt, und schließlich das ehemalige Schwesterhaus vom Antoniuszentrum an der Hospitalstraße, in dem die finanziellen Fachbereiche untergebracht sind. Natürlich sei ein solches Gutachten "ergebnisoffen", aber einen Neubau auf der grünen Wiese will niemand. Denkbar ist aber auch ein Abriss der Gebäude Bahnstraße und ein größerer Neubau auf dem vorhandenen Gelände.

Als erste Fraktion hat sich die Gemeinschaft unabhängiger Tönisvorster (GUT) bei diesem Thema festgelegt: Sie will die Wirtschaftlichkeitsberechnung verschieben und die Entscheidung dem neuen Rat überlassen (es wird im Mai gewählt). "Aufgrund der kommenden räumlichen und personellen Änderungen für die Stadt Tönisvorst sieht die GUT zwar eine grundsätzliche Notwendigkeit, aber nicht zu diesem Zeitpunkt", schreibt Vorstandssprecher Daniel Ponten in einer Presseerklärung der GUT. Und Fraktionssprecher Herbert Derksen ergänzt, es mache wenig Sinn, "im Nebel herumzustochern und für derartige Gutachten Geld auszugeben, wenn man weder wüsste, wo man herkommt, noch wo man hin will". Er erinnert auch an die umfangreichen Planungen für das Verwaltungsgebäude Bahnstraße, die letztendlich gescheitert seien.

Damit spielt er auf einen modernen Anbau an der Bahnstraße an. Die Pläne waren weit gediehen, als dann 2002 die Haushaltssperre das Vorhaben platzen ließ. Bei der aktuellen Situation ist das historische Rathaus in Vorst nicht unantastbar. Ein Neubau könnte auch den Abzug der technischen Abteilungen aus Vorst bedeuten — und die Vermarktung des denkmalgeschützten Gebäudes. Ähnliche Absichten in der Stadt Moers haben bis heute zu Leerständen geführt.

(RP)
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