Tönisvorst Mordanklage: Prozess beginnt jetzt

Tönisvorst · Am 5. Februar wurde eine 41-jährige Mutter zweier Kinder vor der Grundschule Hülser Straße mit einem Messer erstochen. Jetzt muss sich der 51-jährige Ehemann dafür vor Gericht verantworten. Am Dienstag beginnt der Prozess.

Anna Stelmaszczyk, Staatsanwaltschaft Krefeld, und Mario Eckartz, Leiter Mordkommission, bei der Pressekonferenz im Februar.

Anna Stelmaszczyk, Staatsanwaltschaft Krefeld, und Mario Eckartz, Leiter Mordkommission, bei der Pressekonferenz im Februar.

Foto: BUSCH

Vor dem Landgericht Krefeld beginnt am Dienstag der Prozess gegen den 51-jährigen Uwe R. aus St. Tönis, der beschuldigt wird, am 5. Februar auf dem Parkplatz vor der Grundschule Hülser Straße in St. Tönis seine 41-jährige Frau Kadiryme R. erstochen und ihre Freundin verletzt zu haben. Bei seiner Festnahme kurze Zeit nach der Tat war Uwe R. voll geständig. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen ihn Anklage wegen Mordes.

Die Gerichtsmediziner zählten bei der Obduktion 39 Stiche am Körper der Frau. Tödlich seien mehrere Stiche in Lunge und Herz gewesen. Das Familiendrama ereignete sich am 5. Februar kurz nach 16 Uhr. Die 41-jährige Mutter holte damals zusammen mit einer Freundin mit dem Auto ihre sieben und neun Jahre alten Kinder aus der Ganztagsschule ab. Die Frau habe gerade die Tornister der Kinder im Kofferraum ihres Wagens verstauen wollen, als der Ehemann, der versteckt auf sie gewartet hatte, hervorstürmte und von hinten auf sie einstach - vor den Augen seiner beiden Kinder. Die Freundin habe noch versucht, sich zwischen die beiden zu stellen und wurde dabei selber vom Messer an der Hand verletzt. Der Mann habe seine Frau um das Auto herum verfolgt und weiter auf sie eingestochen. Dann stieg der Lagerarbeiter in einen Ford Fiesta und floh. Das Auto wurde wenig später von der Polizei vor der gemeinsamen Wohnung gefunden, der Angeklagte ließ sich damals widerstandslos festnehmen.

Spurensicherung am Tatort
20 Bilder

Spurensicherung am Tatort

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Staatsanwältin Anna Stelmaszczyk und Mario Eckartz, Leiter der Mordkommission, erklärten in der Pressekonferenz nach der Bluttat die Hintergründe, die jetzt im Prozess auch eine Rolle spielen werden. So habe es der 51-jährige Mann offenbar nicht verkraftet, dass sich seine Frau von ihm trennen wollte. Etwa einen Monat vor dem Tattag habe die Frau ihm mitgeteilt, die Beziehung sei am Ende. Weil die Liebe nach 13 Jahren Ehe abhandengekommen sei, wolle sie nicht mehr mit ihm zusammenleben. Trotzdem lebte die Familie weiter in einer Wohnung, wenn auch in getrennten Zimmern. Am 31. Januar sei das spätere Opfer aber mit den gemeinsamen Kindern aus der Wohnung ausgezogen und lebte dann bei einer Freundin.

Grund war ein tätlicher Angriff am Vorabend. Mehrfach habe der Mann versucht, sie in Gesprächen umzustimmen. Seine Frau zeigte ihn an. Das Familiengericht habe dem Mann dann mit Einstweiliger Anordnung untersagt, sich seiner Frau zu nähern, vor allem auf dem Schulgelände. Am 5. Februar, wenige Stunden vor der Tat, sei ihm diese Verfügung zugestellt worden. Wenige Stunde später kommt es zu der Bluttat. Und weil er auf sie gewartet habe, wertet die Staatsanwaltschaft diese Tat als Mord aus Heimtücke und nicht als Totschlag. Es sei Plan des Mannes gewesen, nicht nur seine Frau, sondern auch sich selbst umzubringen. Der Selbstmord misslang ihm allerdings. Am Balkon der Wohnung der Familie, keine 200 Meter vom Tatort entfernt, habe der Mann vor der Tat ein Elektrokabel aufgehängt. Nach der Tat habe er sich das Kabel um den Hals gelegt und sich vom Balkon gestürzt, um sich zu strangulieren. Doch das Kabel habe dem Gewicht des Mannes nicht standgehalten und sei gerissen. Der Mann fiel herunter, wobei er sich erheblich an einer Schulter verletzte. Bei der Nachbarin im Erdgeschoss sei der Täter dann von der Polizei festgenommen worden. Die beiden Kinder waren nach der schrecklichen Tat, die sie mitansehen mussten, in die Obhut einer befreundeten Familie gegeben worden, das Kreisjugendamt brachte die Kinder dann in einer pädagogische Ambulanz. In der Vernehmung soll der Mann die Hoffnung geäußert haben, seine Kinder kämen jetzt in eine gute Pflegefamilie.

(RP)
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