Serie „Im Märzen der Bauer ...“ Die Blattfarbe ist der Indikator

St. Tönis · Mit dem Herbst haben die Pflegemaßnahmen auf dem St. Töniser Obsthof eingesetzt. Der Oktober führt Rudolf Steves durch die Baumreihen der Obstplantagen.

                                             Rudolf Steves, Chef des St. Töniser Obsthofs, kontrolliert die Obstbäume auf Schädlinge und Schimmel, um deren Ausbreitung zu verhindern.

Rudolf Steves, Chef des St. Töniser Obsthofs, kontrolliert die Obstbäume auf Schädlinge und Schimmel, um deren Ausbreitung zu verhindern.

Foto: Norbert Prümen

Es sieht aus wie intensiv gefärbtes Laub im Herbst, und doch lassen die dunkelroten Blätter an dem Apfelbaum Rudolf Steves beim Gang durch die Obstbaumreihen sofort innehalten. Der St. Töniser lässt den Blick prüfend über den Baum der Sorte Wellant schweifen und geht in die Hocke. Die Hand fährt über den Stamm. An der Unterlage stoppt sie. „Hier kann man den Krebs, hervorgerufen durch einen Pilz, deutlich erkennen“, sagt Steves. Sein Verdacht, ausgelöst durch die Blattfärbung, hat sich bestätigt. Für den Obstbauern ist damit klar, dass der Baum entfernt und durch einen neuen ersetzt werden muss.

Es geht weiter entlang den Baumreihen mit den verschiedenen Apfelsorten. Vor dem Blattfall sind die erkrankten Bäume gut an ihrer auffälligen Verfärbung zu erkennen. Was durch entsprechenden Schnitt bei einer Erkrankung nicht behoben werden kann, muss ausgetauscht werden. Der gerade abgeschlossenen Ernte schließen sich die Pflegemaßnahmen an, und damit geht die Arbeit in den Obstbaumplantagen weiter. Das heißt aber nicht nur, kranke Bäume zu erkennen und zu behandeln oder auszutauschen, sondern auch die generellen Rück- und Pflegeschnitte stehen an.

„Im Steinobst schneiden wir jetzt schon die toten Äste heraus. Diese Arbeiten müssen erfolgen, während das Steinobst noch Blätter trägt. Die Wunden verheilen besser als im Winter, und damit besteht für die Bäume ein geringeres Infektionsrisiko“, erklärt Steves die Besonderheit. Das Steinobst ist anfälliger für Holzkrankheiten, daher blieben die Äste auch nicht in der Anlage liegen. Anders sieht es beim Kernobst aus, das später geschnitten wird. „Wenn wir die Apfelbäume schneiden, lassen wir immer Zweige für die Hasen und Kaninchen liegen, damit sie daran und nicht an den Bäumen knabbern“, berichtet Steves und fügt lächelnd an: „Warum soll man sich recken, wenn das Kotelett auf dem Boden liegt und nicht im Baum hängt.“ Die Tiere lassen auf diese Art und Weise wirklich die Bäume in Ruhe.

 Inge van Dyck kümmert sich um Ponys und Ziegen auf dem St. Töniser Obsthof.

Inge van Dyck kümmert sich um Ponys und Ziegen auf dem St. Töniser Obsthof.

Foto: Norbert Prümen

Aber nicht nur das Steinobst muss unters Messer. Bei den benachbarten Himbeeren laufen ebenfalls schon die Rückschnitte. Altes Holz herausschneiden, abhäckseln und als Mulch nutzen ist angesagt. Dazu kommt das Anbinden der Ruten. Die Augen von Steves gehen zudem immer über den Boden der Plantagen. Es gilt, Wühlmauslöcher zu erkennen. Die kleinen Nager fressen die Wurzeln der Bäume und Sträucher an. Nehmen sie überhand, führt das zu Problemen.

Aus der Entfernung ist das Rattern eines Traktors zu hören. Das Kreiseln der Ackerfläche ist angesagt, nachdem der Boden bereits gepflügt wurde. „Hier pflanzen wir in diesem Monat die Tulpen für das Frühjahr, die dann von unseren Kunden wieder selber geschnitten werden können“, sagt Steves. Aber nicht nur die landwirtschaftlichen Anlagen verlangen nach Aufmerksamkeit. Sein nächster Gang führt den Obstbauern in die Kühlhäuser, wo die Äpfel lagern. Eine tägliche Kontrolle ist notwendig. Die Temperatur als auch der Sauerstoffgehalt müssen überprüft werden. Die Apfelernte ist komplett abgeschlossen, und die Früchte lagern bei Temperaturen leicht über null Grad und einem Sauerstoffgehalt von zwei Prozent in der Kühlung. So bleiben sie vitamin- und mineralreich wie nahezu frisch gepflückt.

 Im Hofladen gibt es nicht nur Köstliches, sondern es ist auch alles nett dekoriert.

Im Hofladen gibt es nicht nur Köstliches, sondern es ist auch alles nett dekoriert.

Foto: Norbert Prümen

Je nach Bedarf geht es von den Kühlhäusern in den eigenen Hofladen und auf die Märkte in Düsseldorf. „Die frühen Apfelsorten wie Boskoop und Elstar waren in diesem Jahr etwas später dran. Dafür konnten wir die späten Sorten früher ernten. Als letzte Sorte ging der Fuji vom Baum“, berichtet der St. Töniser. Blühtermine und Wetter spielten die entscheidenden Rollen für die Erntezeiten. Wobei die Äpfel in diesem Jahr aufgrund der vielen Sonnentage zu süßen Früchten herangereift sind. Ein im trockenen Wetter gewachsener Apfel ist in der Qualität besser als Äpfel, die im permanenten Regen groß werden. Bekommt der Apfel zu viel Wasser, wird er weich in der Konsistenz.

Das Handy von Steves klingelt. Der Hofladen braucht Apfelnachschub. Ein kurzer Abstecher zu den Ponys, die mit den Ziegen zusammen auf der Wiese stehen. Die Vierbeiner freuen sich nämlich ebenfalls über einen Apfel. Einmal im Laden, nutzt Steves die Gelegenheit, die Treppe hoch zu huschen. Über dem Hofladen entsteht nämlich ein Café. Umgeben von Tischen, Stühlen, jeder Menge Dekomaterial und dem Clou, einem alten Familienbett, aus dem vier urige Bänke entstanden sind, arbeiten die Elektriker. „Wenn alles planmäßig läuft, dann gehen wir hier oben Ende Oktober/Anfang November an den Start“, freut sich Steves auf sein neues Angebot, das das Außencafé ergänzen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort