Tipp der Woche Mit dem Drahtesel Grenzen erfahren

Die Umgebung mit dem Fahrrad erkunden macht nicht nur Spaß, sondern ist auch gesund und informativ.

 Los geht die 39 Kilometer lange Radtour entlang der Willicher Stadtgrenzen am Anrather Bahnhof.

Los geht die 39 Kilometer lange Radtour entlang der Willicher Stadtgrenzen am Anrather Bahnhof.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Die meisten werden es schon aus Keller oder Garage geholt haben, wenn es nicht eh schon das ganze Jahr über im Einsatz war: Die Rede ist vom Fahrrad. Fahrradrouten durch den Kreis Viersen gibt es viele, bei einer davon wird man zum Grenzgänger von Willich.

Los geht es am Anrather Bahnhof. Der bietet für diejenigen, die ihr Fahrrad mit dem Auto zum Startpunkt transportieren möchten, den Vorteil eines Parkplatzes. Ausgangpunkt der Tour ist der Knotenpunkt (KP) 73. Das Fahrrad wird in nördliche Richtung ausgerichtet, denn es geht zunächst an die Nordgrenze von Willich, nämlich Tönisvorst. Der KP 76 ist das Ziel. Zwischen Feldern und Pferdekoppeln taucht auf der rechten Seite der ehemalige Rittersitz und Bergfried Gelleshof auf. Die Anlage stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der weiße Backsteinbau mit seinem mächtigen Treppengiebel und den rot-weißen Fensterläden fällt ins Auge, und so manch einer würde sicherlich gerne einmal durch die Toreinfahrt einen Blick in den einst wasserumwehrten Hof werfen. Allerdings ist die Anlage Privatgelände und kann nicht besichtigt werden.

Ein Stückchen weiter lässt das nächste historische Gebäude Herzen höher schlagen. Es handelt sich um Groß Lind, einen mittelalterlichen Schöffenhof, der inmitten einer weitläufigen Parkanlage liegt. Die Geschichte kann bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden, wobei seinerzeit Napoleon hier übernachtet haben soll.

Ist der KP 76 erreicht, geht es durch den Forstwald vorbei am Stockhof. Einmal kurz halten und sich das beeindruckende Steintor ansehen lohnt sich. Kurze Zeit später ist der KP1 an den Holterhöfen erreicht. Über Feld- und Wirtschaftswege läuft die Grenztour weiter in Richtung KP 15, dem sich die KP 4 und 75 anschließen. Der hohe Turm, der dabei aus der Ferne zu sehen ist, gehört zum Willicher Wasserwerk. Der 1928 erbaute Wasserturm ist 50 Meter hoch und steht unter Denkmalschutz.

In Willich-Moosheide angekommen, folgt KP 18. Man strampelt in Richtung Kaarst, einer weiteren Willicher Grenze. Wenn das Schildchen „Kollenburg“ auftaucht, erwartet den Radler allerdings keine Burg mehr. Die gibt es schon lange nicht mehr. Lediglich der Straßenname erinnert an das einstige Gebäude. Der Weg kreuzt einen weiteren Ortsteil von Willich. Vorbei an der Schiefbahner St.-Hubertus-Kirche führt die Strecke zu den Knotenpunkten 72 und 71. Ein Stopp an der Kirche ist empfehlenswert. 1548 wurde Schiefbahn zur selbstständigen Pfarre erhoben. Der in der Kirche befindliche Taufstein stammt noch aus dieser Zeit. Was um 1400 als Kapelle begann, wurde 1598 zur Pfarrkirche erweitert. Hubertuskirchen waren im späten Mittelalter Wallfahrtskirchen. Der heilige Hubertus wurde um Hilfe bei Tollwut und Wahnsinn angerufen. Um die Hunde zu schützen, wurden sie nach Schiefbahn gebracht und dort mit dem Hubertusschlüssel gebrannt. Dieser Schlüssel befindet sich heute im Schiefbahner Heimatmuseum „Kamps Pitter“. 1853 wurde auch diese Kirche zu klein. Es erfolgten der Abriss und der Neubau der heutigen Kirche.

Vom KP 71 geht es entlang des Nordkanals zum KP 95. Erneut trifft der Radler auf Napoleon. Er war es, der die Wasserstraße 1806 initiierte, die in Teilstücken auch gebaut wurde. Lange orange-weiße Pfosten erinnern an den Streckenverlauf, der heute komplett trocken ist. Die Radfahrer folgen danach der Beschilderung in Richtung KP 8. Mit Neersen wird der nächste der vier Ortsteile von Willich angesteuert. Ein Abstecher zum Schloss Neersen lohnt sich. In der vor 800 Jahren errichteten Wasserburg ist heute ein Teil der Willicher Stadtverwaltung untergebracht. Eingerahmt wird das Schloss von einem großen Park, der der Öffentlichkeit zugänglich ist. Nach dem Stopp am Neersener Schloss geht es zum KP 16. Der Radler kann sich auf die Niers freuen. Wer viel Glück hat, sieht beim Radeln entlang des Flüsschens den Eisvogel, der hier wieder zu Hause ist. Einem anderen gefiederten Gast könnte man ebenfalls begegnen. Am KP 68 im Naturschutzgebiet Salbruch sind die Störche beheimatet. Von der Aussichtsplattform vor der Clörather Mühle kann der Klapperstorch, wie er im Volksmund genannt wird, eventuell beobachtet werden.

Auf Feld- und Wirtschaftswegen geht es zum Anrather Bahnhof zurück. Eine 39 Kilometer lange Rundreise mit dem Drahtesel ist so beendet.

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