Aus der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis Prädikantin will für die Menschen da sein

St. Tönis · Am Sonntag erwartet die Besucher der evangelischen Kirche in St. Tönis ein besonderer Gottesdienst. Mit Linda Hirt, der Vorsitzenden des Presbyteriums, wird die dritte Prädikantin der Gemeinde ordiniert.

 Linda Hirt, die Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis, wird am Sonntag als Prädikantin ordiniert.

Linda Hirt, die Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis, wird am Sonntag als Prädikantin ordiniert.

Foto: Stephanie Wickerath

Diesen Begriff muss Linda Hirt in letzter Zeit häufiger erklären: Am Sonntag wird die 50-Jährige im Gottesdienst zur Prädikantin ordiniert. „Prädikanten sind eine Ergänzung zum Pfarrer“, sagt die St. Töniserin. „Prädikanten dürfen Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen übernehmen und sind in der Seelsorge tätig.“

Früher hat das Amt „Predigthelferinnen“ geheißen, seit ein paar Jahren ist die evangelische Landeskirche dazu übergegangen, von Prädikanten zu sprechen, was aus dem Lateinischen stammt und Predigerin bedeutet. „Prädikanten sind keine Vertretung für die Pfarrer, denn sie haben ganz andere Hintergründe als die Theologen und kommen aus einem anderen beruflichen Umfeld“, erklärt Linda Hirt. Die Landeskirche verstehe sie vielmehr als Ergänzung zum Pfarrer. Etwa 650 Prädikanten gibt es im rheinischen Kirchenkreis.

Linda Hirt wird neben Brigitte Koll und Marcus Wetter die dritte Prädikantin in der evangelischen Gemeinde von St. Tönis. Seit sieben Jahren ist die 50-Jährige Presbyterin, seit fünf Jahren steht sie dem Gremium vor. Mit der evangelischen Kirchengemeinde an der Hülser Straße aber ist die gelernte Industriekauffrau, die heute als Schulsekretärin in der Tönisvorster Rupert-Neudeck-Gesamtschule arbeitet, schon viel länger verbunden. „Ich bin hier mit zur Konfirmation gegangen.“

Seit 15 Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich in der Kirche. Auch ihr neues Amt ist ein Ehrenamt. „Pfarrer Renz Schaeffer hat mich schon vor einigen Jahren auf das Prädikantenamt aufmerksam gemacht“, erinnert sich die St. Töniserin. Aber es sei ein Weg gewesen, bis sie sich entschlossen habe, die Ausbildung zu beginnen. „Die Ausbildung dauert zwei Jahre, wird von der Landeskirche finanziert und geleitet und ist mitunter sehr intensiv“, erzählt Hirt. Die 13 Menschen in ihrer Gruppe seien mit viel Euphorie gestartet, aber im Laufe der Ausbildung an ihre Grenzen gestoßen.

„Die intensive Beschäftigung mit Glaubensfragen hat auch zu Glaubenszweifeln geführt“, sagt die 50-Jährige. Sie selber sei letztlich aber gestärkt aus der Ausbildung gegangen und freue sich jetzt darauf, mit der Arbeit zu beginnen und für die Menschen in der Christusgemeinde da zu sein. „Ich habe schon drei Trauanfragen“, erzählt die angehende Prädikantin, die damit rechnet, dass sie außerdem drei bis vier Mal im Jahr einen Gottesdienst leiten wird.

Für ihre Arbeit braucht Linda Hirt fundierte Kenntnisse der Bibel, ein gutes Verständnis für theologische Fragen, Freude an der Verkündung und ein Herz für die Menschen. „Ich habe das Gefühl, die Seelsorge liegt mir am meisten“, sagt Hirt, die bedauert, dass die Seelsorge nur ein kleiner Baustein in der Ausbildung war. Offiziell ins Amt eingeführt wird die Prädikantin am Sonntag, 20. Januar, 10 Uhr, in der evangelischen Kirche an der Hülser Straße.

Geleitet wird der Gottesdienst von Pfarrer Marc-Albrecht Harms aus Fischeln, Skriba des Kirchenkreises Krefeld-Viersen (an dritter Stelle des Kreissynodalvorstandes) und Ausbildungspfarrer der Prädikantin. Die beiden St. Töniser Pfarrer Daniela Büscher-Bruch und Christian Dierlich werden ebenfalls dabei sein, die Predigt hält Linda Hirt selber. Dazu wird sie erstmals ihren eigenen Talar tragen. „Der Talar macht mich zum Werkzeug Gottes“, sagt die 50-Jährige, „dahinter trete ich selber ein Stück weit zurück.“

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