Wetter Landwirte hoffen auf Regen

Kreis Viersen · Oft ist das Wasser aus den Beregnungsanlagen nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Das derzeit trockene Wetter mit hohen Temperaturen stellt die Landwirte im Kreis Viersen vor große Probleme.

 Mit Beregnungsanlagen versuchen die Landwirte, den ausbleibenden Niederschlag halbwegs auszugleichen. Das ist aufwendig und teuer.

Mit Beregnungsanlagen versuchen die Landwirte, den ausbleibenden Niederschlag halbwegs auszugleichen. Das ist aufwendig und teuer.

Foto: dpa/Holger Hollemann

„Wir brauchen händeringend mehr Wasser“, sagt Hubert Nauen, der als Tönisvorster Ortslandwirt rund 40 Betriebe vertritt. Über mehrere Tage verteilt müssten wenigstens 30 bis 40 Liter auf den Quadratmeter fallen. Vor allem für die Mais-Pflanzen, aus denen ab der nächsten Woche der Maiskolben herauskommt und, so sagen es die Experten, seine „Fahne schiebt“, sei jetzt genügend Wasser sehr wichtig – und vor allem tagsüber auch keine schwüle Witterung, bei der das Wasser größtenteils direkt wieder verdunstet. Eine optimale Beregnung sei auf den Maisfeldern, so Nauen, kaum möglich. Auch beim Weizen laufe es derzeit, so klagen andere Landwirte, alles andere als optimal.

Kreis-Landwirt Paul-Christian Küskens, der außerdem der Vize-Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes ist und selbst neben Viehfutter hauptsächlich Mais und Gerste anbaut, sieht dies ähnlich: „Vieles blüht und gedeiht gerade, wir brauchen trotzdem Regen.“ Küskens erinnert zwar daran, dass es in vielen Regionen Deutschlands wegen fehlender Beregnungsmöglichkeiten und schlechteren Bodens schlimmere Probleme gebe, aber dennoch müssten die hiesigen Landwirte zumindest die Umsätze erzielen, um über die Runden zu kommen. Derzeit würden viele Gemüse- und Kartoffelflächen beregnet. Die Ernte der Frühkartoffeln erfolge derzeit. Wohl in den nächsten zwei Wochen beginne man mit dem Dreschen der Gerste. Hier müsse man abwarten, was die Ernte bringe, so Küskens. Ende Juli sei dann wahrscheinlich der Weizen dran.

„Beim Weizen sieht es derzeit sehr schlecht aus“, klagt der Willicher Stadt-Bauer Helmut Oellers (Neersen). Er ist gerade mit seinem Sohn dabei, die Kartoffel- und Erbsenplantagen zu bewässern: „Zumal für die nächsten Wochen weiterhin regenfreies Wetter und hohe Temperaturen ankündigt sind.“ Vor allem der Weizen habe die wochenlange Trockenheit nicht verkraftet, große Bereiche seien abgestorben, größtenteils von der Sonne verbrannt. Es dürfte daher sehr schwierig werden, das Vorjahres-Niveau zu erreichen. Aufgrund der Beregnung, die allerdings derzeit beim Weizen, so Oellers, nicht allzu viel bringe, hielten sich die Frühkartoffeln und die Zuckerrüben noch ganz gut.

„Bis auf eine Woche waren die Bedingungen seit Erntebeginn eigentlich ganz gut, weil wir eben ständig bewässern können“, schildert Hans-Leo Sieben, der mit seinem Sohn André den Kartoffelhof in Clörath (Tönisvorst) führt. Seit Mitte Mai sei man voll bei der Ernte der Frühkartoffel, die zunächst in die Wochenmärkte und dann in diesen Tagen auch in große Verbrauchermärkte gehen. Auch Hans-Leo Sieben hofft auf mehr Regen, allerdings nicht auf Unwetter.

Relativ wenig zu klagen, weil seine Plantagen eben ständig bewässert werden, hat derzeit Gemüse- und Obstanbauer Frank Mertens (Schiefbahn), der Hofläden in Willich, Büderich und Düsseldorf betreibt. Für ihn seien die relativ niedrigen Temperaturen zwischendurch ganz gut gewesen. Sieht man mal von den späten Erdbeeren ab; diese seien aufgrund des kalten Wetters und der daher noch fehlenden Reife momentan eher Mangelware. Zu warm dürfe es aber auch nicht sein, sagt Mertens: „Denn die Himbeeren, die wir gerade ernten, bekommen bei Temperaturen von über 20 Grad so allerlei Stress.“ In etwa zwei Wochen würden, so Frank Mertens, dort die ersten neuen Äpfel gepflückt. In etwa einer Woche gibt es in seinen Hofläden übrigens erstmals die neue Pflaumen-Frühsorte „Hermann“. Mertens nennt die Vorzüge von Hermann: „Schmeckt sehr süss, hat eine helle Außenhaut.“

„Langsam fängt es an, sehr trocken auf den Feldern zu werden, ich beregne gerade die Kartoffeln und den Kohl“, sagt Peter Josef Coenen, Kempener Ortslandwirt und Vorsitzender der Ortsbauernschaft. Dennoch gebe es im Vergleich zu den großen Problemen in vielen nördlichen und östlichen Regionen Deutschlands keinen Grund, groß zu meckern. „Auch wir warten auf Regen und hoffen auf keine große und anhaltende Hitze“, kommentiert der Grefrather Ortslandwirt Christoph Tenhaef, der rund 25 noch aktive Betriebe in Grefrath, Mülhausen und Oedt vertritt. Teilweise müsste bestimmtes Getreide, so die Gerste, jetzt schnell geerntet werden, um noch genügend Erträge zu erzielen. Zumal für die nächsten Tage Temperaturen um die 30 Grad angekündigt sind.

Tenhaef hat 140 Milchkühe, sein Kommentar: „Ab 20 Grad beginnt für die Tiere der Stress.“ Dem könne man durch schattige Plätze, durch eine intensivere Belüftung der Ställe und durch häufigeres frisches Trinkwasser entgegenwirken. Der Futtermais benötige, so der Ortslandwirt, dringend Wasser; auch einer seiner bisher durchgeführten drei Gras-Schnitte konnte aufgrund der „Dürre“ nicht für die Fütterung der Tiere verwendet werden.Der Milchpreis sei derzeit akzeptabel, aber noch auf einem niedrigen Niveau. Derzeit werde, so Tenhaef, ohne die Qualitätszuschäge zwischen 32 und 33 Cent pro Liter gezahlt.

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