Tönisvorst Jungen Afrikanern Chancen eröffnen

Tönisvorst · Mit vielen Spendengeldern aus Tönisvorst konnte jetzt in der Nähe der nigerianischen Hauptstadt Lagos eine Ausbildungswerkstatt gebaut und eröffnet werden. 150 jungen Menschen wird dort eine Zukunftsperspektive gegeben.

 Tanz einer Mädchengruppe bei der Eröffnung. Die ersten 150 Jugendlichen haben ihre Ausbildung in diesem Werkstattgebäude bereits aufgenommen. Vier Jahre lang wurde auch in Tönisvorst Geld für dieses Projekt in Nigeria gesammelt.

Tanz einer Mädchengruppe bei der Eröffnung. Die ersten 150 Jugendlichen haben ihre Ausbildung in diesem Werkstattgebäude bereits aufgenommen. Vier Jahre lang wurde auch in Tönisvorst Geld für dieses Projekt in Nigeria gesammelt.

Foto: KÜSTER

Tränen der Freude erlebten gerade Gisela Küster und Marianne Kramer. Die beiden Frauen, die mit anderen Wegbegleitern im Juni 2013 den Tönisvorster Verein "Enyemaka Ohaneze" (steht für "Hilfe für alle") gründeten, waren etwa zwei Wochen auf eigene Kosten in Nigeria unterwegs, hielten sich vor allem im Ort Oke-Ogbe Olorunda in der Nähe von Lagos auf. Sie sahen sich das fertige Projekt an, für das sich der Verein seit etwa vier Jahren eingesetzt hatte: eine Ausbildungswerkstatt.

Zurück in Deutschland schildert jetzt Gisela Küster ihre Eindrücke von der offiziellen Einweihung der viergeschossigen "Youth Development Academy": "Endlich war es soweit, kann jetzt die Werkstatt mit ihrer Arbeit beginnen und Jugendliche, die bisher kaum eine Chance auf dem Arbeitsmarkt hatten, als Schlosser, Schreiner, Schneiderin, Frisörin oder Konditorin ausbilden." Insgesamt gibt es dort Plätze für 150 Auszubildende.

Etwa vier Jahre wurde daran gebaut. Von 2012 bis Mitte 2014 arbeitete der katholische Pfarrer Oliverdom Qguadiuru in der St. Töniser Pfarrgemeinde St. Cornelius. Der heute 49-Jährige stammt eben aus dieser nigerianischen Region. "Mal hier eine Spende, mal dort, das war zu wenig, um nachhaltig Verbesserungen zu erreichen", sagte damals der Pfarrer, der schon vorher die Idee hatte, in Oke-Ogbe Olorunda, dort wohnt sein Bruder Richard (41), ein Ausbildungszentrum zu errichten. Dies gelang jetzt mit Hilfe des Tönisvorster Vereins.

Der Geistliche fand viele Fürsprecher und war der Impulsgeber für die Vereinsgründung. Der Verein war bei vielen Festen präsent, verkaufte Bekleidung, Trödel, Schmackhaftes, aber auch Kunstgewerbe aus Nigeria. Die Gelder wurden dann über den Pfarrer weitergeleitet. Die Grundschule Corneliusstraße beteiligte sich mit einem Sponsorenlauf, alleine dieser Erlös belief sich auf etwa 4.200 Euro. "Über 50.000 Euro könnten schon durch uns zusammen gekommen sein", schätzt Gisela Küster.

"Die Einweihung war eine wunderbare festliche Zeremonie", sagt Gisela Küster. Pfarrer Oliverdom Oguadiuru konnte dazu unter anderem die deutsche Generalkonsulin aus Lagos und unter den vielen Fest- und Ehrengästen den dortigen Bürgermeister begrüßen. Gisela Küster: "Auch einige heimische Gruppen sangen oder tanzten, sagten so auf ihre Art danke." Und es gibt schon so eine Art Warteliste. Über 300 Bewerber sollen sich in die Listen eingetragen haben, so dass bei dem Platzangebot von 150 eine erste Auswahl getroffen werden musste. Die monatliche Aufnahmegebühr, um sich dort ausbilden zu lassen, soll nach den Auskünften von Gisela Küster fünf Euro betragen; darüber hinaus wird eine Jahresgebühr von 50 Euro verlangt. "Und da nicht alle über so viel Geld verfügen, wollen wir auch weiterhin für die Inneneinrichtung finanzielle Hilfestellungen geben", sagen Verantwortliche des Tönisvorster Vereins. Küster: "Es ist uns eine Herzensangelegenheit, das Projekt so lange zu fördern, bis es eines Tages auf eigenen Beinen steht."

(wsc)
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