Tönisvorst Jubiläum erinnert an zweite Kirchweihe

Tönisvorst · Genau 70 Jahre ist es her, dass die Gemeinde von St. Cornelius in die wiederhergestellte Kirche einziehen konnte. Im Juni 1942 hatte eine Luftmine die Seitenkapellen zerstört, die Fenster vernichtet und das Dach in Mitleidenschaft gezogen.

 Am 6. Juni 1942 verursachte eine Fliegerbombe große Schäden an der Pfarrkirche St. Cornelius in St. Tönis. Die Gottesdienste wurden nunmehr ins Marienheim ausgelagert. Auch die meisten Häuser am Kirchplatz wurden getroffen, es gab einen Toten.

Am 6. Juni 1942 verursachte eine Fliegerbombe große Schäden an der Pfarrkirche St. Cornelius in St. Tönis. Die Gottesdienste wurden nunmehr ins Marienheim ausgelagert. Auch die meisten Häuser am Kirchplatz wurden getroffen, es gab einen Toten.

Foto: HEIMATBUND

Der 16. November 1947 war ein Festtag für die Katholiken in St. Tönis. Fünf Jahre, nachdem die Pfarrkirche von einer Bombe so stark beschädigt worden war, dass in ihr keine Gottesdienste mehr gefeiert werden konnten, zog die Gemeinde an diesem Tag wieder in die Kirche ein. Mit einem Kirchweihfest wurde der erste Gottesdienst nach dem Krieg gefeiert, schreibt Paul Wietzorek in seiner Chronik über St. Tönis. Hans Weinand vom Kirchbauverein erinnert an das Jubiläum. "Das Datum sollte nicht in Vergessenheit geraten", findet der Mediziner im Ruhestand. 2011 hat Weinand, der auch Mitglied im Kirchenvorstand ist, den Kirchbauverein St. Cornelius gegründet. Seitdem beschäftigt der 76-Jährige sich mit der Geschichte und der Sanierung des St. Töniser Gotteshauses. "Die heutigen Schäden gehen direkt auf die Kriegsschäden zurück. Durch unzulängliches Baumaterial, mit dem nach 1945 die Kriegsschäden behoben wurden, sind Folgeschäden entstanden", weiß der Vorsitzende des Kirchbauvereins. Löcher im Dach, falsch verlegte Dachpfannen und zugemauerte Lüftungsschächte seien die Ursachen dafür, dass viele Jahre lang Wasser in das Gebäude eindringen konnte.

Der Bimsstein des Dachgewölbes hatte sich dadurch ausgedehnt, das Holz des Dachstuhls war morsch und faul, die Wände feucht und mit Pilz befallen. "Mehrere Balken, auch tragende, mussten in der Dachkonstruktion ausgetauscht werden", erzählt Weinand. Während diese Arbeiten bereits abgeschlossen sind, muss das Gewölbe im Hauptschiff noch bearbeitet werden. Zurzeit aber sind die Fachleute am Dach der Taufkapelle tätig. "Der Abfluss des Hauptdachs war zu klein", weiß Weinand. Dadurch habe sich das Regenwasser auf dem Dach der Kapelle gesammelt. Nun sei der Ablauf vergrößert worden. "Statt Schiefertafeln bekommt die Taufkapelle jetzt ein Blechdach", sagt Weinand.

Im nächsten Jahr sollen die gleichen Arbeiten auf der anderen Seite durchgeführt werden. Auch am Dachreiter und am Sockel müsse noch gearbeitet werden. Die Sanierung der Kirche wird vermutlich 1,3 Millionen Euro kosten. Das Bistum trägt 70 Prozent, den Rest muss die Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst aufbringen. Auch vor 70 Jahren waren die Arbeiten mit dem Kirchweihfest im November noch lange nicht angeschlossen. So wurde erst im Oktober 1948 die neue Orgel geweiht und zum Osterfest 1953 waren die ersten der von Gustav Fünders geschaffenen bunten Chorfenster fertig.

"Zur Vollendung des Wiederaufbaus der Kirche und zum 400-jährigen Bestehen der eigenständigen Pfarrer St. Tönis schenke die Zivilgemeinde 1954 ein weiteres Fenster", schreibt Wietzorek in seiner Chronik. Die neuen - und wie sich später herausstellte viel zu schweren - Glocken hingegen läuteten erst am ersten Adventssonntag 1960. St. Tönis blickt auf eine lange kirchliche Tradition zurück. Schon 1411 wurde eine erste Kapelle in der Ortschaft errichtet. Sie war den beiden Heiligen St. Kornelius und St. Antonius geweiht. 1483 wurde mit dem Bau eines Kirchturms begonnen, der allerdings 1585 einstürzte und "Teile des Gewölbes und der Pfeiler der Kirche unter sich begrub", wie Wietzorek schreibt. Aber die Gemeinde ließ sich nicht unterkriegen: 1619 wurde mit dem Wiederaufbau des Turms begonnen. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges allerdings ging diese Kirche mit ihrem Turm in Flammen auf. Die Katholiken stellten die Kirche in der Folgezeit wieder her, aber bis der Turm wieder stand und eine Spitze hatte, sollten 200 Jahre vergehen. Nach einem großangelegten Erweiterungsbau wurde das Gotteshaus in der Ortsmitte 1885 gesegnet. Eine zweite Erweiterung folgte 1904. Seitdem hat die Kirche ihre heutige Form.

(WS03)
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