St. Tönis Senioren freuen sich auf den Tierbesuch

St. Tönis · Jeden Mittwoch kommt Wolfsspitz Jule ins Seniorenhaus St. Tönis. Besonders pflegebedürftige Bewohner, die sehr zurückgezogen leben, können von Besuchen profitieren.

 Pfoten hoch und gestreichelt werden. Mittwochs für zwei Stunden steht Wolfsspitzdame „Jule“ im Mittelpunkt (v. l. n. r.): Hundehalterin Ursula Prinz, Mitarbeiterin im Sozialdienst Monika Rath und Bewohnerin Eveline Dylla.

Pfoten hoch und gestreichelt werden. Mittwochs für zwei Stunden steht Wolfsspitzdame „Jule“ im Mittelpunkt (v. l. n. r.): Hundehalterin Ursula Prinz, Mitarbeiterin im Sozialdienst Monika Rath und Bewohnerin Eveline Dylla.

Foto: Alexianer Krefeld GmbH/Alexianer

Ursula Prinz kennt sich aus im Seniorenhaus St. Tönis. Und die Bewohner kennen sie, und vor allem ihren treuen Begleiter, den Wolfsspitz mit dem Rufnamen „Jule“. Die zufälligen Begegnungen auf dem Flur sind herzlich und stets mit einer Streicheleinheit durch das üppige Fell des intelligenten und sehr aufmerksamen Hundes verbunden. Ursula Prinz, Regina Jagd und Karl Brüggemann besuchen jeden Mittwoch etwa 18 bis 20 Bewohner im Seniorenhaus.

Ursula Prinz sagt: „Die Bewohner hatten häufig selbst einen Hund. Daher genießen sie den Kontakt, zum Beispiel mit meiner ,Jule’, ganz besonders. Aber auch Senioren, die nie selbst einen Hund hatten, leben plötzlich geradezu auf, wenn wir zu Besuch kommen.“ Eveline Dylla ist so jemand. Sie ist seit ein paar Jahren Bewohnerin des Seniorenhauses und genießt die Besuche. „Ich wollte immer einen Hund haben. Das war jedoch damals bei uns nicht möglich. Immerhin bekam ich dann Wellensittiche“, lacht die noch recht rüstige Rentnerin. Dabei vergräbt sie ihre rechte Hand im Fell der Wolfsspitzdame, während diese ihre Pfote in die linke Hand der Seniorin legt. Letztlich ist der Hund vor allem der „Eisbrecher“, um ins Gespräch zu kommen. Und Eveline Dylla unterhält sich gerne mit anderen Menschen.

Ursula Prinz kennt sich aus mit Hunden. Sie selbst ist Züchterin und weiß, dass gerade Wolfsspitze besonders geeignet sind, als Begleit-, Therapie- oder sogar als Diabeteswarnhund ausgebildet zu werden: „Wolfsspitze sind intelligent mit starkem Charakter, sehr aufmerksam und mit der nötigen Konsequenz leicht zu erziehen. Jule kann sich wunderbar auf jeden einzelnen Bewohner einstellen, weiß selbst genau, wo sie etwas lebendiger sein darf oder Ruhe angesagt ist.“ Sie betont aber auch, dass genauso gut andere Hunderassen mit der nötigen Ausbildung geeignet sind. „Es kommt vor allem auf den Menschen am anderen Ende der Leine an.“

Seit circa 20 Jahren ist Ursula Prinz höchst engagiert, wenn es darum geht, den Senioren in St. Tönis den Kontakt mit Hunden zu ermöglichen und darüber hinaus – ganz nebenbei – ins Gespräch zu kommen.

Die Diplom-Pädagogin Monika Rath begleitet die Hundebesuchsdienste von Anfang an. Sie arbeitet im Sozialdienst des Seniorenhauses und erzählt: „Damals begann alles mit einer Idee in der Gruppe der ehrenamtlichen Rollstuhlschieber. Frau Prinz und Frau Gebel, die Leiterin einer Hundeschule, fragten bei der Heimleitung, und die Besuche konnten starten. Das war damals ganz unkompliziert und ist es noch heute.“ Und sie ergänzt: „Der Start war der Besuch der Demenzgruppe. Es ist erstaunlich, dass sich Menschen mit demenzieller Erkrankung, die sonst keinen Namen mehr zuordnen können, sich noch wunderbar an den Namen des Hundes erinnern. Auch für Bewohner mit eingeschränkter Sehfähigkeit ist das Ertasten des Hundes von großer Bedeutung.“

Heute gehen Ursula Prinz und ihre Mitstreiter nicht mehr in Gruppen, weil dort sowieso genügend Abwechslung vorhanden ist und die Gruppensituation schwieriger zu steuern ist.

„Wir machen ganz gezielt Einzelbesuche, wie zum Beispiel bei Frau Dylla. Ganz wichtig ist uns der Besuch von Bewohnern, die schwer pflegebedürftig sind und sehr zurückgezogen leben“, erklärt Prinz und gibt ein Beispiel: „Wir haben einmal meinen damaligen Wolfsspitz „Galina“, die Mutter von „Jule“, vorsichtig neben eine bettlägerige Bewohnerin ins Bett gelegt und ihre unbewegliche Hand in das Hundefell gelegt. Wir – und auch der behandelnde Hausarzt – konnten es kaum glauben: Die Hand der Dame öffnete sich zum Streicheln.“

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