Tönisvorst Immer mehr Flüchtlinge kommen an

Tönisvorst · Kurzfristig angekündigt, kamen am Mittwoch weitere zehn Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern in Tönisvorst an. Die jungen Männer werden in der kleinen Turnhalle untergebracht. Bald könnte schon eine weitere Halle betroffen sein.

 Diese Container auf der Jahn-Sportanlage wurden vor rund 20 Jahren angeschafft, als eine große Zahl von Flüchtlingen während des Bosnienkrieges nach Deutschland kam. Die Container können heute nicht mehr genutzt werden.

Diese Container auf der Jahn-Sportanlage wurden vor rund 20 Jahren angeschafft, als eine große Zahl von Flüchtlingen während des Bosnienkrieges nach Deutschland kam. Die Container können heute nicht mehr genutzt werden.

Foto: W. KAISER

Sie sind ein Relikt aus Zeiten des Bürgerkrieges auf dem Balkan, als der Staat Jugoslawien zerfiel: die Container auf dem Jahn-Sportgelände und am Vorster Sportplatz. Sie sind seit Jahren nicht mehr benutzt und gepflegt worden - und sehen entsprechend aus. Zuletzt wurden die Container von der Stadt noch als Möbellager benutzt, heute gelten sie in der Behördensprache als "abgängig". Doch sie zu entsorgen kostet Geld - und das will die Stadt im Moment lieber für die neu ankommenden Flüchtlinge ausgeben. Denn die Zahlen der Flüchtlinge, die dieses und letztes Jahr nach Deutschland kommen, übersteigen noch die aus den 1990er Jahren.

Hat die Stadt Tönisvorst in den vergangenen Jahren sehr wenig Zuweisungen erhalten, so steigen jetzt auch vor Ort die Zahlen in schnellem Tempo. In einem wöchentlichen Rhythmus teilt die in der Flüchtlingsfrage zuständige Bezirksregierung Arnsberg mit, wieviele Flüchtlinge in der Woche zugewiesen werden. Meistens haben die tatsächlichen Zahlen die Prognosen dann noch übertroffen. Für die Stadt ist die Situation sehr schwer planbar, weil die Zuweisung so kurzfristig erfolgt. Da die Stadt Sammelunterkünfte für den schlechteren Weg hält, sucht sie händeringend nach vorhandenem Wohnraum. Manche Immobilie, die der Stadt angeboten wird, müsste allerdings erst mal saniert werden, ist also alles andere als bezugsfertig. Und Mietraum ist in Tönisvorst sowieso Mangelware.

Kommen die Flüchtlinge meistens zum Ende der Woche, so wurden sie in dieser Woche schon für Mittwoch angekündigt. Da musste Bürgermeister Thomas Goßen auf das Unternehmerfrühstück in Vorst verzichten und ins Rathaus eilen, weil der Fachbereitsleiter die Abteilungsleiterin in deren Urlaub vertreten musste. Vergangene Woche kamen Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak nach Tönisvorst. Die zehn Flüchtlinge von Mittwoch stammen aus Algerien, dem Iran, Russland, Albanien und Indien. Die vorwiegend jungen Männer wurden ebenfalls in der kleinen Turnhalle untergebracht, die jetzt aktuell mit 24 Flüchtlingen belegt ist. Maximal können dort 30 bis 35 Menschen untergebracht werden. Wenn die Zuweisungen anhalten, müsste in kurzer Zeit eine zweite städtische Halle zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert werden.

Mit einem Bus wurden die Flüchtlinge vom Erstaufnahmeort zum Rathaus an der Bahnstraße gefahren. Dort werden sie in Empfang genommen. Sie erhalten einen Gutschein, um Passbilder von sich machen zu lassen. Dann werden die Anträge aufgenommen. Die Flüchtlinge erhalten eine Liste mit Terminen ihrer Auszahlungen, ebenso eine mit Arztpraxen. Außerdem wird ihnen ein Gutschein für Kleidung ausgehändigt. Zu Fuß oder mit städtischen Dienstwagen geht es dann zuerst zu der jeweiligen Wohnung oder - wie jetzt - zur gemeinsamen Unterkunft in der Turnhalle.

(RP)
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