Zuhause: Heute in Vorst Wo die Ortsgeschichte lebendig ist

Vorst · Es ist wohl eines der kleinsten Museen überhaupt und bietet doch eine unglaubliche Fülle an Informationen über das Vorster Leben der Vergangenheit. Im Heimathaus an der Kuhstraße kann der Besucher auf Zeitreise gehen.

 Auch eine komplette alte Schusterwerkstatt ist im Heimathaus Vorst zu sehen.

Auch eine komplette alte Schusterwerkstatt ist im Heimathaus Vorst zu sehen.

Foto: Stephanie Wickerath

Eine Schusterwerkstatt voller Holzfüße, ausgestattet mit einer Adler- und einer Singer-Nähmaschine aus dem vorigen Jahrhundert, einer Werkbank und etlichen Tuben, mit deren Inhalt wohl nur ein alter Schuster noch etwas anzufangen weiß. Haushaltsgegenstände, mit denen die Großmütter in den Wirtschaftswunderjahren hantiert haben. Vereinsfahnen, Pferdegeschirr, eine Pistole aus dem Ersten Weltkrieg, Bügeleisen, die aussehen, als seien sie mindestens ebenso alt. Und neuerdings Puppenstuben, die das Leben in den 1950er- und 1960er-Jahren in Miniaturformat abbilden.

Im Heimathaus an der Kuhstraße 6 kann der Besucher jeden Montag von 15 bis 19 Uhr auf Zeitreise gehen. Zwar ist das Haus nur 100 Quadratmeter groß, aber die wissen die Mitglieder des Heimatvereins Vorst gut zu nutzen. „Das Haus ist Museum, Archiv und Versammlungsstätte in einem“, bringt es Heinz-Josef Köhler, Vorsitzender des Heimatvereins, auf den Punkt. Der größte Schatz des Hauses ist allerdings nicht auf Anhieb zu sehen. Er verbirgt sich in den Schubladen, Schränken und im Computer.

„Wir haben 14.500 Fotos über das Vorster Leben der Vergangenheit archiviert“, sagt Schriftführer Wolfgang Arretz. Hinzu komme ein Zeitungsarchiv, in dem alle Texte, die seit 1982 über Vorst veröffentlicht wurden, systematisch geordnet, aufbewahrt werden. Außerdem hat der Heimatverein 2500 Totenzettel gesammelt, die Aufschluss über Verwandtschafts- und Familienverhältnisse geben. „Früher hat man nämlich auf die Totenzettel noch viel mehr draufgeschrieben, sodass das aufschlussreiche Dokumente für die Ahnenforschung sind“, weiß Arretz.

Vor 16 Jahren hat der Heimatverein, der 600 Mitglieder zählt, das Haus an der Kuhstraße von der Stadt gemietet. Seitdem hat die Vergangenheit Einzug gehalten. „Wir wollen Dinge in Erinnerung behalten, die verschwunden sind“, erklärt Heinz-Josef Köhler das Konzept. Dazu tragen auch die vielen schwarz-weiß Aufnahmen bei, die thematisch geordnet in großen Rahmen an den Wänden hängen. Die Gebäude, in denen die Schulen und Kindergärten des Ortes untergebracht sind, haben hier ihren Platz. Fotos von diversen Festen im Ort und Bilder aus der Landwirtschaft finden sich hier.

Auch das Vorster Krankenhaus, das St.-Gotthardus-Hospiz, das bis 1967 seinen Platz hinter der Pfarrkirche hatte und in dem viele Vorster das Licht der Welt erblickten, ist hier in schwarz-weiß verewigt. „Ursprünglich war das ein Armenhaus“, erzählt Hildegard Heidenfels vom Vorstand, „dann wurde es ein Krankenhaus mit Kapelle.“ Die Schwestern, die in der Einrichtung tätig waren, lebten im Marienheim gleich nebenan. Von beiden Gebäuden ist heute nichts mehr zu sehen. Der Vorstand des Heimatvereins bedauert das. „Es sind Zeitzeugen, die Geschichten erzählen können, aber einfach so verschwinden“, sagt der Vorsitzende, der hofft, dass das Vorster Rathaus nicht das gleiche Schicksal trifft wie das Krankenhaus oder das alte Pfarrhaus.

Eine Besonderheit gibt es noch im Heimathaus. Das Schaufenster an der Kuhstraße stellen die Mitglieder immer anderen Vereinen zur Verfügung, die sich dort zum Jubiläum präsentieren können. Zurzeit zeigt der TV Vorst Einblicke in seine 140-jährige Geschichte. „Wenn es gerade kein Jubiläum gibt, zeigen wir jahreszeitliche Ausstellungen“, erzählt Hildegard Heidenfels. Das könnten im Mai Fotos und Gegenstände von längst vergangenen Fronleichnamsprozessionen sein oder im Spätsommer Gegenstände aus der Einmachzeit, bevor es den Thermomix gab.

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