Wirtschaft im Kreis Viersen IHK: Die Energie-Krise stoppt Erholung von der Corona-Krise

Kreis Viersen · Die Energie-Krise sei eine ständige Belastung für die Betriebe im Kreis Viersen und schade der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland insgesamt, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Allzu pessimistisch blickt er dennoch nicht in die Zukunft.

Ende September präsentierte die IHK Mittlerer Niederrhein in Willich die Ergebnisse der Standortanalyse für den Kreis Viersen.

Ende September präsentierte die IHK Mittlerer Niederrhein in Willich die Ergebnisse der Standortanalyse für den Kreis Viersen.

Foto: Marc Schütz

„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Energiemarkt haben das Jahr 2022 der Unternehmen im Kreis Viersen geprägt“, bilanziert Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, zum Jahreswechsel. Die Wirtschaft habe zwar ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen, die Energiekrise sei aber eine ständige Belastung für die Betriebe. Doch trotz aller Herausforderungen blickt Steinmetz zuversichtlich auf 2023: „Angesichts der schlechten Stimmung in der Wirtschaft ist zwar von einer Rezession in der Region auszugehen. Ich hoffe aber, dass die angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung so umgesetzt werden, dass die Betriebe spürbar entlastet werden und die Rezession nicht allzu lange und schwerwiegend ausfällt.“

Der IHK-Hauptgeschäftsführer erinnert daran, dass sich viele Unternehmen und Branchen bei Weitem noch nicht von der Corona-Krise erholt hätten – zudem sei der Erholungsprozess durch die Energiekrise zum Erliegen gekommen. So lag der IHK-Geschäftslageindex – also der Saldo aus dem Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage und dem Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage – für die Region zum Jahresbeginn bei 20,4 Punkten, im Oktober nur noch bei 7,2 Punkten. Im Kreis Viersen lag der Lageindikator zuletzt sogar nur noch bei 4,7 Punkten. „Gemessen an den Schwierigkeiten zeigt diese Geschäftslage, wie robust die Betriebe der Region sind“, resümiert Steinmetz. „Das sollte uns optimistisch stimmen, dass wir die anstehenden schwierigen Monate meistern können und der Niederrhein auch in Zukunft ein starker und lebenswerter Standort ist.“

Dies zeigt auch die Industrieumsatzstatistik des statistischen Landesamts: Von Januar bis September konnten die Industriebetriebe im Kreis Viersen trotz aller Schwierigkeiten ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent erhöhen. Bei den Exporten ist ein Plus von 15,3 Prozent, bei den Inlandsumsätzen von 20,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten. Steinmetz warnt aber vor Euphorie: „Auch die Kosten der Betriebe sind gestiegen. Das relativiert die hohen Umsatzsteigerungen.“ So lagen die Erzeugerpreise der gewerblichen Wirtschaft im Oktober um knapp 35 Prozent höher als im Vorjahresmonat. „Viele Industriebetriebe hatten zudem noch gute Auftragspolster“, berichtet Steinmetz. „Unsere Konjunkturumfrage und auch die amtlichen Statistiken zeigen, dass die Aufträge im Jahresverlauf zwar nicht eingebrochen, aber sehr wohl zurückgegangen sind.“

Aufgrund dieser Umstände sind die Erwartungen der Unternehmen laut IHK seit Beginn des Krieges in der Ukraine zunehmend pessimistisch: Mittlerweile glaubt eine deutliche Mehrheit der Unternehmen, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden Monaten spürbar verschlechtern wird. Grund dafür sind insbesondere die durch den Kriegsausbruch gestiegenen Energiekosten, die mittlerweile knapp 80 Prozent der Betriebe als wesentliches Geschäftsrisiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ansehen. „Die Energiekosten sind momentan auch Treiber der Inflation, die die Konsummöglichkeiten vieler Verbraucher einschränkt“, so Steinmetz. Mit Sorge blickt Steinmetz insbesondere auf die Gasversorgung. „Bei einer weiteren Drosselung um nur 10 Prozent müsste etwa jeder achte Industriebetrieb in der Region seine Produktion einstellen.“

(msc)
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