Tönisvorst HPZ bereitet auf Arbeitsleben draußen vor

Tönisvorst · Der Fachbereich Integration des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) macht ausgewählte Mitarbeiter fit für den ersten Arbeitsmarkt.

 Esther Gründler (links) und Christiane Pollerberg sind die Integrationsbeauftragten des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ), sie sind Ansprechpartner für Betriebe, die Interesse an HPZ-Mitarbeitern haben (Telefon: 0 21 56 4801-182).

Esther Gründler (links) und Christiane Pollerberg sind die Integrationsbeauftragten des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ), sie sind Ansprechpartner für Betriebe, die Interesse an HPZ-Mitarbeitern haben (Telefon: 0 21 56 4801-182).

Foto: HPZ

Die Stimmung im Büro des Fachbereichs Integration ist bestens, wenn es mal wieder gelungen ist, einen Mitarbeiter der Heilpädagogischen Werkstätten (HPZ) auf einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz zu vermitteln. Die beiden Integrationsbeauftragten Christiane Pollerberg und Esther Gründler kennen aber auch Anbahnungsmaßnahmen, die nicht zum Ziel führen, zumindest nicht sofort.

Der LVR (Landschaftsverband Rheinland) fördert seit 2000 den Übergang von Menschen mit Behinderungen auf den ersten Arbeitsmarkt. Werkstätten sind angehalten, motivierte Mitarbeiter zu finden und ihnen Möglichkeiten einzuräumen, auch außerhalb des "behüteten" Rahmens zu arbeiten. Dazu fördert der LVR Werkstätten wie das HPZ als Kompetenzzentren für Integration durch einen entsprechenden Integrationsfachdienst, der durch Christiane Pollerberg und Esther Gründler besetzt ist. Beide sind in zwei Richtungen tätig: erstens geeignete und motivierte Mitarbeiter zu finden, die bereit sind, auf betriebsintegrierten Arbeitsplätzen mit Begleitung des HPZ zu arbeiten oder sogar darüber hinaus den Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt zu wagen.

Zweitens kümmern sich die Integrationsfachfrauen um das Anwerben geeigneter Unternehmen und die Anbahnung bzw. Einarbeitung für eine für beide Seiten gelingende Zusammenarbeit. Dabei ist man auf das wohlwollende Interesse der Gewerbetreibenden vor Ort angewiesen. Beide Mitarbeiterinnen geben Betrieben gerne Auskunft, wo und wie ihnen geholfen werden kann.

Natürlich geht es in Zeiten knapper öffentlicher Kassen auch darum, Gelder zu sparen. Aber der LVR möchte gemäß den Zielen der Inklusion die Teilhabe von behinderten Mitarbeitern aktiv fördern und die Wirtschaft auf neue Arbeitsmodelle - vor allem bei einfachen Routinearbeiten - aufmerksam machen. Wenn mehr Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung auch Sozialhilfekosten und Steuergelder einspart, ist das auch recht.

Natürlich gibt es solche besonderen Arbeitsplätze nicht auf Knopfdruck — und auch nicht immer direkt vor der Haustür. Viele Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen sind eher skeptisch, stellen Pollerberg und Gründler immer wieder fest. Manchen mache der Druck auf dem ersten Arbeitsmarkt Angst. Um diese durchaus berechtigten Ängste abzubauen, hat das HPZ mit seinem Konzept der betriebsintegrierten Arbeitsplätze eine praktikable Übergangslösung eingeführt. Hierbei handelt es sich zwar schon um ein ausgelagertes Beschäftigungsverhältnis, ohne auf die bewährte Assistenz des HPZ zu verzichten: Ein Mensch mit Behinderung arbeitet unbefristet in einem wirtschaftlichen Unternehmen, bleibt aber weiterhin Beschäftigter des HPZ. Dies ermöglicht, realistische Einblicke in die freie Arbeitswelt ohne auf Unterstützung von speziellen Fachkräften verzichten zu müssen. So können sich beide Seiten - der behinderte Mitarbeiter, der Arbeitgeber und die neuen Kollegen - aneinander gewöhnen. Im besten Fall führt diese professionelle "Übergangslösung" langfristig in ein richtiges sozialversicherungs-pflichtiges Arbeitsverhältnis. "Aber man darf sich nicht zu große Illusionen machen,", schränkt Christiane Pollerberg ein. "Gerade für Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen ist dieser Übergang nicht einfach. Das hat einerseits mit der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt zu tun, aber auch mit menschlichen Faktoren wie Akzeptanz, Kooperationsbereitschaft und Toleranz auf Unternehmensseite. Der betriebsintegrierte Arbeitsplatz bietet für alle Seiten Möglichkeiten, Barrieren abzubauen ohne den Druck, sich langfristig in einem Arbeitsverhältnis binden zu müssen.

(RP)
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