Hobby-Autorin aus St. Tönis St. Töniserin schreibt über schwierige Themen

St. Tönis · Dorothee Koch aus Tönisvorst schreibt preisgekrönte Kurzgeschichten, hat drei Romane in Arbeit und träumt davon, eines Tages von ihrer großen Leidenschaft, dem Schreiben, leben zu können.

 Neben den Kurzgeschichten, die Doro Koch 2018 in einem Buch veröffentlicht hat, arbeitet die Autorin seit mehreren Jahren an drei Romanen.

Neben den Kurzgeschichten, die Doro Koch 2018 in einem Buch veröffentlicht hat, arbeitet die Autorin seit mehreren Jahren an drei Romanen.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Es sind Menschen am Rande der Gesellschaft, die Dorothee Koch interessieren. „Vielleicht kommt das daher, dass ich mal Sozialwesen studiert habe“, antwortet die St. Töniserin auf die Frage, warum das so ist. Dorothee Koch, genannt Doro, gibt Menschen, die ob ihres Verhaltens oder ihrer Lebensumstände auffallen und von anderen schnell in eine Schublade gesteckt werden, in ihren Kurzgeschichten eine Stimme.

So erzählt die Autorin etwa aus dem Alltag eines Obdachlosen und schildert, wie es dazu kam, dass der einst erfolgreiche Jurist mit Frau und Kind den Boden unter den Füßen verlor und auf der Straße landete. Sie skizziert den familiären Hintergrund einer Jugendlichen, die in die rechtsradikale Szene abrutscht, und beschreibt die Lebenswirklichkeit und den schwierigen Weg einer Flüchtlingsfamilie nach Deutschland. „Ich möchte mit meinen Texten dazu beitragen, dass die Leser einen Blick hinter die Kulissen werfen, verstehen, warum jemand so geworden ist, und wegkommen von Vorurteilen und Verallgemeinerungen“, erklärt die 53-Jährige.

Der Ansatz kommt, in Kombination mit dem klaren, geradlinigen Schreibstil der Autorin, gut an. Seit 2011 gehört Doro Koch regelmäßig zu den Preisträgerinnen der Kempener Literaturtage, die alle zwei Jahre stattfinden und Hobbyschriftsteller in verschiedenen Kategorien auszeichnen. Auf einen dritten Platz (2019), zwei zweite Plätze (2011 und 2013) und einen ersten Platz (2015) jeweils in der Kategorie „Prosa“ blickt Doro Koch stolz zurück.

Die Liebe zum Schreiben aber ist schon älter als die Auszeichnungen. „Begonnen habe ich mit Geschichten für die Kinder in der Adventszeit“, erinnert sich die dreifache Mutter. Statt Süßigkeiten fanden ihre Kinder eine kleine Erzählung in ihrem Adventskalender. Doro Koch hatte so viel Freude an der Schreiberei, dass sie auch über die Vorweihnachtszeit hinaus Geschichten für den Nachwuchs verfasste.

Vor zehn Jahren besuchte die St. Töniserin dann die Schreibwerkstatt in Kempen und schrieb erste Kurzgeschichten für erwachsene Leser, die in der Gruppe vorgelesen und besprochen wurden. „Die Schreibwerkstatt löste sich nach drei Jahren leider auf, aber ich habe weiter geschrieben“, erzählt die 53-Jährige. Als sich 2016 eine neue Schreibwerkstatt in ihrem Heimatort St. Tönis gründete, war Doro Koch sofort dabei: „Wir treffen uns seitdem einmal im Monat, zurzeit natürlich nicht, aber hoffentlich bald wieder, machen Schreibübungen, besprechen unsere Texte, geben uns gegenseitig Tipps und Hilfen.“

Außerdem nutzt Doro Koch seit gut einem Jahr die Gelegenheit, bei Lesungen zu erfahren, wie ihre Texte ankommen. So hat sie im vorigen Jahr im „Sylter Eiscafé“ in Krefeld, bei einer Ausstellung der Künstlergruppe „21Monkeys“, in der Krefelder Kunstgalerie „35blumen“ und im Seniorencafé des St. Töniser Vereins „Alter-Nativen“ einige ihrer Geschichten vorgestellt. „Bei den Lesungen habe ich gemerkt, was gut ankommt und wo Längen sind“, schildert die Autorin ihre Erfahrungen, aus denen sie Lehren zieht für die nächsten Texte.

Neben den Kurzgeschichten, die Doro Koch 2018 in einem Buch veröffentlicht hat, arbeitet die Autorin seit mehreren Jahren an drei Romanen. „Leider habe ich aber nicht das Gefühl, dass der große Wurf dabei ist“, sagt die St. Töniserin selbstkritisch. Dennoch habe sie sich für dieses Jahr vorgenommen, den Roman, der ihr besonders am Herzen liegt, fertig zu schreiben und an einen Verlag zu schicken. Dabei handelt es sich um das schwierige Thema Euthanasie im Dritten Reich. „Ich erzähle die Geschichte eines Vaters, der sein Kind in die Obhut eines Arztes gibt, ohne zu wissen, dass dieser Versuche mit seinen Patienten durchführt“, schildert Doro Koch die Handlung.

Anders als für ihre Kurzgeschichten hat sie für das Romanprojekt viel recherchiert, damit die historischen Fakten stimmen. „Es wäre schade, wenn nichts daraus wird“, sagt die St. Töniserin. Aber wer weiß, vielleicht findet sich ein Verlag, und Doro Koch kommt ihrem Traum, vom Schreiben leben zu können, ein kleines Stückchen näher.

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