Engagement Tönisvorster Gymnasiasten setzen sich für Bangladesch ein
Tönisvorst · Seit 19 Jahren sammeln die Jugendlichen des Michael-Ende-Gymnasiums Geld für Bangladesch. Lehrerin Eva Manke hat sich angesehen, wo das Geld ankommt.
Es ist eine stolze Summe, die die Kinder und Jugendlichen des Michael-Ende-Gymnasiums (MEG) in Tönisvorst jedes Jahr für Schulen und Projekte in Bangladesch sammeln: Rund 14.000 Euro kamen beim Sponsorenlauf im Sommer zusammen, mehr als 1500 Euro bei der St. Martinssammlung der Unterstufe im Herbst.
Das große Engagement ist wohl auch darauf zurüczuführen, dass die Probleme der Menschen in Bangladesch für die Gymnasiasten nichts Abstraktes sind. Immer wieder informieren Lehrer über die Situation vor Ort, der Verein „Netz“, mit dem das MEG seit 19 Jahren zusammenarbeitet, bietet Info-Abende mit Filmvorführungen an, und auch aus Bangladesch selber haben die Jugendlichen bereits Besuch an ihrer Schule empfangen.
In den Herbstferien war Mathe- und Biolehrerin Eva Manke in Bangladesch, um sich anzusehen, was mit dem Geld aus Tönisvorst geschieht. Im Forum berichtet sie den Schülern von ihren Erlebnissen. „Ich habe zwei Partnerschulen von uns besucht und fünf weitere Schulen, für die wir eine Patenschaft übernehmen können“, erzählt die Lehrerin, die ihren Vortrag mit Fotos, Statistiken und einem Film unterlegt hat. Die Schulen liegen in den entlegensten Gebieten, wo es keine staatlichen Bildungseinrichtungen gibt. Sie wurden mit Hilfe der Spenden auch aus Tönisvorst gebaut und werden damit auch betrieben und bei Bedarf ausgebaut. Auch die Lehrer werden von den Spenden bezahlt.
„Anders als in den staatlichen Schulen sitzen dort 30 Kinder mit einem Lehrer – in den staatlichen Schulen sind es 60 Kinder –, und auch das Lernen ist viel selbstständiger“, schildert Eva Manke, die bereits zweimal in Bangladesch war. Daher weiß sie auch um ein weiteres Problem in dem Land, das nur so groß ist wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen, aber 170 Millionen Einwohner hat. „Viele Familien sind so arm, dass die Kinder arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt beizutragen“, sagt Manke. „Die Eltern können es sich nicht leisten, die Kinder zur Schule zu schicken.“ So hätten die Kinder kaum eine Chance, später selber einmal einen Beruf zu lernen, der mehr Geld einbringt als Tee oder Bruchsteine am Straßenrand zu verkaufen.
„Netz“ habe deshalb das Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ ins Leben gerufen, über das arme Familien in abgelegenen Regionen Startkapital bekommen, um Saatgut und Pacht für ein Feld, eine Kuh oder Bambus für eine Korbflechterei zu bezahlen. Gleichzeitig gibt es Schulungen im Gemüseanbau, zur Tierhaltung und zum Umgang mit Geld. Laut „Netz“ schaffen es 85 Prozent der teilnehmenden Familien, sich innerhalb von drei Jahren aus tiefster Not zu befreien und selbst für Nahrung, Kleidung und die Schulbildung der Kinder zu sorgen.