Kulturrucksack Bilder aus der Spraydose

Vorst · Zum Graffiti-Workshop hatte der Jugendtreff „Das Wohnzimmer“ in Vorst eingeladen. Die Nachfrage war groß. Die Aktion ist ein Angebot aus dem Kulturrucksack NRW, der jedes Jahr in den Herbstferien geöffnet wird.

 Johannes Veit zeigt beim Graffiti-Workshop im Jugendfreizeitzentrum „Das Wohnzimmer“, was es beim Spayen zu beachten gibt.

Johannes Veit zeigt beim Graffiti-Workshop im Jugendfreizeitzentrum „Das Wohnzimmer“, was es beim Spayen zu beachten gibt.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Er ist jedes Jahr wohl der Höhepunkt im Programm des Kulturrucksacks: der Graffiti-Workshop mit dem Mönchengladbacher Künstler Johannes Veit. „Der Workshop war ziemlich schnell ausgebucht“, sagen Joanne Thiedecke vom Jugendtreff „Das Wohnzimmer“ in Vorst und Petra Schippers vom Jugendfreizeitzentrum (JFZ) St. Tönis unisono.

Beide Jugendeinrichtungen bieten in diesem Jahr den begehrten Nachmittag mit Johannes Veit an, und in beiden Jugendheimen waren die zehn Plätze schnell vergeben. In St. Tönis haben Anette Wackers und Petra Schippers vom JFZ Kindern, die im vorigen Jahr noch nicht dabei waren, den Vorzug gegeben. Für die Eltern ist der Graffiti-Workshop – wie alle Angebote aus dem Kulturrucksack – kostenlos. Leinwand, Sprayfarben und Mundschutz werden gestellt.

Und so stehen an diesem Nachmittag zehn Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren vor Wind und Wetter geschützt unter dem Vordach des Schulhofs der Vorster Grundschule, die an die Räume des Jugendtreffs grenzt, und freuen sich sichtlich auf das Sprayen. Mit einer ein Meter hohen und 70 Zentimeter breiten Leinwand und einer stabilen Staffelei ausgestattet, denken sie schon darüber nach, wie ihr individuelles Graffiti aussehen soll. In der Mitte steht eine große Holzkiste voller Farbdosen. Außerdem hat Johannes Veit Buchstaben und Sterne in Lkw-Plane gestanzt, die als Sprayvorlage dienen können.

Lotta weiß schon ganz genau, in welche Richtung es geht. „Ich möchte gerne einen Blitz in die Mitte setzen“, sagt die 14-Jährige und greift beherzt zur Spraydose. Stella hingegen fängt mit dem Hintergrund an. „Es soll auf jeden Fall ein buntes Graffiti werden“, sagt die Schülerin. Am Ende freut sie sich über ein Graffiti in Regenbogenfarben, auf dem ihr Name steht, der, passender Weise, von Sternen umgeben ist.

Johannes Veit, der an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig studiert hat, gibt Tipps: „Wenn ihr die Spraydose weiter von der Leinwand entfernt haltet, verteilt sich die Farbe. Wollt ihr punktuell sprayen, müsst ihr näher ran gehen.“ Emilie testet die Wirkung auf ihrer Leinwand. „Das funktioniert“, sagt die 13-Jährige, die ganz begeistert ist von dem Workshop. „Ich finde es cool, dass wir das Bild so machen können, wie wir möchten, ohne Vorgabe“, sagt die Vorsterin. Im nächsten Jahr will sie auf jeden Fall wieder mitmachen.

Am Ende des dreistündigen Workshops sind zwar nicht alle zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Arbeit, aber Spaß hat es trotzdem gemacht, ist die einhellige Meinung. Die Kunstwerke sollen, sobald sie ausgedünstet sind, zu Hause besondere Plätze bekommen. „Meins kommt ins Wohnzimmer“, ist Emilie sicher. Lottas Bild soll die heimische Küche verschönern, und Stella möchte ihr Graffiti in ihrem Zimmer aufhängen. Künstler Johannes Veit ist zufrieden mit seinen Schützlingen. „Alle waren mit Eifer dabei. Es sind ganz individuelle Werke entstanden“, sagt der 46-Jährige.

Seit 2013 nimmt Tönisvorst am Kulturrucksack NRW teil, ein Programm der Landesregierung. In den Herbstferien gibt es seitdem verschiedene Workshops und Seminare. 120 bis 150 Kinder profitieren jedes Jahr vom Kulturrucksack. Die Flyer mit dem Programm liegen immer ab Anfang September in den Rathäusern, der Stadtbücherei und den Jugendeinrichtungen aus. Pro Veranstaltung gibt es zehn bis zwölf Plätze.

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