Tönisvorst Genossenschaft könnte Buchladen retten

Tönisvorst · Günter Wielpütz von der St. Töniser Buchhandlung will nicht aufgeben. Er ist davon überzeugt, dass die Fußgängerzone ohne Buchhandlung ärmer ist. Das Geschäft zu retten, ist aber ein längerer Weg in einem schwierigen Umfeld.

 Günter Wielpütz, Buchhändler aus Leidenschaft, will sich die St. Töniser Innenstadt ohne die Buchhandlung gar nicht erst vorstellen. Aber es fehlt das Geld. 20 Prozent mehr Umsatz müssten her, um das Geschäft zu retten.

Günter Wielpütz, Buchhändler aus Leidenschaft, will sich die St. Töniser Innenstadt ohne die Buchhandlung gar nicht erst vorstellen. Aber es fehlt das Geld. 20 Prozent mehr Umsatz müssten her, um das Geschäft zu retten.

Foto: Wolfgang Kaiser

Es steht schlecht um die St. Töniser Buchhandlung. 20 Prozent oder 150.000 Euro Umsatz mehr im Jahr müsste das Geschäft machen, damit es sich trägt. Geschäftsführer Günter Wielpütz glaubt fest daran, dass das möglich ist. Der Buchhändler aus Leidenschaft will sich die Fußgängerzone ohne die St. Töniser Buchhandlung erst gar nicht vorstellen. "Wenn die Buchhandlung als Zacken aus der Krone herausbricht, wirkt sich das negativ auf die ganze Innenstadt aus", fürchtet der 66-Jährige. Und außerdem: "Wo finden literaturinteressierte Bürger dann Beratung und Fachkompetenz? Wo bekommen die Schüler ihre Schulbücher und Lernhilfen her?"

Aber so weit soll es nicht kommen. Wielpütz hat viele Ideen, wie das Geschäft noch attraktiver gestaltet und besser vermarktet werden kann: Neue Kunden sollen über Veranstaltungen ins Geschäft gelockt werden, das Sortiment kann um klassische CDs, Hörbücher und ausgewählte DVDs erweitern werden, um Geschenkartikel und zusätzliche Waren zu einer Marke. Allein: Es fehlt das Geld.

"Auf der Kostenseite haben wir bereits alle Möglichkeiten ausgereizt", sagt der Geschäftsführer. So sei eine Stelle komplett gestrichen worden, und die Geschäftsräume wurden verkleinert. Außerdem habe der Vermieter die Miete deutlich reduziert. "Sogar der Insolvenzverwalter der Gutenberg-Buchhandlungen ist uns entgegengekommen und hat die Raten ausgesetzt", erzählt Wielpütz, der die St. Töniser Buchhandlung aus der Insolvenzmasse der Gutenberg-Buchhandlungen heraus gekauft hat, eben weil er so fest daran glaubt, dass sich ein Geschäft wie dieses in einer Stadt mit fast 30.000 Einwohnern und weiterführenden Schulen, die von 1800 Jugendlichen besucht werden, tragen kann.

Aber trotz Renovierung, durchgehenden Öffnungszeiten und erweitertem Sortiment steigt der Umsatz nicht an. "Schon das Weihnachtsgeschäft war nicht so gut, wie es hätte sein müssen", sagt der Geschäftsführer, "und jetzt kommen die mageren Monate." Günter Wielpütz ist anzumerken, dass er am Ende seiner Kräfte ist. "Bis April will ich noch durchhalten, aber wenn sich bis dahin nichts geändert hat, muss ich schließen", sagt der 66-Jährige niedergeschlagen.

Retten könnte die St. Töniser Buchhandlung ein stiller Teilhaber, ein finanzkräftiger Nachfolger für Günter Wielpütz oder die Bevölkerung: "Wenn sich eine Genossenschaft gründen würde, die Anteile kauft, könnte hier investiert werden." Seine Sachkompetenz stellt der Geschäftsführer, der selbst als Unternehmensberater für den Buchhandel tätig war, dafür gerne kostenlos zur Verfügung.

Danach allerdings würde der 66-Jährige, der gesundheitlich angeschlagen ist, sich aus dem Geschäft zurückziehen. "Aber hier arbeiten hervorragenden Leute, die die Buchhandlung sehr kompetent führen könnten", ist Wielpütz sicher. Wünschenswert für den gesamten Innenstadthandel wäre außerdem, wenn die Kunden ihr Kaufverhalten wieder ändern würden und im Ort einkaufen. "Aber das passiert schon", hat der Buchhändler festgestellt. "Wir haben viele Stammkunden aus Tönisvorst und gegen den Onlinehandel gibt es mittlerweile gewisse Ressentiments."

(WS03)
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