Tönisvorst Flüchtlingshilfe an vielen Brennpunkten

Tönisvorst · Am Osterwochenende geriet das Schiff "Iuventus" von "Jugend rettet" in Seenot. Action Medeor unterstützt den Verein mit Rettungsdecken. Das Medikamentenhilfswerk ist aktuell besonders im Südsudan und für Mossul aktiv.

 Vorstand Bernd Pastors und Mitarbeiter Marc Hitz zeigten Jakob Schoen von "Jugend rettet" im Juni 2016 das Medikamentenlager in Vorst.

Vorstand Bernd Pastors und Mitarbeiter Marc Hitz zeigten Jakob Schoen von "Jugend rettet" im Juni 2016 das Medikamentenlager in Vorst.

Foto: ACHIM HÜSKES

Als in der Nacht vom 18. auf den 19. April 2015 ein Boot mit Hunderten Flüchtlingen vor der Küste Libyens kenterte und die meisten von ihnen ertranken, entschied sich Jakob Schoen, etwas zu tun. Mit Gleichaltrigen gründete er "Jugend rettet". Die Idee war, ein Schiff mit Spendengeldern zu kaufen und im Mittelmeer Flüchtlinge zu retten. Vor knapp einem Jahr, im Juni 2016, besuchte Jakob Schoen Action Medeor in Vorst. Er gewann das Medikamentenhilfswerk, die maritime Hilfsaktion im Mittelmeer mit Mediamentenlieferungen zu unterstützen.

Jetzt musste "Jugend rettet" selber gerettet werden. Über das Osterwochenende geriet ihr Schiff "Iuventa", ein umgebauter Fischtrawler, in Seenot. Es hatte zu viele Flüchtlinge unter und an Deck, das Schiff wurde manövrierunfähig. Kapitän Kai Kaltegärtner entschied, das Notsignal Mayday an die zuständige Seenotrettungsleitstelle MRCC in Rom zu senden. Mit 400 aus dem Meer geretteten Flüchtlingen war das Schiff komplett überfüllt. Für weitere Flüchtlinge, die nicht mehr an Bord kommen konnten, waren sämtliche Rettungsinseln ausgegeben worden.

Inzwischen gibt es Entwarnung aus dem Mittelmeer. Größere Schiffe haben die Flüchtlinge übernommen, die "Iuventa" konnte inzwischen ihren neuen Heimathafen auf Malta anlaufen. Mit dem Schiff Iuventa konnte der Verein im Jahr 2016 in sieben spendenfinanzierten Missionen 6.526 Menschen vor dem Tod bewahren. Seit Anfang März 2017 war es wieder vor der libyschen Küste aktiv. "Unsere Iuventa ist somit konkretes Handlungsfeld und Symbol. Wir sind selbst aktiv und handeln. Wir zeigen, dass es möglich ist, etwas gegen das Sterben zu tun. Damit durchbrechen wir das Gefühl der Ohnmacht, welches aktuell in der Politik herrscht", sagen die Schüler, Azubis und Studenten von "Jugend rettet". Auch die Unterstützung von Action Medeor läuft weiter. Zuletzt waren im März 5000 Rettungsdecken für den Einsatz im Mittelmeer ausgeliefert worden.

Zwei weitere Schwerpunkte betreut Action Medeor im Moment: Südsudan und Nordirak. Ende März berichtete Mitarbeiter Stefan Marx von seiner Reise in den Südsudan. Dürre und Bürgerkrieg führten zu einer großen Hungerkatastrophe. Die hungernden Menschen, die ohne medizinische Versorgung sind, müssen jetzt erreicht werden, bevor im Mai die Regenzeit beginnt.

Der nächste Hilferuf kommt aus dem Nordirak. Seit Beginn der Offensive auf die nordirakische IS-Hochburg Mossul vor sechs Monaten sind nach Angaben der UN fast eine halbe Million Menschen vertrieben worden. "Die Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern, auch in den neu gebauten, sind katastrophal", berichtet ein Partner von Action Medeor. "Wir brauchen dringend Medikamente, um die Menschen medizinisch zu versorgen." Action Medeor hat direkt nach Ostern zwei Emergency Health Kits auf den Weg gebracht. "Ein Emergency Health Kit besteht aus 31 Paketen mit einem Gewicht von einer Tonne", sagt Dirk Angemeer, bei Action Medeor verantwortlich für die Medikamentenhilfe. "Die Medikamente gingen per Luftfracht nach Erbil und werden von unserem Partner an verschiedene Gesundheitseinrichtungen in Flüchtlingslager verteilt", so Angemeer.

(RP)
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