Auftritt im St. Töniser Corneliusforum Florian Schroeder findet: „Wer aus Kehn kommt, muss Barbie heiraten“

Tönisvorst · Der Kabarettist ist nicht zimperlich. Bei seinem Auftritt im St. Töniser Corneliusforum findet der Kabarettist deutliche Worte gegen Rassismus und Populismus.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bekam bei Florian Schroeders Auftritt im Corneliusforum sein Fett weg.

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bekam bei Florian Schroeders Auftritt im Corneliusforum sein Fett weg.

Foto: Wolfgang Kaiser

An ihren Worten und Taten misst Florian Schroeder die Politiker von AfD, CDU und CSU. Um sie bloßzustellen, muss der 40-Jährige gar nicht viel tun: Auf der Bühne im Corneliusforum, auf die der Stadtkulturbund den Wahl-Berliner eingeladen hat, laufen Einspieler. Von einer „Zuwanderung ins deutsche Sozialsystem“, spricht da etwa Horst Seehofer. Mit Sätzen wie diesen habe die CSU dazu beigetragen, „das Gift des Rassismus zu verspritzen“, kommentiert Schroeder.

Auch CDU-Politiker seien schon immer „willige Helfer der Rechtsextremen“ gewesen, sagt der Kabarettist und zeigt Friedrich Merz bei einer Pressekonferenz, der glaubt, dass eine härtere Gangart gegen ausländische Clans das Mittel gegen Rechtsradikalismus ist. „Früher oder später wird die CDU mit der AfD gemeinsame Sache machen“, prophezeit Schroeder. In Jena hätten die Vertreter der beiden Parteien bereits gemeinsam dafür gesorgt, dass es keine Gedenkstätte für die Opfer des NSU gebe.

Ein Kabarettabend mit Florian Schroeder unterscheidet sich von anderen Kabarettbesuchen. Im Corneliusforum ist es, während des fast dreistündigen Programms, oft erstaunlich still. Die Besucher hören sehr genau zu und sind teilweise erschlagen von den Aussagen, die ihnen da um die Ohren fliegen. Und manchem bleibt das Lachen buchstäblich im Hals stecken, wenn der 40-Jährige allzu sarkastisch wird.

Aber es wird auch viel gelacht, denn Schroeder, der die SWR-Comedy-Bühne „Spätschicht“ moderiert, ist Kabarett-Profi und hat ein pointiertes Programm mitgebracht. „Ausnahmezustand“ heißt es, und neben der politischen Aufklärung wirft es einen gewagten Blick in die smarte Zukunft, in der der Fernseher den Zuschauer sieht und so gezielt Werbung senden kann und das selbstfahrende Auto entscheidet, ob es sozialverträglicher ist, den Menschen auf der Straße zu überfahren oder mit dem Insassen gegen die Leitplanke zu rasen. Die Auswahlkriterien sind der soziale Status: „Liegt ein Hartz-IV- Empfänger auf der Straße, weiß das Auto, was zu tun ist.“

Vor der Pause bittet Schroeder seine Gäste, Karten auszufüllen und ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. „Wie kommst Du als grüner Gutmensch zurück nach Berlin?“, fragt eine Besucherin. „Zu Fuß“, kontert Schroeder, „St. Tönis–Berlin, das ist mein Jakobsweg.“ Auf die Frage von Olaf G., wann er bei „Let’s dance“ auftrete, antwortet Schroeder nicht, und die Karte eines Mannes aus Kehn kann Schroeder nicht entziffern, stellt aber fest: „Wer aus Kehn kommt, muss Barbie heiraten.“

Viel Beifall gibt es für den Schlussakkord. Die Zuschauer rufen Namen von Prominenten in den Saal, und Schroeder, dessen Sprachidiom sonst sehr an Dieter Nuhr erinnert, spricht augenblicklich wie Klaus Kinski, Dieter Bohlen, Heidi Klum und Karl Lagerfeld.

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