Tönisvorst Faulbrut: Auf die nächsten Proben warten

Tönisvorst · Kein Grund zur Panik ist laut den Imkern der aktuelle Ausbruch der Amerikanischen Faulbrut bei den Bienen. Bislang sind Standorte in Tönisvorst und Viersen betroffen.

 Mit der Streichholzprobe kann man die schmierige Zerfallmasse der abgestorbenen Brut als charakteristischen Schleimfaden aus der Zelle ziehen.

Mit der Streichholzprobe kann man die schmierige Zerfallmasse der abgestorbenen Brut als charakteristischen Schleimfaden aus der Zelle ziehen.

Foto: Stadt Leverkusen

Über die sogenannten routinemäßigen Futterkranzproben haben die Bienensachverständigen, die im Auftrag des Veterinäramts des Kreises Viersen arbeiten, Mitte vergangener Woche Sporen der Amerikanischen Faulbrut festgestellt. An zwei Bienenstandorten in Tönisvorst und Viersen wurden diese in alten Waben sowie im Futterkranz gefunden. Nach der gültigen DIN-Verordnung wird daher von einem Ausbruch der Amerikanischen Faulbrut gesprochen, wenngleich noch keine Brut betroffen ist. "Brut kann auch nicht betroffen sein, weil wir derzeit noch gar keine haben", betont Dr. Waltraud Althoff-Pegels, Vorsitzende des Imkervereins Tönisvorst und selbst als Bienensachverständige im Einsatz.

Bei der Amerikanischen Faulbrut handelt sich um eine bakterielle Erkrankung eines Bienenvolkes. Der Erreger befällt ausschließlich die Brut, vermehrt sich in der Larve und tötet diese ab. Erwachsene Bienen können nicht erkranken, allerdings verbreiten sie die Sporen und führen somit die Infektionskette fort. Da es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche handelt, wird sie entsprechend staatlich bekämpft. Als erste Maßnahme kam es zu der Errichtung eines Sperrbezirkes um die beiden betroffenen Bienenstandorte von rund einem Kilometer. "Wir können dem Ganzen aktuell gelassen entgegensehen. Die Bienen fliegen derzeit nicht aus. Eine Ausbreitung der Krankheit ist daher so gut wie nicht gegeben. Es handelt sich um keine Bienenkrankheit, sondern rein um eine Brutkrankheit. Eine Verbreitungsgefahr über andere Tiere, wie bei der Vogelgrippe, über Zugvögel besteht nicht", betont Hermann Diedrich, der Vorsitzende des Imkervereins Kempen.

"Nicht in Panik verfallen" lautet so auch die Aussage von Johann van den Bongard. Der Imkermeister und Vorsitzende des Willicher Imkervereins verweist darauf, dass diese Krankheit zwar die Alarmglocken bei den Imkern schrillen lasse, aber man generell nicht mehr als Hygienemaßnahmen treffen könne. "Es sollten keine Honig- und Futterwaben offen hingestellt werden, um Räubereinen zu vermeiden. Regelmäßiger Wabenwechsel und ein gut entwickelter Blick für die Brut - das sind die Dinge, die wir entgegensetzen können", sagt van den Bongard.

Für den Menschen stellt die Krankheit keine Gefahr dar. "Honig kann ohne Bedenken gegessen werden", informiert Dr. Carina Driehsen, die stellvertretende Leiterin des Veterinäramtes Kreis Viersen. In Sachen Vorgehensweise bei befallenen Bienenvölkern existieren zwei Varianten. Einmal die "Heiße Sanierung" und einmal das Kunstschwarmverfahren. Bei der ersten Variante werden die Bienen abgetötet und alles verbrannt. Bei der zweiten Möglichkeit lässt man die Bienen hungern, bis der Darm trocken ist. Bienen tragen die Faulbrutsporen im Darm und übertragen sie über das Futter an die Larve. Begonnener Wabenbau wird entfernt, damit keine neue Brut angelegt werden kann. Die Holzkästen werden ausgeflämmt und Kunststoffvarianten mit einer heißen, verdünnten Natronlauge ausgewaschen. In diese sterilen Kästen kann dann erneut eingezogen werden.

Wie an den betroffenen Standorten vorgegangen wird, steht derzeit noch nicht fest. "Wir werden ab Mitte März, wenn die Brut sichtbar wird, weitere Proben ziehen", sagt Dr. Althoff-Pegels. Entsprechend der Ergebnisse laufen danach die Maßnahmen an. Innerhalb des Speergebietes gilt derzeit: Bienenstände dürfen nicht vom Standort entfernt werden. Bienenvölker und benutzte Gerätschaften müssen in den Bienenständen bleiben. Bienen dürfen zudem nicht in den und aus dem Sperrbezirk verbracht werden.

(tref)
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