Tönisvorst Eine Kinderstube für Blindenführhunde

Tönisvorst · Mathilde Longerich hat sich für einen Hund auf Zeit entschieden. Die Tönisvorsterin ist Patin eines Welpen geworden, der in einem Jahr von der Blindenführhundschule Küch in Alpen als Blindenführhund ausgebildet werden soll.

 Die Tönisvorsterin Mathilde Longerich (links) und Sonja Klingenberg von der Blindenführhundschule Küch in Alpen mit Hund Ziwa. Der junge Hund wird jetzt für ein Jahr in Tönisvorst bleiben, bevor seine eigentliche Ausbildung beginnt.

Die Tönisvorsterin Mathilde Longerich (links) und Sonja Klingenberg von der Blindenführhundschule Küch in Alpen mit Hund Ziwa. Der junge Hund wird jetzt für ein Jahr in Tönisvorst bleiben, bevor seine eigentliche Ausbildung beginnt.

Foto: A. HÜSKES

Hunde hat Mathilde Longerich schon immer gehabt. Ein Leben ohne sie kann sich die 63-jährige St. Töniserin gar nicht vorstellen. Und daher sollte es auch wieder ein Hund sein, als nach 14 Jahren gemeinsamen Lebens ihre Altdeutsche Schäferhündin starb. Doch es sollte etwas anders kommen. "Ich habe in der Zeitung eine Anzeige der Blindenführhundschule Küch gelesen, in der sie Paten für die Aufzucht von Welpen suchten", erinnert sich Longerich. Sie wurde neugierig und rief in Alpen an, wo die Blindenführhundschule zuhause ist. Dort erfuhr sie, dass die Hunde, die später als Blindenführhunde ausgebildet werden, bis zu ihrem ersten Lebensjahr in einer Familie groß werden sollen, ohne dass es in dieser Zeit schon zu einer besonderen Ausbildung kommt. Die Welpen sollen ganz normal groß werden.

Nach den ersten Gesprächen stand für die St. Töniserin fest, dass sie ein Pate werden wollte. Bei Küch freute man sich über den neuen Paten, und kurze Zeit später erfolgte der Anruf, dass Ziwa, eine Langstockhaar-Schäferhündin, abgeholt werden könnte. Beim Treffen in Alpen gab es ein erstes Kennenlernen zwischen der neun Wochen alten Ziwa und Longerich, und dann ging es, ausgerüstet mit vielen Tipps, der Patenhundfibel und der Erstausstattung für einen Welpen samt Futter, nach St. Tönis. "Es ist ein bisschen ein komisches Gefühl, zu wissen, dass man den Hund wieder abgibt. Aber es ist eine sinnvolle Aufgabe, und Ziwa kommt später zu einem Menschen, der sie mehr als nur dringend für sein eigenes Leben braucht", bemerkt Longerich.

Ansonsten ist es für die St. Töniserin ein ganz normales Leben mit einem Welpen, wenngleich "ich vielleicht doch ein bisschen besorgter bin, als wenn es wirklich meine eigene Hündin wäre", meint Longerich. Die beiden besuchen gemeinsam die Welpengruppe einer Hundeschule, haben ansonsten viel Sozialkontakt zu anderen Hunden, und Ziwa lernt einfach alles kennen. Angefangen vom Bahnhof- und Stadtbesuch über Bus als auch Straßenbahn fahren bis hin zum Bewegen in großen Menschenmengen. Sogar im Kindergarten und Seniorenheim war sie schon. "Es ist für ihren späteren Einsatz wichtig, dass sie als Welpe alles kennenlernt. Das würde ich aber auch mit meinem eigenen Welpen machen, um einen wesensfesten und freundlichen Hund zu haben", betont Longerich.

Die Basics der Hundeerziehung lernt die mittlerweile 17 Wochen alte Ziwa selbstverständlich auch. Wenn Ziwa ein Jahr alt ist, heißt es Abschied nehmen von Longerich. Dann beginnt für sie das große Lernen mit Klingenberg. Rund ein Jahr dauert die Ausbildung zum Blindenführhund. Hat ein Hund in seiner Patenfamilie schon viel kennengelernt, ist das für die weitere Ausbildung von unschätzbarem Vorteil. "Blinde Menschen brauchen einen unerschrockenen selbstsicheren Hund, der auch in Extremsituationen gelassen bleibt", erklärt Klingenberg. Den Weg dorthin können Paten mit einem ganz normalen Welpenleben geben.

(tref)
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