Tipp der Woche St. Tönis auf eigene Faust erkunden

St. Tönis · Der Heimatbund St. Tönis gewährt einen Einblick in seine Stadtführung. Im Augenblick ist allerdings eine Sondersituation: Jeder kann nur selbst oder zu zweien losziehen. So verläuft die Tour:

 Christiane Pohl und Ulli Triebels geben Tipps zur Erkundung des St. Töniser Zentrums. Wegen der Corona-Pandemie dürfen sie ihre Führungen derzeit allerdings nicht anbieten.

Christiane Pohl und Ulli Triebels geben Tipps zur Erkundung des St. Töniser Zentrums. Wegen der Corona-Pandemie dürfen sie ihre Führungen derzeit allerdings nicht anbieten.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Es fällt nicht sofort ins Auge, und man ist schnell daran vorbeigelaufen – das kleine Schild am Eckhaus in der St. Töniser Fußgängerzone, wo die Willicher Straße zur Krefelder Straße wird und mit der Hochstraße zusammentrifft: „Obertor“. Christiane Pohl vom Heimatbund St. Tönis erklärt: „St. Tönis hatte einst eine Wallbefestigung in Form eines Erdwalls, kombiniert mit einem Wassergraben. An dieser Stelle befand sich das Obertor, das Einlass in die Stadt gewährte.“ Erstmals urkundlich erwähnt wurde St. Tönis um 1188 unter dem Namen Osterveerd.

Wer über die heutige Hochstraße geht, bewegt sich auf zeitlicher Spur. Der Heimatbund bietet Stadtführungen an; wegen der Kontaktbeschränkungen aber gibt Pohl Tipps, wie sich derzeit jeder alleine oder zu zweit einen Eindruck von der Tour machen kann. „Die Straße war einst die Hauptachse zwischen Kempen und Köln. Rechts und links standen Bauernhöfe, was noch heute an den vielen Toreinfahrten, den sogenannten Poorts, zu erkennen ist. Durch sie fuhr man in die Höfe ein“, sagt Pohl. So sind viele der Einfahrten mit Schildern versehen, die auf die Poorts aufmerksam machen.

Dass St. Tönis einst sieben große Brauereien hatte, wozu auch das Haus Wirichs gehört, heute die Trattoria Ravvivi, ist manchen nicht bekannt. Das Zunftzeichen über der Eingangstür, ein von Pferden gezogener Wagen mit Bierfässern und einem Bottich voller Ähren samt der Jahreszahl 1857, erzählt vom einstigen Bierbrauen. Das Rathaus am Rathausplatz war hingegen früher ein Bauernhof, gehörte ab 1872 einem Arzt, der es umbaute, bis es die Gemeinde erwarb und es als Rathaus nutzte. „Der Bürgermeister residierte in Vorst und kam nur zu bestimmten Sprechzeiten nach St. Tönis“, erzählt Pohl. 1977 sollte das Gebäude für ein Kaufhaus abgerissen werden. Das löste das erste Bürgerbegehren der Stadt aus. Direkt daneben, wo heute das Standesamt ist, befand sich das Spritzenhaus, also die Feuerwehr.

Weiter geht es zur Seulen-Poort, in deren Innenhof an die Bürgermeister Gerhard und Jakob Seulen erinnert wird. Durch die Maximinen-Gasse führt der Weg zur Antoniusstraße, die die älteste Fußgängerzone im Kreis Viersen ist. An dieser Straße ist auch die Statue von Mönch Antonius zu finden, dem Namensgeber der Stadt.

Wieder auf der Hochstraße angekommen geht es bis zur Hausnummer 65, wo eine Tafel darüber informiert, dass sich hier das „Niedertor“ befunden hat. Von diesem Standpunkt aus sind die Flügel der Streuffmühle zu sehen, die bis 1945 in Betrieb war. Es geht zurück in die Marktstraße, die, wie die Antoniusstraße, mit alten Häusern punktet. Die Straße verdankt ihren Namen den Bauernkarren. Wollten die Bauern zum Markt, ging es über diese Straße. Die Poort bei Nummer 14 ist der nächste Abzweig. Sie führt in einen Innenhof, der früher die Rückseite der Brauerei Rixen war. Durch die Kamps-Mimm-Poort geht es zum Alten Markt. Wer ein Stück die Kaiserstraße hinuntergeht, erreicht an der Stelle des rot gestrichenen Hauses den Standort, wo sich früher das „Mühlentor“ befand. „Das war so klein, dass die einfahrenden Wagen dort oftmals abgeladen werden mussten“, sagt Pohl.

Zurück am Kirchplatz blickt der Besucher auf die Pfarrkirche St. Cornelius inmitten eines schmucken Kirchplatzes mit viel Grün. Wenn sie geöffnet ist, sollte man es nicht versäumen einzutreten. Besonders der Hochaltar ist ein Schmuckstück. Vom Kirchturm wurde indes die Schlacht an Hückelsmay verfolgt. Auch das älteste Haus im Ortskern, das Patrizierhaus Mertens aus dem Jahr 1745, liegt gegenüber. Durch eine große Toreinfahrt geht der Blick in den Hof. Vom Kirchplatz geht es über die Kirchstraße wieder zur Hochstraße. Ein Rundgang von gut einer Stunde ist damit beendet.

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