Ernährungsberaterin Heike Meier aus St. Tönis warnt Zucker macht dick und doof

St. Tönis · Die gesunde Ernährung ihrer Kinder liegt Eltern am Herzen. Diplom-Oecotrophologin Heike Meier warnt vor den gesundheitlichen Gefahren, die zu viel Zuckerkonsum mit sich bringt.

 Ernährungsberaterin Heike Meier zeigt, wie Kochen mit Kindern gelingt.

Ernährungsberaterin Heike Meier zeigt, wie Kochen mit Kindern gelingt.

Foto: Norbert Prümen

Heike Meier hat selber drei Kinder. Die Diplom-Oecotrophologin weiß, wie gern der Nachwuchs Süßes mag. Und nicht nur der. „Wir sind alle darauf programmiert, süße Speisen zu mögen. Schon das Fruchtwasser und die Muttermilch sind süß“, sagt die 53-Jährige. Als Energielieferant sei Zucker auch eine wichtige Nahrungsquelle für den Körper und das Gehirn, das Schlimme sei aber, dass die meisten Menschen viel zu viel Zucker zu sich nehmen, ungesund viel.

Übergewicht, Konzentrationsschwierigkeiten, Trägheit, Mangelernährung, angegriffene Zähne bis hin zu Reiz-Darm, Fruktoseunverträglichkeit, Diabetes und Leberschäden könnten die Folgen sein. Laut des Deutschen Instituts für Ernährung können durch zu viel Zuckerkonsum sogar die Nervenzellen im Gehirn geschädigt werden, weil die Kraftwerke, die die Zuckerbausteine in Energie umsetzen, schrumpfen. Kurzum: Zu viel Zucker macht dick und doof.

In anderen Ländern sind die gesundheitlichen Probleme des übermäßigen Zuckerkonsums ebenfalls bekannt. Großbritannien hat deshalb im vorigen Jahr eine Strafsteuer auf gesüßte Limonaden eingeführt. Viele Menschen wüssten aber gar nicht, wie viel Zucker sich in den verarbeiteten Lebensmitteln befinde, hat die St. Töniserin festgestellt. Und tatsächlich: Wer hätte gedacht, dass ein Liter Apfelsaft 33 Stücke Zucker enthält, nur drei weniger als ein Liter Cola? Und dass der bei Kindern und Jugendlichen so beliebte Eistee mit 40 Stück Zucker pro Liter die Tabelle anführt?

„Selbst ein kleiner Becher Fruchtjoghurt enthält acht Stücke Zucker“, weiß Heike Meier. Dabei sollte laut Weltgesundheitsbehörde der tägliche Energiebedarf auf Dauer mit höchstens sechs Teelöffeln Zucker gedeckt werden, tatsächlich aber schlucken die Deutschen im Durchschnitt das Dreifache. Wie aber bringt man Kinder (und auch sich selber) dazu, zur Banane statt zum Schokoriegel zu greifen, zum Naturjoghurt statt zum Fruchtjoghurt, zum Wasser statt zum Fruchtsaft?

„Es gibt immer eine Alternative zu den verarbeiteten Produkten aus dem Supermarkt“, sagt Heike Meier. Und je früher die Eltern damit beginnen, ihre Kinder an die Alternativen zu gewöhnen, desto besser. „Das Problem ist nämlich auch, dass wir irgendwann gar nicht mehr schmecken, dass etwas viel zu süß ist“, sagt die Oecotrophologin, die auch Fachdozentin für Ernährung ist, Einkaufscoaching und Ernährungstherapie anbietet.

So sollten Kinder erst gar keine Limo bekommen, sondern auf Wasser- und Teegeschmack eingestellt werden. Obst könne als bunter Spieß Lust aufs Essen machen, und Gemüse wie etwa Kohlrabi biete sich roh als Zwischenmahlzeit an. „Und dann sollten Eltern ihr Kind fragen, warum es etwa Erbsen nicht mag“, rät die Fachfrau. Liege es daran, dass dem Kind die Kügelchen zu matschig seien, sollten sie weniger lang gekocht werden. „Manche Kinder lieben püriertes Gemüse, andere mögen genau das nicht“, weiß Heike Meier.

Im Alltag gelte es herauszufinden, wie das Kind Obst und Gemüse gerne isst, und diese wichtigen Lebensmittel entsprechend auf den Tisch zu bringen. „Und natürlich haben die Eltern auch dabei eine Vorbildfunktion“, weiß die dreifache Mutter. Wenn die Eltern Weißbrot mit Salami statt Vollkornbrot mit Quark essen, tun es die Kinder auch. Außerdem gelte es, dranzubleiben. „Kinder müssen 20-mal etwas probieren, bis sie sich an den Geschmack gewöhnt haben“, sagt Heike Meier.

In ihrer Tätigkeit als Ernährungsberaterin in Kitas und Schulen hat die 53-Jährige außerdem festgestellt, dass Kinder ein Essen, das sie selber zubereitet haben, viel lieber essen. „Wer sich das Vollkornbrot selber mit Quark bestrichen und ein Gesicht aus kleinen Tomaten, Salatgurke und Paprika daraufgelegt hat, isst es auch auf.“

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