Stadtverwaltung Tönisvorst Digitalisierung gibt es nicht zum Nulltarif

Tönisvorst · Im Hauptausschuss am Dienstag stellt die Stadt ihre Digitalisierungsstrategie vor. Eine schrittweise Entwicklung sieht mehrere Stufen vor: Sie reicht vom Online-Antrag ans Rathaus über das papierlose Büro bis zur smart city.

 Bürgermeister Thomas Goßen und Fachbereichsleiter Lars Schaath zeigten am Dienstag im Hauptausschuss die Möglichkeiten einer Digitalisierungsstrategie für die Stadt Tönisvorst auf. Vorher erklärten sie die komplexe Materie auf einer Pressekonferenz im Rathaus.

Bürgermeister Thomas Goßen und Fachbereichsleiter Lars Schaath zeigten am Dienstag im Hauptausschuss die Möglichkeiten einer Digitalisierungsstrategie für die Stadt Tönisvorst auf. Vorher erklärten sie die komplexe Materie auf einer Pressekonferenz im Rathaus.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Jeder redet von Digitalisierung, viele fordern mehr Digitalisierung, ohne genau zu wissen, wohin die Reise geht. So war der Antrag aus der Politik, die Stadt solle eine Digitalisierungsstrategie entwickeln, genau richtig. Doch Digitalisierung ist ein fluider Prozess, nicht etwas, was man auf Knopfdruck schafft. Auch darf man nicht vergessen, dass die Stadt nicht bei null anfängt.

Vor der Beratung in der Sitzung des Hauptausschusses lud die Verwaltung zu einer „Erklärstunde“ für die Medienvertreter ins Rathaus ein. Ganz schnell wurde dabei klar, dass für die Digitalisierung einer öffentlichen Verwaltung besondere Anforderungen an die Sicherheit der Daten gestellt werden müssen. Und es ist sinnvoll und günstiger, sich zusammenzutun und gemeinsam die Digitalisierung auszubauen. So ist auch die Stadt an das Kommunale Rechenzentrum Niederrhein in Kamp-Lintfort angeschlossen. Die Daten liegen dort auf den sicheren Servern und nicht in irgendeiner Cloud oder auf Servern in den USA oder sonstwo, wo sie nicht mehr der Kontrolle der Nutzer unterliegen. Der Datentransfer ist verschlüsselt. So laufen der gesamte E-Mailverkehr und die Internetrecherche über das KRZN.

Die Vorlage der Verwaltung für den Hauptausschuss spricht von drei Stufen: Die erste ist quasi zwangsläufig, weil sie das Onlinezugangsgesetz umsetzt. Der Gesetzgeber schreibt darin bis 2022 für 575 Verwaltungsvorgänge einen Online-Zugang vor. Dafür müsse hard- und softwaremäßig aufgerüstet werden. Für die Verwaltung allein müsse das noch keine Effizienzsteigerung sein, für den Bürger allerdings schon.

Die Verwaltung räumt aber auch ein, dass viele digitale Umsetzungen in den letzten Monaten nicht umgesetzt werden konnten, weil das notwendige Personal gefehlt habe. Die Stelle des Abteilungsleiters IT wurde erst jetzt zum 1. Juli besetzt. Die Stelle war damit anderthalb Jahre vakant. Zwei Technikerstellen konnten ebenfalls erst zum Juni besetzt werden. Damit waren drei von fünf Stellen in der IT längerfristig nicht besetzt. Der Markt für IT-Kräfte ist zurzeit leergefegt. Fachbereichsleiter Lars Schaath unterstreicht genauso, dass das Tagesgeschäft sowie die beschlossenen Maßnahmen der Digitalisierung der Schulen nur bewältigt werden konnten, weil sich die IT-Mitarbeiter mit „hoher Kompetenz“ und „besonderem Engagement“ eingebracht hätten.

Die zweite Stufe nennt sich E-Government und meint die elektronische Organisation der öffentlichen Verwaltung. Eine rein digitale Akte bedeute ein papierloses Büro. Der Eingangsstempel auf dem Papier und das Umlauf-Schema werden ins Computerprogramm verlagert. Dafür wird ein Daten-Management-System installiert, das für die zügige Bearbeitung und die datensichere Archivierung sorgt. Die Postlaufzeiten zwischen den einzelnen Ämtern entfallen. Egal, was beschlossen wird: Alle Bausteine kosten viel Geld.

Die dritte Stufe geht über die Stadtverwaltung hinaus und betrifft die gesamte Stadtgemeinschaft. Die sogenannte Smart City oder die intelligente Stadt stellt vernetzte Lösungen für beispielsweise die Beleuchtung, für Parkräume oder Elektromobilität her. Das ist Zukunftsmusik. Ganz aktuell gibt es gute Nachrichten für freies W-Lan. Aus dem EU-Förderprogramm gibt es eine Vorabzusage über 15.000 Euro für Tönisvorst. Mit dieser Summe könnte in St. Tönis und Vorst freies W-Lan installiert werden.

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