Tönisvorst Die Schulgebäude verwahrlosen

Tönisvorst · Hygiene und Sauberkeit lassen in den Schulgebäuden zu wünschen übrig. Viele Lehrer mussten nach den Ferien erst ihre Klassenzimmer putzen, bevor sie mit dem Unterricht beginnen konnten.

 Paul Birnbrich, Direktor des Michael-Ende-Gymnasiums, bemängelte im Schulausschuss auch die Hygiene in der Mensa des Schulzentrums Corneliusfeld. Bürgermeister Goßen sind die Zustände in den Schulen bekannt.

Paul Birnbrich, Direktor des Michael-Ende-Gymnasiums, bemängelte im Schulausschuss auch die Hygiene in der Mensa des Schulzentrums Corneliusfeld. Bürgermeister Goßen sind die Zustände in den Schulen bekannt.

Foto: WOLFGANG KAISER

Nach den Sommerferien war es wieder besonders schlimm. Anke Jühe, stellvertretende Schulleiterin der St. Töniser Grundschule Corneliusstraße, hat ihre Mutter gebeten, ihr beim Putzen des Klassenraumes zu helfen, um dem schmutzigen Chaos Herr zu werden. In der Katholischen Grundschule haben Lehrerinnen ihre älteren Kinder mitgebracht, die sie beim Saubermachen unterstützt haben, weiß Schulleiterin Sabrina Broll.

Beate Jacobs, Leiterin der Grundschule Hülser Straße, hat kurz vor Ferienende so lange Rabatz gemacht, bis die Putzkolonne kam. "Das Ergebnis war allerdings nicht zufriedenstellen", berichtet Jacobs im Schul- und Kulturausschuss. Auch die Leiter der weiterführenden Schulen im St. Töniser Schulzentrum können ein Lied davon singen, wie das Gebäude verkommt, weil es nicht gründlich geputzt wird. "Und für die Mensa sieht es beim Thema Hygiene auch schlecht aus, wenn das Gesundheitsamt mal unangemeldet kommt", sagt Paul Birnbrich, Leiter des Michael-Ende-Gymnasiums.

Politiker und Öffentlichkeit hätten von diesen gravierenden Missständen, die, wie Beate Jacobs sagt, Schüler- und Lehrergesundheit gefährden, gar nichts erfahren, wenn Sabine Zeuner (CDU) nicht am Ende der Sitzung fast beiläufig gefragt hätte, ob sich die Toilettensituation in den Schulen eigentlich verbessert habe. Als hätten die Schulleiter nur darauf gewartet, ihren Frust zum Thema Sauberkeit und Hygiene in den städtischen Gebäuden los zu werden, brechen die Dämme. "Katastrophe", "unhaltbare Zustände", "verwahrloste Räume" ist da zu hören. Fast scheint es, als sei die Sauberkeit auf den Toiletten, die teilweise seit 30 Jahren nicht mehr saniert worden sind, das geringste Problem. Bürgermeister Thomas Goßen sind die Zustände in den Schulgebäuden bekannt. "Die Nicht-Leistung der Putzkräfte ist ein leidiges Thema - übrigens auch in den Kindertagesstätten", sagt der Bürgermeister. Im nächsten Jahr laufe der Vertrag mit der Reinigungsfirma aus und soll neu ausgeschrieben werden. Für das Nicht-Erbringen der Arbeit erhielt das Unternehmen entsprechend weniger Geld, teilt Goßen auf Nachfrage aus dem Ausschuss mit.

Andreas Kaiser, Leiter der Rupert-Neudeck-Gesamtschule, bricht eine Lanze für die Putzkräfte. "Das liegt nicht am Personal, die Leute haben einfach zu wenig Zeit, um gründlich zu reinigen." Für den billigsten Tarif gebe es nun mal nicht die aufwändigste Leistung. Die Putzintervalle müssten erhöht und die Putzkräfte pro Raum mehr Zeit haben, sagen die Lehrer. Einige sind sich die Schulleiter auch darin, dass die städtischen Gebäude verkommen und die Folgekosten höher seien, als wenn jetzt in die Reinigung investiert werde.

"Welche Qualität wollen wir haben und welche Qualität können wir uns leisten?", fragt Bürgermeister Goßen und schlägt vor, gemeinsam mit dem Schulausschuss Bausteine für die Ausschreibung im nächsten Jahr zu erarbeiten.

Das fordern auch die Politiker. Christa Voßdahls (SPD) geht das aber nicht weit genug. "Die Schulgebäude müssen wieder eine regelmäßige Grundreinigung bekommen", sagt die Politikerin. Die Stadt möge diese Aufgabe in die anstehende Haushaltsdebatte aufnehmen. Seit ein paar Jahren wird diese Leistung aus Kostengründen nicht mehr erbracht.

Anke Jühe von der Grundschule Corneliusstraße gibt noch zu bedenken, dass Schule auch in den Ferien stattfinde und deshalb die Gebäude auch in dieser Zeit geputzt werden sollten.

(RP)
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